Facebook-Datenskandal

Cambridge Analytica wird geschlossen

APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
  • Drucken

Die Datenanalysefirma ist insolvent und wird "unverzüglich alle Tätigkeiten beenden". Das Geschäftsmodell sei nicht länger "rentabel". Sie war in die Schlagzeilen geraten, weil Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern abgeschöpft wurden.

Die umstrittene britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica ist insolvent. Das Unternehmen, das im Zentrum des Skandals um den Datenmissbrauch beim Online-Dienst Facebook steht, gab am Mittwoch bekannt, es werde "unverzüglich alle Tätigkeiten beenden". Es habe sich gezeigt, dass das Geschäftsmodell nicht länger "rentabel" sei, hieß es dazu in einer Erklärung.

Beim Facebook-Skandal geht es um das Abschöpfen der Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die Datenanalysefirma, die dann unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein sollen. Zudem könnten auch für eine Pro-Brexit-Kampagne Kundendaten von britischen Bürgern in großem Umfang missbraucht worden sein.

So wie Cambridge Analytica habe auch die Dachgesellschaft SCL Group Insolvenz beantragt und den Betrieb eingestellt, teilten die Unternehmen mit. Auslöser sei, dass Kunden abgesprungen seien und zugleich die Anwaltskosten im Zuge der Ermittlungen zum Datenskandal in die Höhe gingen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen. Die Firma selbst sprach von einer "prekären finanziellen Lage".

Cambridge Analytica hatte von einem Cambridge-Professor Daten von Millionen Facebook-Nutzern erhalten, die er über eine Umfragen-App gesammelt hatte. Dabei hatten nur einige hunderttausend Nutzer an der Umfrage teilgenommen. Der Rest waren einige Informationen über ihre Facebook-Freunde, zu denen die App nach damaliger Funktionsweise des Online-Netzwerks auch Zugang hatte.

Firmenchef beurlaubt

Facebook machte diese Schnittstellen bereits 2014 dicht und betont, dass die Weitergabe der Daten durch den Professor ein "Vertrauensbruch" gewesen sei. Dennoch stürzte der Fall auch Facebook in eine Krise und brachte das weltgrößte Online-Netzwerk unter anderem dazu, dem Zugang von Software-Entwicklern zu Nutzerinformationen einzuschränken. Cambridge Analytica beurlaubte im Zuge des Skandals den Firmenchef Alexander Nix, nachdem er vor der versteckten Kamera eines Journalisten mit Methoden wie Erpressung geprahlt hatte. Nix sagte später zu seiner Verteidigung, er habe nur bei der Unterhaltung mitgespielt.

Die Firma hatte im Wahlkampf für die US-Präsidentenwahl für das Team von Donald Trump gearbeitet, behauptet aber, dabei seien keine Daten von Facebook verwendet worden. Manager von Cambridge Analytica ließen aber immer wieder durchblicken, dass ihre Hilfe bei der gezielten Ansprache von Wählern im Internet zur Wahl Trumps zum US-Präsidenten beigetragen habe.

Am Mittwoch bekräftigte Cambridge Analytica, dass das Unternehmen im Rahmen der Gesetze gehandelt habe und die Vorwürfe falsch seien. Das habe auch eine unabhängig Untersuchung bestätigt.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

Russland hatte Zugriff auf Cambridge-Analytica-Daten

Russland hat in den US-Wahlkampf eingegriffen. Das bestätigte jetzt auch US-Präsident Donald Trump. Erstmals gibt es Beweise, dass die Verantwortlichen Zugriff auf die Daten der Datenanalyse-Firma hatten.
FBI und SEC wollen tiefer graben.
Tech

Untersuchung von Facebook-Datenskandal wird ausgeweitet

Die Börsenaufsicht SEC und FBI untersuchen den Cambridge-Analytica-Skandal. Der Schwerpunkt werde um Aktionen und Aussagen des Konzerns erweitert.
Tech

Konkurs nach Datenskandal

Kundenschwund bei Cambridge Analytica.
Erste-Privatkunden-Vorstand Bosek.
Österreich

Die EU als Vorreiterin in Sachen Datenschutz?

Über den gläsernen Menschen, die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung und den jüngsten Facebook-Skandal wurde an der WU eifrig diskutiert. Erste-Vorstand Peter Bosek empfindet „Regulatorik erstmals als positiv“.
Tech

Facebook schließt 1,5 Milliarden Nutzer von EU-Datenschutz aus

Im Gegensatz zu Apple will Facebook die Datenschutzgrundverordnung nicht weltweit umsetzen. Auch wenn es für das Unternehmen - logistisch - schwieriger wird.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.