HTC One im Test: Designerstück mit Foto-Qualitäten

HTC One im Test: Designerstück mit Foto-Qualitäten
HTC One im Test: Designerstück mit Foto-Qualitäten(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
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Ein edles Gehäuse und eine ungewöhnliche Kamera zeichnen das neue Android-Smartphone aus. Aber reicht das gegen die starke Konkurrenz? DiePresse.com hat das Gerät getestet.

Wie wehrt man sich gegen eine Übermacht? HTCs Verkaufszahlen sinken, während Samsung einen Höhenflug nach dem anderen verbuchen kann. Für den taiwanesischen Hersteller lautet die Antwort: Konzentration auf das HTC One, ein Smartphone-Modell, das alle Stückerl spielen soll. Apple hat es mit dem iPhone vorexerziert. Seitdem sind aber schon einige Bits und Bytes über mobile Datenfunkverbindungen geschickt worden. Verzweiflungstat oder geschickter Schachzug? DiePresse.com hat das neue HTC One, das vielleicht letzte große Aufgebot des Herstellers, getestet.

Teure Fertigung

Schon wenn man es in die Hand nimmt, merkt man, dass HTC eine Menge Energie in das One gesteckt hat. 143 Gramm wiegt das schlanke Gerät mit seinem durchgestylten Aluminium-Unibody. Gefertigt wird er aus einem Block des Materials in knapp dreieinhalb Stunden langer Fräsarbeit. Allein für die Gewinnung des Rohaluminiums werden rund zwei Kilowattstunden Strom benötigt. Hinzu kommen noch die neuen Werkzeuge, die der Hersteller selbst entwickelte, um dem HTC One die Form zu geben, die es hat. Allein in dem Gehäuse steckt also schon sehr viel Aufwand. Das Ergebnis ist beeindruckend und hebt HTC auf eine Ebene, auf der früher nur Apple und sonst nicht viele andere Hersteller unterwegs waren.

Vierkern-Prozessor und 1080p-Display

Im Kern bleibt das HTC One aber ein Android-Smartphone und kein Designerstück. Und als solches muss es weit mehr befriedigen als das Gefühl, etwas wertvolles in der Hand zu haben. HTCs setzt daher auf ein 4,7-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten. Angetrieben wird das Gerät von einem Vierkern-Prozessor mit 1,7 Gigahertz Taktfrequenz. Beim Speicherplatz werden 32 Gigabyte angeboten. Aufrüsten lässt sich dieser nicht. Aufgrund des Designs lassen sich weder der Akku (dessen 2300 mAh für einen üblichen Benutzungstag gut reichen) tauschen noch der Speicher mit MicroSD-Karte erweitern. Beides Dinge, die der Hauptkonkurrent, das Galaxy S4, ermöglicht.

Android nicht ganz aktuell

Googles Android-Betriebssystem, das nach Jahren in Apples Fahrwasser derzeit den Smartphone-Markt dominiert, ist inzwischen schon auf Version 4.2, HTC setzt beim One aber noch immer auf Android 4.1.2, selbst in der aktuellsten Version seiner Firmware für das Gerät. Grund ist unter anderem die Oberfläche HTC Sense 5, die der Hersteller über das Grundgerüst von Google legt. Die Anpassungen sind optisch dezent und unterstreichen die edle Note des HTC-Flaggschiffs. Schwarz und Weiß dominieren das Aussehen.

Button-Verwirrung

Eine Anpassung die ärgert, sind die Buttons an der Unterseite des Geräts. Seit Android 4.0 "Ice Cream Sandwich" bietet Google die Möglichkeit, die Tasten für "Home", "Zurück" und die Multitasking-Ansicht softwareseitig anzuzeigen. Der früher verbreitete Menü-Button (an dem Samsung zum Beispiel festhält) ist eigentlich obsolet geworden. HTC geht aber wieder einen anderen Weg. Die Buttons für "Home" und "Zurück" sind fix im Gehäuse als Softkeys integriert. Ins Multitasking kommt man nur durch doppeltes Drücken der "Home"-Taste. In der Mitte prangt das HTC-Logo, das keinerlei Funktion besitzt. Verschwendeter Platz und ein bisschen verwirrend, weil die meisten Smartphone-Nutzer sich daran gewöhnt haben, durch Drücken der mittleren Taste eines Smartphones zurück zum Startbildschirm zu kommen.

Nachrichtenstrom am Startbildschirm

Kern der neuen Benutzeroberfläche von HTC Sense 5 ist Blinkfeed, eine Funktion, die diverse Nachrichten- und Social-Media-Quellen direkt auf den Startbildschirm bringt. Das Design wirkt ein wenig wie eine Mischung als Flipboard und den Live Tiles von Windows Phone. Bei unserem Testgerät waren vorrangig Quellen aus Deutschland verfügbar, "Österreich" gab es nur als Zusatzoption in den Themenkategorien. Im Alltag lud Blinkfeed nicht immer sofort nach, wenn man das Gerät aus dem Standby weckte, bot sonst aber eine gute Zusammenstellung aus den gewählten Themen. Sollte man die Funktion überhaupt nicht haben wollen, kann man sie lediglich auf einen anderen Homescreen verschieben. Das ist über das intuitive HTC-Interface möglich, das sowohl die Anzahl der Startbildschirme als auch die Platzierung der Widgets ermöglicht. Komplett deaktivieren lässt sie sich nicht.

