Game City: Das Rathaus als Spielwiese

Vollgas trotz schlechten Wetters vor dem Rathaus.
Vollgas trotz schlechten Wetters vor dem Rathaus.(c) Game City
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Das Videospiel-Event Game City kostet nichts und bietet die neue Konsolengeneration erstmals in Österreich. Besucher äußern jedoch Kritik.

Geht es um ungewöhnliche Veranstaltungen in Verwaltungsgebäuden, fällt einem schnell der Life Ball im Wiener Rathaus ein. Der Sitz der Stadtregierung ist aber seit sieben Jahren auch die Game City, ein ungewöhnliches Videospiel-Event. Ähnlich wie auf großen Messen (etwa der Gamescom in Köln, die im August stattfand) sind aktuelle und noch nicht erschienene Spiele für die Besucher zum Ausprobieren aufgestellt. Die Erzrivalen Microsoft und Sony haben etwa erstmals ihre neuen Spielkonsolen Xbox One und Playstation 4 für ein breites Publikum in Österreich mitgebracht. Und Microsoft hat auch seine neuen Tablets Surface 2 und Surface 2 Pro dabei – allerdings nur hinter Plexiglas.

Der Unterschied zu anderen Events solcher Art: Einerseits ist der Eintritt zur Game City (die am heutigen Wahlsonntag noch bis 19 Uhr besucht werden kann) frei. Andererseits gibt es abseits des Trubels noch pädagogisch orientierte Zonen. So kann man in der Spielebox etwa zuerst mit Lego etwas basteln und nachher das eigene Werk im beliebten PC-Spiel „Minecraft“ nachbauen. Ebenfalls vorhanden sind Brettspiele, die aber bisher deutlich weniger Zuspruch als die grafisch aufwendigen Videospiele in der lärmerfüllten Gaming Zone erhalten haben.

Parallel zum Trubel im Festsaal und Hof des Rathauses fand in anderen Räumen die Fachtagung „Future and Reality of Gaming“ („F.r.o.g.“) statt. Diese beschäftigte sich unter anderem mit neuen Möglichkeiten, eine sinnvolle Alterskennzeichnung für Spiele zu bewerkstelligen. Auch die „Kunst des Scheiterns“, etwas, was jedem Spieler schon oft genug passiert ist, wurde thematisiert.

Kritik. Die Warteschlange bei der Eröffnung reichte weit auf den Rathausplatz hinaus; es tummelten sich bereits am Freitag vor den neuen Spielen und v. a. vor den neuen Konsolen etliche Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Die Stimmung war aber nicht bei allen rosig. Als „langweilig“ stuften Michael und Julian, beide Anfang 20, das Gebotene ein. Trotz Neuheiten wie Xbox One und Playstation 4 würde sich „kein Feeling“ einstellen. Auch Jasmin ist „enttäuscht“ vom Gebotenen. „Es ist aber immer noch gratis“, erinnert sie Christian. Er hat aber das Gefühl, dass von Jahr zu Jahr auf der Game City weniger geboten werde. Viele andere, besonders jüngere Besucher, konnten sich von den Controllern allerdings kaum mehr lösen. Allerdings weniger in den Außenbereichen, wo herbstliche Temperaturen um die zehn Grad ein allzu langes Verweilen nicht gerade schmackhaft machen.

Stolz. Erfreut über die Game City zeigte sich hingegen der Hausherr, vertreten durch Jugendstadtrat Christian Oxonitsch. Im Vorjahr lockte das Event 63.000 Besucher an, auch heuer erwarte er „zehntausende“.

Während in anderen Ländern, beispielsweise in Deutschland und in den USA, Videospiele als Grund für Gewalt bei Jugendlichen angeprangert werden, scheint Wien einen anderen Weg zu gehen. „Kulturpessimisten gibt es schon genug“, sagt Oxonitsch. Er wolle Spiele „nicht verteufeln“, gebe aber zu, selbst „ein eher konservativer Computer-User“ zu sein. Für die Kameras ließ Oxonitsch sich dann während eines Rundgangs allerdings gleich mit einem Controller in der Hand ablichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2013)

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