Nokia Lumia 900: Gemischte Gefühle bei US-Testern

 Lumia 900 im Test
Lumia 900 im Test(c) AP (Julie Jacobson)
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Während das Design überzeugt, enttäuscht die Kamera. Windows Phone wird nicht von allen positiv aufgenommen. Die flotte LTE-Verbindung fällt positiv auf, wäre aber in Österreich unbrauchbar.

Nokias große Smartphone-Hoffnung, das Lumia 900, startet in den USA. Mehrere Medien haben das Gerät bereits vorab testen dürfen. Die großen Konkurrenten heißen Apple und Google, deren iPhones beziehungsweise Android-Smartphones sich derzeit rund 80 Prozent des US-Markts teilen. Für den finnischen Hersteller ist das Gerät enorm wichtig, da er damit im US-Markt wieder Fuß fassen will. Und für Microsoft stellt das Lumia 900 eine Chance dar, die bisher magere Verbreitung des hauseigenen Handy-Betriebssystems Windows Phone zu verbessern.

Langsamer Prozessor

Die aktuellen "Urmeter" der Konkurrenz sind das iPhone 4S und das Galaxy Nexus. Im Vergleich zu diesen besitzt das Lumia 900 ein paar Nachteile. Einerseits verfügt es nur über einen Single-Core-Prozessor. Die anderen Flaggschiffe dürfen bereits auf zwei Rechenkerne zugreifen. Wie Ars Technica in einem ausführlichen Test zeigt, merkt man das insbesondere beim Laden von Websites und bei deren Seitenaufbau. Während etwa das Galaxy Nexus nur zwei Sekunden im SunSpider-Benchmark benötigt, sind es beim Lumia 900 fast sieben. Im alltäglichen Gebrauch wird man davon aber wenig merken, da Windows Phone von sich aus schon sehr flott auf Eingaben reagiert. Auch das Abspielen von Videos klappt nach Angaben der Tester problemlos und ohne Ruckeln.

Hübsch und einzigartig

Der größte Pluspunkt für das neue Nokia-Handy ist sein Äußeres, darin sind sich die Tester einig. Gizmodo nennt es in Kombination mit der Windows-Phone-Designsprache das "Handy der Zukunft". Es gibt derzeit kein Premium-Smartphone auf dem Markt, das derart aus der Masse heraussticht und ein so gutes Design bietet. Auch der für das Gehäuse verwendete Polycarbonat-Kunststoff findet Anklang. Das war allerdings zu erwarten, da dieser Punkt bereits beim schon erhältlichen Mittelklasse-Gerät Lumia 800 positiv auffiel.

Enttäuschende Kamera

Weniger positiv in fast allen Tests fällt die Kamera auf. Zach Epstein von Boy Genius Report zeigt sich sogar "absolut schockiert" von der Kamera. Während andere Hersteller, wie etwa HTC mit seiner neuen One-Serie und auch das iPhone 4S oder Galaxy Nexus große Fortschritte bei der Fotoqualität gemacht haben, gibt es bei Nokia offenbar Aufholbedarf. Die Farben wirken blass, der Fokus reagiert nicht immer korrekt und bei Nahaufnahmen werden die Bilder nicht wirklich scharf. Enttäuschend von einem Hersteller, der sich seit Jahren Kamera-Kompetenz auf die Fahnen geschrieben hat. Dennoch zeigte sich Engadget von der Qualität der Fotos angetan.

LTE nur für USA geeignet

Dafür wird die LTE-Fähigkeit des Lumia 900 lobend erwähnt. Allerdings besteht in den USA dasselbe Problem wie in Österreich: Der Ausbau ist noch recht sporadisch. Und selbst wenn ein US-Modell sich hierzulande verirren würde, könnte es LTE nicht nutzen. Nokia verbaut ein Modul, das die Datenfunktechnik auf anderen Frequenzen nutzt hierzulande erlaubt wäre. Dasselbe Problem besteht beim aktuellen iPad-Modell. Die Variante des Lumia 900, die nach Öterreich kommen wird, wird keine LTE-Funktion bieten.

Großer Touchscreen

Der große 4,3-Zoll-Touchscreen löst gemischte Gefühle aus. Manche Tester loben den Kontrast und die gute Ablesbarkeit (selbst im Sonnenlicht). Andere wiederum beschweren sich über übersättigte Farben und die Tatsache, dass die Auflösung von 800 x 480 Bildpunkten bei einem Oberklasse-Smartphone heutzutage nicht mehr zeitgemäß sei. Das Galaxy Nexus oder die One-Topmodelle von HTC bieten bereits 1280 x 720 Pixel bei vergleichbarer Bildschirmgröße. Und das iPhone 4S bietet nach wie vor eine enorme Pixeldichte dank seines "Retina Display".

Keine Schonfrist mehr für Windows Phone

Kern des Geräts ist, neben seiner Hardware, das Windows-Phone-Betriebssystem. Viele Tester bezeichnen es als willkommene Abwechslung zu Apples iOS oder Googles Android. Nicht so The Verge. Hier werden Design-Fehler angesprochen, wie etwa das eher spartanische Benachrichtigungssystem. Im Gegensatz zur Hardware könne die Software nicht überzeugen. Und es sei an der Zeit, gegenüber Windows Phone nicht mehr ein Auge zuzudrücken, weil die Software vergleichsweise spät auf den Markt kam.

Für Smartphone-Einsteiger geeignet

In den USA kann Nokia hoffen, sich durch den günstigen Preis in den Markt zu stemmen. Gemeinsam mit dem Betreiber AT&T wird das Lumia 900 für gerade einmal 99 Dollar samt Vertrag angeboten. Für Smartphone-Einsteiger empfehlen viele Tester das Gerät sogar ohne Bedenken. Für Veteranen auf dem Markt wird sich die Frage eines Systemwechsels ohnehin kaum stellen. Viele haben bereits eine Menge Geld in Apps gesteckt, wodurch sie an das jeweilige Ökosystem gebunden sind. Um sie zu überzeugen müssten Nokia und Microsoft wohl noch etwas besseres als das aktuelle Angebot auftischen.

(db)

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