Alexa geht nun doch in den Zeugenstand

Amazon Echo
Amazon Echo(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach wochenlangem Streit werden die Daten eines Amazon Echo in einem Mordfall doch freigegeben.

Nach wochenlangem Widerstand von Amazon („Die Presse“ berichtete) werden die Daten eines Amazon Echo (auch bekannt als Alexa), der im November 2015 „Zeuge“ eines Mordes in Arkansas geworden sein soll, an die Polizei übermittelt. Grund dafür ist jedoch, dass der Besitzer des Gerätes – der Mordverdächtige – die Daten freigegeben hat.

Der Fall gewinnt nicht zuletzt angesichts der jüngsten WikiLeaks-Enthüllungen über gehackte Smart-TV etc. Brisanz. Was das elektronische Helferlein, mit dem per Sprachsteuerung smarte Geräte im Haushalt bedient werden können, wirklich aufgenommen hat, wird sich zwar erst in den kommenden Tagen zeigen. Dennoch zeigt bereits die Erwartungshaltung der Polizei, sie könnte von Amazon für den Fall dienliche Daten erhalten, die Veränderung, die smarte Geräte mit sich bringen.

Grund für diese Erwartungshaltung ist nämlich, dass die sieben Mikrofone eines Amazon Echo immer eingeschaltet und aufnahmebereit sind. Das müssen sie auch, damit das Gerät durch das Startwort „Alexa“ aktiv werden kann. Danach kann der Nutzer per Sprachbefehl sich das Wetter ansagen oder Musik spielen lassen. Diese Befehle – und ein Bruchteil einer Sekunde vor dem Wort „Alexa“ – werden auch automatisch an Amazon übermittelt und dort gespeichert.

Kann der Amazon Echo aus Arkansas nun aufklären, warum nach einem gemeinsamen Football-Fernsehabend von drei Männern am nächsten Tag einer tot im Whirlpool lag, während einer nach Hause gegangen und der Hausbesitzer geschlafen haben will? Erhält die Polizei von Alexa gespeicherte Informationen, obwohl diese gar nicht aktiv war, würde das bedeuten, dass Amazon viel mehr mithört als bisher gedacht.

Sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario aber nicht. Daher dürfte der Verdächtige wohl auch seine Daten freigegeben haben. Ob es ihm hilft, seine Unschuld zu beweisen, steht aber auf einem anderen Blatt Papier. Denn er hatte auch einen smarten Wasserzähler installiert. Und der hat gespeichert, dass in der Nacht 500 Liter Wasser verbraucht wurden. Die Polizei glaubt, dass damit Blut weggewischt worden sei.

E-Mails an:jakob.zirm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2017)

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