Huawei Ascend P6 im Test: Schönheit mit Schwächen

Huawei Ascend Test Schoenheit
Huawei Ascend Test Schoenheit(c) Presse Digital (Sara Gross)
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Das neue Android-Smartphone ist extrem schlank und sieht gut aus. Allerdings muss man Abstriche machen, insbesondere was Technologien wie LTE und NFC betrifft.

Smartphones sind inzwischen nicht einfach nur nützliche digitale Lebensbegleiter, sondern haben sich zum Style-Accessoire entwickelt. Genau in diese Kerbe schlägt auch das Ascend P6 des chinesischen Herstellers Huawei mit seinem schlanken (nur 6,18 Millimeter dünn), wohlgeformten Aluminiumgehäuse. Hinzu kommt ein 1,5-GHz-Vierkern-Prozessor, 2 GB Arbeitsspeicher und ein 720p-Display mit einer Diagonale von 4,7 Zoll. Ideale Voraussetzungen also für ein Top-Gerät. Oder doch nicht?

Wertig mit Kanten und Rundungen

Geräte aus China galten lange Zeit als billige Plastik-Klone von etablierten Geräten. Doch dieser Gedanke kommt nicht einmal ansatzweise, wenn man das P6 in die Hand nimmt. Wertige Materialen und ein durchaus eigenständiges Design mit der Rundung an der unteren Gerätekante heben es angenehm vom Einheitsbrei ab. Der Form fiel aber ein bisschen die Funktion zum Opfer. Micro-SIM und MicroSD-Schacht lassen sich auf den ersten Blick nicht unterscheiden. Das liegt daran, dass Huawei das Ascend P6 in ausgesuchten Märkten als Dual-SIM-Model anbietet.

Nett ist die Idee, den Stift zum Öffnen dieser Schächte ins Gerät zu integrieren. Da er aber recht winzig und schlecht zu greifen ist, verabschiedete er sich im Test gleich einmal auf den Redaktionsboden und wurde erst nach minutenlangem Suchen zwischen Staub, Kabeln und alten Ausdrucken gefunden. Noch dazu lässt sich ein Kopfhörer nur nutzen, wenn man den Stift entfernt. Denn er steckt im Audio-Ausgang.

Technische Abstriche

Die Schlankheit des Ascend P6 fordert aber noch an anderer Stelle ihren Tribut. Der Akku lässt sich nicht ohne weiteres wechseln. Dieses Manko findet man aber inzwischen bei einer Vielzahl namhafter Hersteller. Es gibt keinerlei Vorbereitung für LTE, das nächstes Jahr in Österreich so richtig durchstarten soll. Und die drahtlose Funktechnik NFC ist auch nicht integriert. Huawei wird wohl diese Abstriche gemacht haben, damit das Gerät trotz seines großen 4,7-Zoll-Touchscreens relativ kompakt bleibt. Und in der Tat liegt es auch recht gut in der Hand.

Android mit Einschränkungen

Als Betriebssystem nutzt Huawei Android 4.2.2 "Jelly Bean" und ergänzt es um seine eigene Benutzeroberfläche "Emotion UI". Hier wird man wieder an das Vorurteil der "Kopier-Chinesen" erinnert, denn hier gibt es dermaßen viele Anlehnungen an Apples iPhone-Betriebssystem iOS, das es fast schon unheimlich ist. Das geht sogar so weit, dass es den App-Drawer nicht mehr gibt. Anstatt (wie bei Android sonst üblich) nur ausgesuchte Apps auf den Startbildschirm zu holen, sind alle dort versammelt - ganz wie beim iPhone. Geübte Android-Nutzer verwirrt das anfänglich und es sorgt auch für etwas Unordnung auf den Startbildschirmen. Auf diesen tummeln sich bereits etliche Zubehör-Apps, etwa ein Taschenrechner, Sprachaufnahme und eine Taschenlampen-App.

Leistung hinter den Erwartungen

Vermutlich liegt es an Huaweis Anpassungen, dass das Ascend P6 nicht die erwartete Leistung bringt. Trotz Quad-Core-Chip ruckeln die Scroll-Übergänge stellenweise. Spiele laufen großteils flüssig, viele Modelle anderer Hersteller mit vergleichbarer Prozessorleistung können das aber besser. In diversen CPU-Benchmarks ist das P6 oft hinter Samsungs mehr als ein Jahr altem Galaxy S3. Im SunSpider-Benchmark, der ein gutes Indiz für die Browser-Leistung ist, fällt das Huawei-Modell mit seinem Standard-Browser weit zurück. Nutzt man als Alternative Google Chrome, verbessert sich das allerdings.

Solide Kamera

Bildseitig bietet das Ascend P6 mit einer 8-Megapixel-Kamera auf der Rückseite gute Standard-Kost. Zahlreiche Einstellmöglichkeiten werden geboten, die Bildqualität ist in Ordnung, reiht sich aber hinter doch klar hinter die der Top-Kamera-Smartphones auf dem Markt. Ungewöhnlich ist die Auflösung der Frontkamera. Huawei setzt hier auf 5 Megapixel. Offenbar glaubt der Hersteller, dass viele Nutzer detailreiche Selbstporträts machen wollen.

Fazit

Huawei hat mit dem Ascend P6 einen absoluten Hingucker produziert, dessen Schönheit durch ein paar fragwürdige Produktentscheidungen geschwächt wird. Keinen App-Drawer anzubieten wird einige Android-Fans verärgern. Auch die Leistung des Quad-Core-Prozessors bleibt hinter dem Leistungsversprechen zurück. Und das fehlende LTE könnte manche abschrecken, die das Gerät länger haben und die kommenden Netzbeschleunigungen nutzen wollen. Dennoch ist das P6 ein solides Gerät, mit dem man sich anfreunden kann, wenn man die angesprochenen Schwächen ignorieren kann.

(db)

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