3-Chef: Ohne Orange-Frequenzen kein LTE-Ausbau

Hutchison 3G Austria CEO Trionow briefs the media in Vienna
Hutchison 3G Austria CEO Trionow briefs the media in Vienna(c) REUTERS (Herwig Prammer)
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Jan Trionow versucht die Bedenken der Wettbewerbshüter zu zerstreuen. Die geplante Übernahme hängt vom Verkauf von Yesss an A1 ab. Platzt der Deal würde der Markt leiden, sagt der 3-Chef.

Österreichs kleinster Mobilfunker 3 geht in die Offensive. Nachdem kritische Stimmen der Wettbewerbsbehörde wegen des beabsichtigten Kaufs des Konkurrenten Orange laut geworden waren, bemüht sich 3-Chef Jan Trionow, die Vorzüge des Deals herauszustreichen. Mit den von Orange erworbenen Frequenzen könne etwa erst so richtig die neue Funktechnik LTE ausgebaut werden. Er sei sehr zuversichtlich, dass trotz der mehrfach geäußerten Bedenken der BWB der Deal durchgeht. Es gebe derzeit "gute inhaltliche Gespräche" mit den Behörden. Deren Warnungen bezeichnet Trionow als "Säbelrasseln". Er geht von einer Entscheidung, egal in welche Richtung, bis Mitte 2012 aus. Die Dinge würden sich derzeit "planmäßig" entwickeln.

"Gefällt uns nicht, aber wir bekommen Geld"

Stein des Anstoßes ist der Verkauf der Billigmarke Yesss an den Marktführer A1. Dieser zahlt dafür und für 734 Basisstationen und Teile der Orange-Frequenzen 390 Millionen. "Das A1-Netz wird dadurch besser", gibt Trionow zu und bestätigt damit einen Teil der BWB-Bedenken. "Das gefällt uns zwar nicht, aber wir bekommen Geld dafür." Geld das 3 braucht, um die gesamte Kaufsumme von 1,3 Milliarden Euro für Orange aufbringen zu können. Die Behörde befürchtet, dass A1 durch die 740.000 Yesss-Kunden ein zu großer Ausbau seiner Marktführerschaft ermöglicht wird, wodurch der Wettbewerb leiden könnte. T-Mobile wurde Yesss auch angeboten, so Trionow, aber: "die kriegen kein Geld mehr aus Bonn." Und der rosa Konkurrenz könne nicht erwarten, "Dinge geschenkt zu bekommen". Dass die Orange-Mutter France Telecom und der Mehrheitseigentümer Mid Europa Partners noch einmal beim Kaufpreis runtergehen, damit sich 3 auch noch Yesss leisten kann, sieht Trionow als "unrealistisch" an.

LTE-Ausbau ohne Orange-Frequenzen sinnlos

LTE

Genau das sieht 3 aber anders. Für den Mobilfunker ist der Deal überlebenswichtig, um in Zukunft noch eine Rolle spielen zu können. Denn im Herbst werden die bestehenden Funkfrequenzen für GSM-Telefonie (900 und 1800 MHz) für die neue Übertragungstechnik LTE freigegeben. Von diesen besitzt 3 aber keine einzige. Mit dem Kauf von Orange würde das Unternehmen aber ausreichend Frequenzen erhalten, um konkurrenzfähig zu bleiben. "Wir wickeln schon jetzt 45 Prozent aller österreichischen Megabytes ab, haben aber nur die Hälfte der Frequenzen", klagt Trionow. Sollte der Kauf nicht klappen, würde 3 LTE lediglich im nur für Ballungsräume brauchbaren 2,6-GHz-Band ausstrahlen können. "Wir würden die regulatorisch geforderten 25 Prozent der Bevölkerung abdecken", sagt Trionow. Mehr würde sich unter diesen Voraussetzungen nicht auszahlen. Auch bei Orange schaut es mit Geld für Investitionen nicht gut aus, sollte der Deal platzen. Das Unternehmen stockt schon seit einiger Zeit beim Netzausbau, die Eigentümer zeigen sich knausrig. "Long Term Evolution" ist ein neuer Standard für mobiles Breitband-Internet. LTE verspricht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde statt derzeit gängiger HSDPA-Raten von 7,2 Megabit pro Sekunde. In Österreich gab es bereits erste Testläufe. Der noch schnellere Nachfolger "LTE Advanced" wurde auch bereits in Ausicht gestellt.

Millionen-Investitionen geplant

Geht der Orange-Kauf und die Abspaltung von Yesss an A1 hingegen durch, will 3 noch einmal ordentlich Geld in die Hand nehmen. Von einem dreistelligen Millionenbetrag, aber "weniger als 500 Millionen" spricht Trionow, die Hutchison 3G, die Mutterfirma von 3, aufbringen will, um LTE in Österreich auszubauen. Dafür seien die 1800 MHz von Orange ideal, sagt Trionow. Die mit der digitalen Dividende kommenden TV-Frequenzen, die im Herbst ebenfalls versteigert werden sollen, würden zwar eine gute Versorgung am Land ermöglichen. Es gebe aber nicht genug davon, um damit LTE sinnvoll landesweit und mit der vollen Geschwindigkeit ausbauen zu können.

Preissturz wird gebremst

Nach der Übernahme wäre 3 mit einem Anteil von 22 Prozent immer noch kleinster Marktteilnehmer hinter A1 und T-Mobile mit 47 beziehungsweise 31 Prozent. Trionow sieht hier eine "schöne Asymmetrie", die genug Anreize für aggressiven Wettbewerb bieten würde. Er will 3 auf 30 Prozent Marktanteil bringen. Das wird in Zukunft aber wohl mehr über Leistungen und subventionierte Handys ablaufen. Die Preisentwicklung im Mobilfunkmarkt flacht langsam ab. Dennoch telefonieren Österreicher immer noch um das fünffache günstiger als deutsche Handykunden.

Brüssel bevorzugt

Gleich drei Behörden müssen 3 und A1 noch gnädig stimmen, bevor der fertig ausgehandelte Kauf abgeschlossen werden kann. Neben der BWB müssen noch die österreichische Telekom Control Kommission und die EU-Kommission grünes Licht geben. Trionow lässt im Gespräch durchblicken, dass ihm ein Verfahren in Brüssel lieber wäre. Die Voraussetzungen dafür seien gegeben. "Die Kommission hat schon bisher alle Mobilfunk-Zusammenschlüsse an sich gezogen", sagt der 3-Chef. Es sei aber "auch eine Möglichkeit", das Verfahren komplett in Wien abzuwickeln.

Auch bei Platzen kein Rückzug

Platzt der Deal, würde 3 aber weiterhin im österreichischen Markt bleiben. "Dann würde aber der Markt vor sich hindümpeln", gibt sich Trionow düster. Er geht auch davon aus, dass Orange in diesem Fall nicht verschwinden würde. Mangels Innovationskraft würden darunter aber Kunden beider Unternehmen leiden.

(db)

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