Lumia 710: Nokias 'Windows Phone von nebenan' im Test

Lumia Nokias Windows Phone
Lumia Nokias Windows Phone(c) Die Presse Digital (Sara Gross)
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Nokias günstigeres Windows Phone fühlt sich kein bisschen billig an, sieht aber viel alltäglicher aus als sein großer Bruder.

Das Lumia 710 hat eine große Aufgabe. Es ist jenes der beiden ersten Windows Phones von Nokia, das für den Massenmarkt gebaut ist. Und als solches soll es helfen, Nokia wieder in den Olymp der Smartphone-Hersteller zu katapultieren. Während das Lumia 800 mit außergewöhnlichem Design, feinster Technik und einem entsprechenden Preis auf sich aufmerksam machte, ist das Lumia 710 eher das "Mädchen von nebenan". Dabei hat sich Nokia Mühe gegeben, dort zu sparen, wo man es nicht sofort merkt. Das Ergebnis: Im Test fühlt sich das Gerät kein bisschen billig an.

Misslungen: Drei Tasten in einer

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Im Unterschied zum Lumia 800 hat Nokia beim Lumia 710 auf einen außergewöhnlichen Formfaktor verzichtet. Das Gehäuse ist dennoch stabil und der matt-samtige Akkudeckel vermittelt eine gewisse Wertigkeit. Einzig die drei Tasten an der Vorderseite sind völlig misslungen. Sie bestehen eigentlich nur aus einer einzigen Taste und der Druckpunkt der einzelnen Bereiche ist schwer zu finden. Wer von anderen Smartphones berührungsempfindliche Schaltflächen gewohnt ist, wird hier zu Beginn etwas verzweifeln.

Hohe Hardware-Anforderungen erfüllt

Gespart hat Nokia unter anderem am Display. Statt eines brillianten AMOLED-Bildschirms wird ein LCD-Display geboten. Die Auflösung ist mit 480 x 800 Pixeln hoch und fehlt der direkte Vergleich, fällt in der Praxis kaum auf, dass hier auf einen günstigeren Bildschirm gesetzt wurde. Das Display reagiert auf sanfte Berührungen und ohne Verzögerung. Das liegt auch daran, dass die hohen Hardware-Anforderungen von Microsoft wenig Spielraum lassen. So hat das Lumia 710 auch denselben starken Prozessor wie das teurere Lumia 800. Er taktet mit starken 1,5 Gigahertz und der Arbeitsspeicher bietet 512 Megabyte. Den Sparstift konnte Nokia beim Speicherplatz ansetzen. Intern werden acht Gigabyte geboten, die mangels Micro-SD-Slot nicht erweitert werden können. Umso mühsamer erscheint da die Tatsache, dass Windows Phone keinen direkten Zugriff auf Dateien per USB-Kabel zulässt. Fotos, Musik und andere Dateien müssen über die Desktop-Software Zune übertragen werden.

>> Zum Test des Lumia 800

Gute Kamera, SIM-Karten-Überraschung

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Auch die Kamera wartet dank der Microsoft-Anforderungen trotz allem mit fünf Megapixeln und einem Fotolicht auf. Fotos schießt das Lumia 710 in gewohnter Nokia-Qualität auch im Makromodus und in schwierigen Lichtsituationen. Auf eine Frontkamera für Videotelefonie hat Nokia jedoch komplett verzichtet. Für wenig Begeisterung sorgt auch der Einsatz der kleineren Micro-SIM-Karte, auf die auch Apple im iPhone 4 und 4S setzt. Das macht beim Umstieg also auch einen SIM-Karten-Wechsel notwendig - außer natürlich, das Vorgängerhandy war eines der genannten iPhones. 

Nokias kleiner Software-Vorsprung

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Rein technisch nimmt es das Nokia 710 direkt mit den Windows Phones anderer Hersteller auf - etwa dem Samsung Omnia W oder dem HTC Radar. Der große Vorteil der engen Partnerschaft zwischen Nokia und Microsoft kommt jedoch bei der Software zum Tragen. Nokia trägt zum Beispiel eine kostenlose Offline-Navigation bei. Das täuscht jedoch noch nicht über einen der größten Kritikpunkte des Sytems hinweg. Das Angebot an Apps wächst zwar rasant, aufgeholt hat Windows Phone allerdings noch nicht. Wer mit dem Standardangebot der großen Dienste (Facebook, Twitter, Foursquare, Dropbox, etc.) auskommt, wird zwar bereits bestens bedient. Gerade kleinere Anbieter setzten aber häufig nach wie vor nur auf iOS und Android. 

Fazit: Das Lumia 710 ist derzeit das beste Durchschnitts-Windows-Phone. Der Abstand zur Konkurrenz begründet sich aber hauptsächlich durch kleine Software-Vorteile wie der Gratis-Navigation von Nokia. Der größte Nachteil ist sicherlich der geringe Speicherplatz, der sich nicht durch Speicherkarten erweitern lässt.

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