Kurzes Leben, kurze Statur

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Pygmäen sind deshalb so klein, weil sie sich mit der Reproduktion beeilen müssen. Woran das wieder liegt, bleibt unklar.

Warum sind sie nur so klein, die „Faustlangen" („pygmaioi"), die am Rande der Erde leben und zu denen im Herbst die Kraniche ziehen, um Krieg gegen sie zu führen (Ilias, 3, 3-7)? Sie waren nicht nur für Homer ein Rätsel, auch die Forschung hat bisher nur Vermutungen über den zwergenhaften Wuchs (des Körpers, die Köpfe werden so groß wie unsere auch): Er könne an chronischer Unterernährung liegen oder an der Dauerschwüle der Umgebung. Beides geht davon aus, dass Pygmäen - Ethnien mit männlicher Körperlänge unter 1,55 Meter - im Regenwald Afrikas wohnen.

Und dort gibt es, allem Touristenaugenschein zum Trotz, fast nichts zu essen, und dort ist es so heiß und feucht, dass kleine Körper sich leichter kühlhalten können. Aber Pygmäen gibt es nicht nur in Wäldern, und nicht nur in Afrika, viele leben in Asien. Und andere, die auch nicht an Überfluss leiden, werden extrem lang, Hirtenvölker Ostafrikas. Woran liegt es dann? An der extrem kurzen Lebens- bzw. Reproduktionszeit, vermutet eine Gruppe um Marta Mirazón Lahr (Cambridge). Sie hat afrikanische und asiatische Pygmäen mit ebenso schlecht ernährten US-Amerikanern und Ostafrikanern verglichen: Unterernährte US-Amerikaner (ein Promille der Bevölkerung) erreichen mit 15 Jahren Erwachsenengröße, Pygmäen tun das mit 12 bis 13, dann sind auch die wohlgenährten US-Amerikaner (95 Prozent der Bevölkerung) ausgewachsen, allerdings um 30 Zentimeter mehr.

Warum müssen sie so früh fertig sein? Weil ihre Lebenserwartung extrem gering ist, ganze 16 Jahre bei den Efe in Afrika, 24 Jahre bei den Batak in Asien. Ostafrikanische Hirten wie die Turkana hingegen bringen es auf 47,5 Jahre. Deshalb müssen sich Pygmäen beeilen, vor allem die Frauen, sie können nicht langsam groß und stark werden, um dann ebensolche - und viele - Kinder zu gebären (Pnas, 10. 12.): „Sie leben am ,schnellen‘ Extrem von Lebensgeschichtestrategien, die ostafrikanischen Hirten am ,langsamen‘", erklären die Forscher. Erklärt ist damit allerdings nicht viel, die Turkana haben ja genauso wenig zu essen.

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