Gleichbehandlung

Kritik an Gender-Politik – Google feuert Mitarbeiter

(c) REUTERS
  • Drucken

Ein Google-Programmierer sorgte mit einem Schreiben für großen Aufruhr im Silicon Valley. Er kritisierte die positive Diskriminierung von Frauen und erklärte unterschiedliche Erfolge mit „biologischen Ursachen“.

Wien. Dass seine Worte heikel sind, dürfte James Damore bereits beim Schreiben bewusst gewesen sein. So setzte er vor seinen zehnseitigen Text eine Präambel, in der er klarzustellen versuchte, dass er „Diversität und Inklusion befürworte“ und „nicht verleugne, dass es Sexismus gibt“. Was er danach schrieb, sorgte jedoch trotzdem für großen Aufruhr im Silicon Valley, der ihn am Montag schließlich den Job kostete.

Damore ging in seinem Papier („Google's Ideological Echo Chamber“) nämlich auf die aus seiner Sicht falsche Gender-Politik bei Tech-Konzernen wie Google ein. Da Frauen bei den meisten Firmen stark unterrepräsentiert sind (vor allem in Führungsfunktionen), gibt es bei fast allen Silicon-Valley-Unternehmen gezielte Förderprogramme. Diese Programme seien ideologisch begründet, würden dem Unternehmen aber schaden, so der Programmierer. Konkret werde es dadurch für Mitglieder von bisher unterrepräsentierten Gruppen leichter, wichtige Positionen im Unternehmen zu erhalten. Dadurch sinke jedoch in Summe das technologische Niveau, und die Spannungen zwischen den Geschlechtern könnten zunehmen.

Thema „entmoralisieren“

Damore plädiert daher für eine aus seiner Sicht ideologiefreie Gender-Politik. Es solle keine positive Diskriminierung etwa von Frauen mehr geben. Stattdessen sollte das Thema „entmoralisiert“ werden, und auch abweichende „konservative Meinungen“ sollten wieder stärker geduldet werden.

Für besonders große Aufregung sorgte der Programmierer aber mit jener Passage seines Textes, in der er die Unterschiede beim Erfolg von Männern und Frauen in Technologiefirmen und Führungsfunktionen begründet.

So seien Frauen im Durchschnitt mehr an Menschen als an Systemen interessiert. Sie wären tendenziell auch sozialer und würden eher ausgleichendes Verhalten zeigen. Männer hätten indes ein größeres Interesse an Wettbewerb und Status, weshalb die berufliche Karriere ihnen wichtiger sei.

Nachdem das Papier über das Wochenende den Weg in US-Medien gefunden hatte und dort heftig diskutiert wurde, reagierte am Anfang der Woche auch Google-Chef Sundar Pichai. Er erklärte in einem Mail an die Google-Mitarbeiter, dass der „Verhaltenskodex gebrochen“ und dabei eine „Linie überschritten“ wurde, indem „schädliche Gender-Stereotypen“ festgehalten worden seien. Damore gab in der Folge bekannt, dass er von Google gekündigt worden sei, nun aber rechtliche Schritte dagegen setzen wolle.

Tech-Machismus im Valley?

Der Fall platzt mitten in eine seit Monaten schwelende Diskussion im Silicon Valley, ob die Technologieunternehmen frauenfeindlich seien. So sorgten wiederholte Fälle von sexueller Belästigung beim Fahrdienstvermittler Uber erst vor einigen Wochen für den Rücktritt von Uber-Gründer Travis Kalanick. Google wiederum wird zur Zeit von den US-Behörden untersucht, weil der Verdacht besteht, dass Frauen unerlaubterweise auch bei gleichen Jobs weniger Gehalt als Männer erhalten haben. Das Unternehmen hat sich daher öffentlich dazu bekannt, den Anteil von Frauen unter den Mitarbeitern gezielt zu erhöhen. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech-News

Google feuert Mitarbeiter wegen sexistischen Manifests

Gegenüber Bloomberg bestätigte der Google-Mitarbeiter seine Entlassung und kündigte rechtliche Schritte gegen das Unternehmen.
Tech-News

Entwickler erklärt geringen Frauen-Anteil bei Google als "biologisch" bedingt

Ein internes Schriftstück eines Google-Entwicklers ist veröffentlicht worden, in dem er die Meinung vertritt, dass Männer über "natürliche Fähigkeiten" verfügten, die sie zu besseren Entwicklern machten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.