Stereo-Ton für Video-Wiedergabe

Dank des Vierkern-Prozessors ist die Leistung des HTC One durchaus ordentlich. Bei Spielen und Videos kommt noch ein Designelement zum Tragen: Die Stereo-Lautsprecher. Die Entwickler des Geräts haben am oberen und unteren Ende Lautsprecher eingebaut, wodurch das neue Flaggschiff im Querformat Stereo-Ton korrekt wiedergibt. Für das Wohl der Mitmenschen wird man das aber nur Daheim oder beim Video-Vorführen für Freunde nutzen können. In öffentlichen Verkehrsmitteln sind Kopfhörer das Audio-Wiedergabemittel der Wahl.

Eigenwillige Kamera

Eines der Dinge, mit denen sich HTC von der Konkurrenz abheben will, ist die Kamera. Keine Megapixel-Angaben sind zu finden, stattdessen lässt der Hersteller laut verkünden, das Gerät würde einen "UltraPixel"-Sensor nutzen, der größere Bildpunkte nutzt, um mehr Licht einfangen zu können. Hinzu kommt ein Bildstabilisator, um potenziell Fotos im Halbdunkel noch hell und detailreich gestalten zu können. Die Spezialfunktion Zoe nimmt drei Sekunden lang gleichzeitig ein Video und Fotos auf. Die Vorschaubilder in der Alben-Ansicht werden dadurch animiert, wodurch das Ganze "lebendig" wirken soll - hofft zumindest HTC.

Technik-Telegramm: HTC One

4,7 Zoll, 1920 x 1080, 1,7 GHz Quadcore, 2300 mAh Akku, 4 MP "UltraPixel"-Kamera, 32 GB Speicher, Android 4.1.2, HTC Sense 5

Kommen wir zuerst zum Technischen: Üblicherweise sind einzelne Pixel eines Kamerasensors in Smartphones sehr klein. Beim Nokia Lumia 920, dessen Kamera für ein Smartphone als sehr gut gilt, sind es 1,4 µm Durchmesser. Beim HTC One werden Pixel mit 2,0 µm genutzt. Dadurch steigt zwar die Lichtmenge, die das Gerät einfangen kann, aber die mögliche Auflösung sinkt. Und zwar auf rund vier Megapixel. Das Problem dabei: Durch die geringe Auflösung sind Artefakte, etwa durch Bildrauschen (ab ISO 400), eher sichtbar und Ausschnitte werden nicht so detailreich. Allerdings werden Smartphone-Fotos in den meisten Fällen ohnehin nur verkleinert mit Freunden auf Facebook oder anderen Plattformen geteilt.

Beeindruckende Fotos

Unabhängig von diesen Nachteilen macht das HTC One aber sehr gute Fotos für ein Smartphone, insbesondere bei dunklen Lichtverhältnissen. Auch im Zusammenhang mit dem Blitz macht das Gerät Bilder, die im Vergleich zu anderen Konkurrenten bessere Farbtreue und Belichtung liefern. Schade ist, dass es keinen speziellen Auslöseknopf gibt, wie etwa bei Windows Phones. Dafür ist die Software vollgestopft mit Einstellmöglichkeiten. Fokussieren oder Auslösen beim Berühren des Bildschirms sind genauso möglich wie Gesichtserkennung, Geotagging oder der automatische Lächel-Auslöser.

Fazit: Top-Produkt mit starker Konkurrenz

Das HTC One ist ein Gerät für stilbewusste Lifestyle-Nutzer. Es schaut gut aus, liegt gut in der Hand und wird seinem Premium-Anspruch durch die Leistung auch gerecht. Auf dem Papier und in Benchmarks hat das Galaxy S4 die Nase vorn. Bei der täglichen Benutzung wirkt das HTC One aber nicht so, als würde ihm in irgendeinem Bereich etwas fehlen. Nicht alle Nutzer werden mit Blinkfeed glücklich werden, auch wenn man den Mut des Herstellers anerkennen muss, mal etwa anderes für den Android-Startbildschirm zu versuchen. Das HTC One hat aber ein großes Problem: Es gibt mit iPhone 5, Galaxy S4 und Lumia 920 zahlreiche andere sehr gute Smartphones auf dem Markt, und sie alle sind bei heimischen Händlern lagernd und lieferbar. Mit einem Preis jenseits der 600 Euro ohne Vertrag ist das HTC One nach dem iPhone 5 auch das teuerste Modell. Es wäre allerdings schade, wenn das Gerät ein kommerzieller Flop werden würde. Denn HTC hat für andere Hersteller die Latte beim Design ein Stück höher gelegt.

(db)

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