HTC Sensation: Multimedia-Monster mit Macken

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Sensation MultimediaMonster Macken(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
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DiePresse.com konnte das neue Android-Smartphone vorab testen. Die hohe Auflösung des Bildschirms konnte beeindrucken, die Software war allerdings noch im Beta-Stadium.

Der taiwanische Hersteller HTC ist gern Erster - besonders was Android anbelangt. So angelte man sich schon Ende 2008 eine Kooperation mit Google, aus der das T-Mobile G1 hervorging. Im Jänner 2010 wurde das Nexus One vorgestellt, eine Auftragsfertigung von Google um als erstes Smartphone die Vorzüge des Betriebssystems Android 2.1 zu präsentieren. Mit seiner aggressiven Produktpolitik hat sich HTC seitdem als einer der erfolgreichsten Hersteller im Android-Segment etabliert. Jetzt will das Unternehmen mit einem Doppelkern-Multimedia-Smartphone punkten, dem HTC Sensation. DiePresse.com konnte das Gerät, das im Mai auf den Markt kommen soll, bereits in einer Vorabversion begutachten. Dementsprechend sind alle hier gewonnenen Erkenntnisse auch mit Vorsicht zu genießen.

Doppelkern und hohe Auflösung

HTC setzt gerne auf klingende Produktnamen. Dream, Magic, Desire, gar Legend waren alle schon von Vorgängern vergeben. Vollmundig klingt Sensation auf jeden Fall. Der Hersteller verspricht auch viel: Flotte Leistung dank Dual-Core-Prozessor mit 1,2 Gigahertz, robustes Gehäuse dank Aluminium, großes Display mit 4,3 Zoll Bilddiagonale und einer ungewöhnlich hohen Auflösung von 960 mal 540 Bildpunkten. Dazu kommt eine flotte HSDPA-Datenverbindung mit bis zu 14,4 Megabit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit und eine Autofokus-Kamera mit 8 Megapixel Auflösung. Vorne gibt es eine VGA-Kamera für Videotelefonie. Beim Betriebssystem setzt der Hersteller auf Android 2.3 "Gingerbread" mit einer neu überarbeiteten Sense-Benutzeroberfläche.

Wuchtiger Begleiter

Das HTC Sensation ist von den Abmessungen her vergleichbar mit dem HTC Desire HD, dem bisherigen Android-Monster der Taiwanesen. Das bedeutet, dass man es eher in der Jacken- oder Handtasche mit sich trägt. Mit 148 Gramm ist es allerdings etwas leichter als das Desire HD. Ein Grund dafür ist das Aluminium-Unibody-Design. Wobei es sich nicht wirklich um einen echten Unibody handelt, mehr um eine Art Exoskelett, das sich komplett abnehmen lässt. Diese Art der Konstruktion führt aber dazu, dass ein kleiner unangenehmer Grat zwischen Displayrand und der Abdeckung besteht. Die Entscheidung, gleich drei verschiedene Farbschattierungen auf der Rückseite zu verwenden, stößt aber nur auf verhaltene Begeisterung. Dank des verwendeten Materialmix fühlt sich das Sensation aber recht solide an und liegt gut in der Hand - sofern diese groß genug ist.

Wölbung im Display

Beim Display hat sich HTC eine Scheibe von Samsung abgeschnitten, genauer gesagt von deren Nexus S. Die Glasabdeckung des Super-LCD-Touchscreens ist mit einer Wölbung ausgestattet. Allerdings nicht so wie beim Nexus S entlang des gesamten Bildschirms, sondern nur an den Rändern. So soll vermieden werden, dass der Bildschirm zerkratzt wird, wenn man es etwa umgedreht auf den Tisch legt. Und damit das erst recht nicht passiert, wurde noch zur Sicherheit Gorilla-Glas genutzt, das ohnehin schon recht stabil ist. Angenehm ist die hohe Auflösung, die nicht ganz an die des Retina-Displays vom iPhone 4 herankommt. Weniger beeindruckend ist leider die Bildqualität. Die Farben wirken etwas flau und die Anzeige ist stark blickwinkelabhängig.

Alles dreht sich in 3D

Mit Android 2.3 hat HTC ja schon Erfahrung, das Sensation setzt beim Bedienkonzept "Sense" noch ein paar Sachen drauf. Die sieben Homescreens lassen sich jetzt komplett durchblättern und wurden mit einer 3D-Animation aufpoliert. Letzteres vermutlich nur, um die Fähigkeiten des Doppelkern-Chips zu untermauern, denn einen Sinn dahinter gibt es nicht wirklich. In der Tat arbeitete das Sensation angenehm flott, wobei im Alltag kaum Geschwindigkeitsvorteile zu bemerken waren. Die Software war aber noch nicht final, Eventuell wird das Potenzial des Doppelkern-Chips noch nicht komplett genutzt. Ansonsten bietet Sense die Verbesserungen, die HTC schon im ebenfalls vor kurzem erschienenen Desire S integriert hat.

