Milliardär Li Ka-Shing: Mit Plastikblumen zu Hutchison

(c) AP (Lo Sai Hung)
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Der chinesische Milliardär Li Ka-Shing gründete sein Firmenimperium mit Plastikblumen. Heute gehört ihm der Telekom-Konzern Hutchison.

Die Nachricht sorgte 2005 für ein mittleres Erdbeben in der heimischen Mobilfunk-Landschaft: Die deutsche T-Mobile ließ für den Konkurrenten Telering 1,3 Mrd. Euro springen. Seit diesem spektakulären Deal ist es ruhig geworden in der Telekomszene – wenn man von den ruinösen Preisschlachten und der Korruptionsaffäre bei der Telekom Austria einmal absieht.

Jetzt wirbelt ein chinesischer Milliardär die Handyszene wieder gehörig durcheinander und setzt das eingerostete Konsolidierungsschwungrad wieder in Gang: Li Ka-Shing, Gründer und Chef des Hongkonger Mischkonzerns Hutchison Whampoa, zu dem hierzulande der Mobilfunker „3“ gehört, löscht die Marke Orange von der österreichischen Mobilfunklandkarte.

1,3 Mrd. Euro hat Li für den drittgrößten Netzbetreiber springen lassen und ihn mit „3“ fusioniert. (Zu) viel Geld, sagen Skeptiker und räumen ein, dass sich angesichts des übersättigten österreichischen Handymarkts auch mit einem Unternehmen, das mit 2,8 Millionen Kunden deutlich zur Nummer zwei, T-Mobile (3,9 Millionen Kunden), aufschließen würde, keine goldene Nase mehr verdienen lässt.

Ein gutes Investment im smartphone-süchtigen Europa, meinen wiederum jene, die den Unternehmer und seine Finanzkraft kennen. 2011 schätzte das „Forbes“-Magazin sein Vermögen auf 26 Milliarden Dollar – auf der Liste der reichsten Menschen nimmt Li Rang 14 ein. Orange könne Li Ka-Shing daher aus der Portokasse stemmen.

Flucht vor Japanern.
Für lukrative Geschäfte hatte der Chinese schon immer ein gutes Näschen – so baute der einst vor den japanischen Besatzern aus Südchina nach Hongkong geflohene, bettelarme, junge Mann sein Wirtschaftsimperium auf. Es war in den 1950er-Jahren, als Li seine erste Firma gründete. Sie hieß Cheung Kong – Langer Fluss. Mit Schifffahrt hatte sie aber nichts zu tun. Vielmehr ging es um Plastikblumen. Wenige Jahre später dominierte Li das Geschäft mit der unverwüstlichen Heimdekoration, setzte Millionen um und exportierte sogar in die USA.

Die Gewinne steckte er nicht in das Stammgeschäft, sondern er diversifizierte: zuerst in Immobilien und Grundstücke, dann in Häfen, Handelsketten, Infrastruktur und letztlich Telekommunikation. Cheung Kong blieb das Vehikel. 1972 brachte er die Holding an die Börse. Sieben Jahre später beteiligte sich Li an Hutchison Whampoa und wurde deren Boss. HWL, wie das Imperium des 83-jährigen Selfmademan kurz genannt wird, trägt viel zu dem an Superlativen reichen chinesischen Wirtschaftswunder bei. Hutchison Port und Hutchison International Terminals sind die weltweit größten Hafeninvestoren und -betreiber. Die Sparte agiert in fünf der sieben verkehrsreichsten Containerhäfen. Immobilien und Hotels bilden das zweite Standbein, der Einzelhandel (mit Beteiligungen an Rossmann und Marionnaud) das dritte, Energie und Infrastruktur das vierte.

Lange bevor vom Handyboom die Rede war, steckte Li viel Geld ins Mobilfunkgeschäft. Und zwar nicht nur in seiner Heimat Hongkong und in Asien, sondern unter der Marke „3“ auch in Europa. Vor allem in Deutschland mischte er von Anfang an mit. 1992 beteiligte sich HWL an einem Unternehmen, das vom späteren Deutsche-Telekom-Boss René Obermann gegründet worden war. Diese Firma wurde 1998 an die britische Orange verkauft, die sich bereits im Besitz von Hutchison befand. Im Jahr 2000 landete Orange nach einer Zwischenstation bei Mannesmann schließlich bei der France Telekom. Li kehrt jetzt mit Orange Austria also zu den Wurzeln seines europäischen Telekom-Engagements zurück.

Dem Verkauf von Orange an die Franzosen ging ein milliardenschwerer Übernahmekampf um den deutschen Mannesmann-Konzern voraus, der bis dahin nie gesehene Dimensionen erreichte. Und Li spielte bei diesem Kampf im Hintergrund eine Schlüsselrolle. Als die britische Vodafone 1999 ihre Fühler nach dem deutschen Mischkonzern ausstreckte, beschloss der damalige Mannesmann-Chef Klaus Esser, als Abwehrmaßnahme kurzerhand Orange als Giftpille zu übernehmen. Damit sollte Mannesmann für Vodafone zu teuer und unattraktiv werden, da zu diesem Zeitpunkt klar schien, dass Vodafone nach einer Mannesmann-Übernahme Orange unter großen Verlusten hätte weiterverkaufen müssen.

Esser legte für Orange 60 Milliarden D-Mark auf den Tisch – wie sich bald herausstellte, vergebens. Denn Vodafone ließ nicht locker. Prämien von unglaublichen 60 Millionen Euro an Esser und andere Mannesmänner gaben den Verhandlungen die entscheidende Wende in Richtung Vodafone. Das Geld soll HWL lockergemacht haben.

Pokerface Li kommentierte dies nie in der Öffentlichkeit.
Vodafone musste im Jahr 2000 − wie erwartet − aus Kartellrechtsgründen Orange weiterverkaufen; Käufer war die France Telecom. Ende Mai 2000 wurde Orange für 26,9 Mrd. Pfund (ca. 84 Mrd. Deutsche Mark) von Vodafone an die France Telecom verkauft – weitaus mehr als erwartet. Der bescheiden wirkende Mann aus Hongkong hatte einmal mehr einen lukrativen Deal gelandet.

Durch die nun durchgeführte Übernahme von Orange Austria durch seine österreichische Tochter „3“ erfüllt Li nun den seit Jahren geäußerten Ruf nach einer Konsolidierung.

Österreichs kleiner Handymarkt hatte einst fünf Anbieter – die Diskontmarken Bob und Yesss gar nicht gezählt. Der beinharte Wettbewerb ließ zwar die Tarife um rund ein Drittel purzeln – zur Freude der Konsumenten. Aber die Unternehmen kamen nicht aus den roten Zahlen, zumal sie Milliarden in den Netzausbau stecken mussten. Wegen des fusionierten "Meganetzes" hat T-Mobile allerdings beim EuGH Beschwerde eingebracht. T-Mobile geht es dabei nicht um die Übernahme selbst, sondern um die neue Aufteilung der UMTS-Frequenzen am heimischen Markt.

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