Navigation: Der Weg führt zum Smartphone

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Das Smartphone als Navi zu nutzen wird immer populärer. Zu Online-Lösungen gibt es zunehmend Alternativen, die auch im Ausland attraktiv sind. Nokia streckt seine Fühler in Richtung Android und iPhone aus.

In dem heiß umkämpften Geschäft mit Navigationsgeräten und -lösungen werden die Karten neu gemischt: Auf der einen Seite wird der Markt durch die Übernahme von Navigon durch den früheren Mitbewerber Garmin ausgedünnt, auf der anderen Seite streckt Nokia, das bisher seine kostenlose Navigationssoftware Ovi Maps nur für die eigenen Handys angeboten hat, seine Fühler in Richtung Android und iPhone aus. Der große Vorteil von Nokia Maps gegenüber anderen Navigationsprogrammen für Handys ist zum einen, dass sowohl die Software als auch die Karten kostenlos sind, zum anderen die Offline-Verfügbarkeit des Kartenmaterials.

Handynavigation ohne Roaming

Vor allem im Ausland sind reine Online-Anwendungen wegen der hohen Roaminggebühren so gut wie nutzlos, was Nokia mit seiner gemischten Lösung einen deutlichen Wettbewerbsvorteil beschert: Die Grundfunktionen für Fußgänger und Autofahrer stehen auch ohne Internet zur Verfügung, in Verbindung mit einem Onlinezugang können aber Zusatzdienste wie elektronische Reiseführer, die Verknüpfung mit sozialen Netzwerken sowie in der neuesten Version Live-Services wie Verkehrsinformationen in Echtzeit genutzt werden. Allerdings stehen Letztere bei Nokia erst in wenigen Ländern zur Verfügung – Österreich ist vorerst nicht dabei.

Bisher lief die Software nur auf Nokias eigenen Handys mit dem Betriebssystem Symbian, in Zukunft will der finnische Hersteller seine Navigationslösung auch für iPhone, iPod touch und iPad- sowie für Android-Smartphones zur Verfügung stellen. Realisiert wird dies über den Web-Standard HTML5, eine Betaversion kann von der Nokia-Website auf das Handy geladen werden.

Während Navi-Programme für Handys bei Onlinezugriffen im Ausland die Telefonrechnung belasten, bieten die Hersteller reinrassiger Navis ihre Live-Services für europaweite Flatrates von etwa 50 Euro pro Jahr an. Damit kann man zwar nicht telefonieren oder surfen, aber zumindest sorglos alle integrierten Onlinedienste nutzen – ein wesentlicher Vorteil der „richtigen“ Navis gegenüber den Smartphones. Navigon bietet nun diese Live-Services auch zum Nachrüsten: Für etwa 15 Euro erhält man einen Empfänger, der an ältere Navis angeschlossen wird, inklusive drei Monate Nutzung.

Navigon bietet seine Software schon seit Längerem auch für Smartphones an; der Preis liegt bei etwa 50 Euro. In der aktuellen Version für Android werden Live-Services unterstützt und die Karten vorab auf das Handy geladen.

TomTom brachte erst kürzlich eine neue Version seiner Navigationssoftware für das iPhone auf den Markt, die Routenplanung mit bis zu fünf Zwischenstopps unterstützt. Die Grundversion des Programms für Westeuropa kostet knapp 70 Euro, per Abo gibt es Zusatzdienste wie einen Radarwarner oder Verkehrsinfos.

Garmin hatte zuletzt keine Handyanwendung in seinem Portfolio. Das mit Asus gestartete Projekt nüvifone – ein Navi mit Telefonfunktion – brachte nicht den erhofften Erfolg, da inzwischen fast jedes Smartphone mit einem GPS-Empfänger ausgestattet ist. Die Übernahme von Navigon ermöglicht Garmin nun einen neuen Einstieg in den zukunftsträchtigen Markt der Handynavigation. Wann die ersten Gemeinschaftsprodukte in den Handel kommen, wird aber noch nicht verraten.

Navis als App aufs Handy portiert

Auch Medion setzt auf Handynavigation: So will das Unternehmen die Software seines Outdoor-Navis GoPal S3857 demnächst auch als Android-App anbieten. Da das Programm mit dem kostenlosen Kartenmaterial von OpenStreetMap kompatibel ist, kann der Benutzer beliebige Regionen für seine Wanderungen selbst hinzufügen. Auch eine Android-App für die herkömmliche Straßennavigation hat Medion in seinem Portfolio. Obwohl primär eine Online-Applikation, können bei Fahrten ins Ausland die benötigten Karten vorab auf das Handy geladen werden. Über einen In-App-Shop können weitere Funktionen dazugekauft werden.

Eine originelle Navi-App für Android und iPhone wurde von Route 66 vorgestellt: Das Programm setzt auf Augmented Reality, das heißt, die Handykamera nimmt das reale Straßenbild auf, und die Software legt die Navigationsanweisungen ähnlich wie bei „Wikitude Drive“ darüber. Wikitude Drive gibt es nur als Onlineversion. Bei Route 66 liegen die Daten auf dem Gerät. Das Programm soll laut Hersteller-Website „bald“ auf den Markt kommen.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.garmin.at, http://m.maps.nokia.com

www.navigon.com, www.tomtom.com

http://smartphone.mediongopal.com

www.66.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2011)

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