Ein Ring um sie zu knechten

Neu ist auch der modifizierte Lockscreen. Reichte es bisher bei HTC-Geräten, eine Schaltfläche nach unten zu schieben, muss man jetzt einen Ring "ergreifen" und ihn nach oben ziehen. Das Konzept wurde schon beim 7-Zoll-Tablet Flyer demonstriert. Im Test arbeitete es leider nicht immer zuverlässig. Der Bildschirm ließ sich oft erst nach mehreren Versuchen entsperren. Etwas besser klappte der Schnellzugriff. HTC lässt den Nutzer vier Apps, die man regelmäßig nutzt, auf dem Startbildschirm platzieren. Zieht man sie in den erwähnten Ring, werden sie sofort aufgerufen. Prinzipiell ein guter Ansatz, wenn der Entsperr-Ring besser reagieren würde. Hier bleibt zu hoffen, dass HTC das bis zur fertigen Version ausbügelt.

600 Filme - aber erst ab September

Mit dem Sensation will der Hersteller auch seinen neuen Filmdienst HTC Watch für Mobiltelefone auf den Markt bringen. Allerdings in Österreich etwas verzögert. Das Gerät soll schon im Mai erscheinen, HTC Watch wird aber erst im September verfügbar sein. Mehrere Hundert Filme und Serien sollen angeboten werden. Über die Preisstruktur spricht HTC allerdings noch nicht. Auf unserem Testgerät war eine Vorschauversion von Watch installiert. Die Filme werden ähnlich dem Coverflow-Schema von Apple dargestellt. Wählt man einen Titel aus, startet das Gerät den Stream. Sofern die Verbindung passt, kann man recht schnell mit dem Anschauen beginnen. Wem die 4,3 Zoll zu wenig sind, kann Videos auch per HDMI auf heimische TV-Geräte spielen. Diese Funktion konnte für den Test aber nicht ausprobiert werden.

HD-Videoaufnahmen und 8 Megapixel-Fotos

Bei der Kamera setzt HTC auf Standenware aus dem eigenen Haus. Der 8-Megapixel-Sensor wurde schon in anderen Modellen eingesetzt und hat dort ebenfalls brauchbare, wenn auch nicht überragende Resultate abgeliefert. Videos sind in 1080p möglich, können aber natürlich nicht mit den Ergebnissen höherwertiget Videokameras mithalten. Eine hohe Auflösung allein ist nun einmal kein alleiniger Garant für Qualität. Mit Touch-Autofokus und Dual-LED-Blitz bietet das Sensation aber eine solide Ausstattung. Die Frontkamera ist mit ihrer VGA-Qualität kaum eine Erwähnung wert. Im Test sorgte sie kurzzeitig für einen Absturz. Das ist aber wohl dem noch unfertigen Status der Software zuzuschreiben und dürfte in der Verkaufsversion nicht mehr passieren.

Fazit

Alles in allem bietet sich ein zwiespältiges Bild. So richtiges Sensations-Gefühl will sich nach dem Test des neuen HTC-Flaggschiffs nicht einstellen. Die Auflösung des Bildschirms weiß zu gefallen, seine Farbtreue weniger. Das Gehäuse wirkt robust, aber es ist trotz Schlankheitskur dennoch klobig. Die Idee mit dem Schnellzugriff auf die beliebtesten Apps ist gut, der Entsperr-Ring sollte aber noch dringend verbessert werden, bis das Gerät auf den Markt gebracht wird. Zum Videodienst HTC Watch lässt sich noch zu wenig sagen, um ein Urteil darüber abgeben zu können. Hier wird der Preis der Knackpunkt sein.

HTC hat mit dem Sensation demonstrieren wollen, was man alles in ein modernes Smartphone hineinpacken kann. Diese Übung ist gelungen. Die Brauchbarkeit mag aber nicht für jeden ersichtlich sein. Das Sensation ist, wie schon das Desire HD und davor das HD2 mit Windows Mobile 6.5 mehr eine Machbarkeitsstudie als ein Handy, mit dem HTC viel Geld verdienen wird. Das werden die Modelle darunter erledigen, was schon das Desire (ohne HD) im Vorjahr bewiesen hat. Denn die erfüllen auch viele Wünsche, bei deutlich geringerem Preis und weniger Platzbedarf in der Hosentasche.

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