Internes Nokia-Memo: "Unsere Plattform brennt"

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Nokia-Chef Stephen Elop vergleicht sein Unternehmen mit einer brennenden Bohrinsel. Er deutet einen radikalen Kurswechsel an. Nokia hätte im "Krieg der Ökosysteme" zu lange die falschen Entscheidungen gefällt.

Bei Nokia brennt der Hut. Wenige Tage, bevor Firmenchef Stephen Elop die neue Strategie präsentieren will, ist ein internes Memo an die Öffentlichkeit geraten. Darin schildert Elop die Geschichte eines Mannes, der sich von einer brennenden Bohrinsel ("oil platform") retten konnte, indem er in den eisigen Atlantik sprang. Auch Nokia würde sich derzeit auf einer "brennenden Plattform" befinden. Als Gründe nennt er Konkurrenten wie Apple, Googles Android und Billighersteller in China. Auf all diese Faktoren hätte Nokia nicht oder falsch reagiert, schreibt Elop. "Wir befinden uns Jahre hinter der Konkurrenz", schlussfolgert der Firmenchef. Das Wall Street Journal, Engadget, der Register und TechCrunch berichten von dem internen Papier.

"Krieg der Ökosysteme"

Elop, der erst im September 2010 zum Nokia-Chef ernannt wurde, hat die vergangenen Monate genutzt, um sich ein Bild über die Probleme seines Unternehmens zu verschaffen. Er sieht einen "Krieg der Ökosysteme", bei dem nicht nur Hard- und Software eine Rolle spielen, sondern auch Entwickler, Anwendungen, Werbung und vieles mehr. "Apple kam 2007 mit dem iPhone heraus und wir haben noch immer kein Produkt, das an es herankommt", konstatiert Elop. Das Apple-Handy hätte das Spielfeld verändert, schreibt der Nokia-Chef. Statt dem etwas entgegenzusetzen, hätte Nokia noch mehr Benzin in sein eigenes Feuer geschüttet, schreibt Elop grimmig. Der Fehler sei gewesen, die Konkurrenz mit Geräten und nicht mit einem Ökosystem zu bekämpfen.

Wechsel zu Windows Phone 7?

Konkrete Gegenmaßnahmen nennt Elop nicht. Er deutet aber einen radikalen Kurswechsel an - den Sprung ins kalte Wasser. Analysten hatten im Vorfeld Nokia geraten, von Symbian zu Microsofts Handy-System Windows Phone 7 zu wechseln. Dass das von Nokia neu entwickelte MeeGo noch eine Chance hat, kann angesichts des Memos bezweifelt werden. Elop kritisiert die Entwicklungsgeschwindigkeit: "Wenn es so weitergeht, haben wir bis Ende 2011 vielleicht nur ein einziges MeeGo-Produkt auf dem Markt." Der Wechsel zu Microsoft wird auch vermutet, weil Elop einst für den Softwarekonzern tätig war.

(db)

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