Orange-Kauf verzögert Handyfrequenz-Neuvergabe

Orange-Kauf verzögert Handyfrequenz-Neuvergabe
Orange-Kauf verzögert Handyfrequenz-NeuvergabeREUTERS (Heinz-peter Bader)
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Das "Refarming" der Frequenzen 800, 900 und 1800 Megahertz wird wegen der Übernahme des Mobilfunkers durch den Konkurrenten 3 verschoben. Die Betreiber warten schon lange auf die Neuvergabe.

Die Telekom-Control-Kommission (TKK) vergibt die Handyfrequenzen doch nicht im September 2012 neu. Wie die Behörde in einer Aussendung mitteilte, verschiebt sich die Neuvergabe, auch "Refarming" genannt wegen der geplanten Übernahme von Orange durch 3.Immerhin seien drei der vier heimischen Anbieter an der Transaktion beteiligt. Die Orange-Diskontmarke Yesss! wird nämlich von A1 übernommen. Eine zu frühe Vergabe könnte, wenn der Deal erst danach abgeschlossen wird, zu einer Wettbewerbsverzerrung führen, fürchtet die TKK. Da "nicht absehbar" sei, wie lange es dauert, bis der Orange-Deal von den Wettbewerbshütern genehmigt wird, gibt es nun auch keinen Termin für das Refarming.

Neue Möglichkeiten mit neuen Frequenzen

Die Mobilfunker warten schon seit Jahren auf die Neuvergabe. Steigende Nutzungsintensitäten, insbesondere beim Datenfunk, belasten die Netze immer weiter. Und auch in Hinblick auf die Datenfunktechnik LTE, deren Ausbau bisher nur minimal vorangetrieben wurde, sind die Frequenzen interessant. Je niedriger diese sind, desto weiter kann das Signal getragen werden. Daher sind die 800, 900 und 1800 Megahertz, die von der TKK neu vergeben werden, deutlich interessanter als die 2,6 Gigahertz, auf denen LTE bislang nur erlaubt war. In anderen Ländern, wie etwa den USA, darf auch auf 2,1 GHz mit LTE gefunkt werden. Dieses Frequenzband bleibt in Österreich allerdings dem 3G-Mobilfunk vorbehalten.

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Für 3 ist sowohl der Kauf von Orange als auch das Refarming essenziell. Sofern der Anbieter keine neue Frequenzausstattung erhält (bisher besitzt er nur 2,1 und 2,6 GHz), werde man LTE nur mit dem regulatorischen Minimum ausbauen, kündigte Firmenchef Jan Trionow an. Auch Orange-Chef Michael Krammer erklärte, ohne Erlaubnis, LTE auf anderen Frequenzen als den 2,6 GHz auszuschicken, werde man "keine einzige Antenne mehr" aufstellen, als für die für regulatorisch vorgeschriebenen 25 Prozent Abdeckung der Bevölkerung nötig sind.

Digitale Dividende muss warten

Bisher durfte auf den Frequenzen 900 und 1800 MHz nur GSM-Mobilfunk genutzt werden. Die 800 MHz sind die sogenannte Digitale Dividende, frei werdende Frequenzen des Analog-Fernsehens, die nicht mehr genutzt werden. Diese hätten jetzt im September neu vergeben werden sollen. Nun ist die Auktion auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Die Netzbetreiber würden gerne noch weiter hinunter gehen und bis 700 MHz ihre Gespräche, SMS und Datenpakete durch den Äther schicken. Hier kommt aber Kritik von Rundfunkbetreibern und Unternehmen, die Funkmikrofone nutzen. Dadurch würden ihre Technologien gestört werden, argumentieren sie.

Wettbewerbshüter am Zug

Die TKK erklärte, dass man grundsätzlich bereit sei, die Neuvergabe jederzeit zu beginnen, sobald der Orange-Verkauf abgeschlossen ist. Nun liegt der Ball also bei der Bundeswettbewerbsbehörde und der EU-Kommission, die beide für die Bewertung des Deals zuständig sind. Bis es hier keine Entscheidung gibt, schwebt die gesamte heimische Mobilfunkbranche in der Luft. Knackpunkt scheint dabei Erwerb von Yesss! durch A1 zu sein. Die BWB befürchtet, dass der Marktführer dadurch seine Macht zu stark ausbauen könnte. 3 hatte aber erklärt, dass der Verkauf der Diskontmarke eine Bedingung für den Kauf von Orange sei.

(db)

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