Studie: Handy-Strahlung regt Hirnaktivität an

Frau mit Handy vor Handysendemast
Frau mit Handy vor Handysendemast(c) www.BilderBox.com (Www.bilderbox.com)
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Hält man ein aktives Gerät länger ans Ohr, steigt der Glukose-Metabolismus in der umgebenden Hirnregion um sieben Prozent an. Welche Auswirkungen das auf die Gesundheit hat, ist noch nicht bekannt.

Verursachen Handys Hirntumore? Gendefekte? Sonstige Schäden? Schlüssig konnte diese Fragen bisher noch kein Forscher beantworten. Eine neue Studie könnte jetzt sowohl Gegnern und Befürwortern solcher Thesen Nahrung bieten. Wie US-Forscher im Journal of the American Medical Association berichten, erhöht sich die Hirnaktivität in den Bereichen, in denen man ein Handy ans Ohr hält. Die Testpersonen wurden 50 Minten einem aktivierten Mobiltelefon ausgesetzt. Ein nicht aktives Handy auf der anderen Seite sorgte für keinerlei Veränderungen der Aktivität.

Handy-Lobby freut sich

Was die Entdeckung für die Gesundheit bedeutet, können die Forscher nicht sagen. "Die Ergebnisse sind von unbekannter klinischer Signifikanz", schreiben sie in ihrer Studie. Sehr zur Freude der Mobilfunkindustrie. Wie Cnet berichtet, sprang der US-Telekomverband CTIA gleich auf diese Aussage auf und strich sie noch einmal heraus. Allerdings ist es doch bemerkenswert, dass Handyaktivität einen nachweisbaren Effekt auf das Gehirn hat. Dementsprechend fordern auch andere Forscher weitergehende Forschungen in dem Bereich. "Die Annahme, dass wir genug Informationen haben, ist komplett falsch", sagt etwa die Gesundheitsforscherung Devra Davis.

Auswirkungen unbekannt

Insbesondere die Langzeitauswirkungen sind komplett unbekannt, sagt auch Nora Volkow, Leiterin des National Institute on Drug Abuse und Co-Autorin der Studie, zur New York Times. Bei ihrer Arbeit handelt es sich um eine der ersten größeren Studien, die dokumentieren, dass die schwache Funktstrahlung von Handys tatsächlich einen Einfluss auf den Metabolismus des Gehirns hat. Volkow selbst gibt zu, dass die Ergebnisse keinerlei Interpretation zulassen, ob die Strahlung negative oder sogar positive Auswirkungen auf das Gehirn hat.

Signifikanter Anstieg

(c) JAMA

Für die Studie wurden 47 Testpersonen mehreren Hirntomografien unterzogen, jeweils mit aktivierten und abgeschalteten Handys. Dabei zeigte sich ein Anstieg des Hirnglukose-Metabolismus von sieben Prozent in den Regionen um das aktivierte Mobiltelefon. Zum Vergleich: Wenn ein Mensch spricht, erhöht sich der Glukose-Metabolismus in seinem Sprachzentrum um zehn Prozent. Die Testpersonen waren aber passiv, die Telefone zwar aktiv, aber auf Stumm geschaltet. Der Anstieg könnte bei einem echten Handy-Gespräch noch weit höher als sieben Prozent sein. Während eines Gesprächs erhöht sich nämlich die Strahlung, sagt der Biotechniker Henry Lai von der Universität Washington in Seattle, zu Sciencenews. Auch andere Faktoren, wie Nähe zu einem Handymast oder Modell des Geräts spielen eine Rolle.

Unbehaglich

Welchen Effekt auch immer diese Stimulierung der Hirnaktivität hat, sie ist für Volkow dennoch Grund zur Sorge. "Ich persönlich mag nicht, wenn mein Hirn von irgendetwas stimuliert wird, das nicht phsysiologisch bedingt ist", sagt die Forscherin. Wer ähnlich wie sie denkt, könne etwa über kabelgebundene Freisprecheinrichtungen telefonieren oder generell die Zeit, die man am Handy verbringt, minimieren, empfiehlt Volkow.

(db)

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