USA: Kein Geld für Stammzellenforschung

Die Präsidentschaftswahl könnte zu einem Ende des Bush-Banns in diesem Bereich führen.

Es ist fast schon ein jährliches Ritual: Der US-Kongress beschließt, die Forschung mit Stammzellen zu fördern, und US-Präsident George Bush legt sein Veto ein. Zweimal ist das bereits passiert, und möglicherweise unternehmen die Abgeordneten heuer noch einen dritten Anlauf. Doch der US-Präsident stellt seine Überzeugung vor die Wünsche nicht nur der Senatoren, sondern mittlerweile auch des amerikanischen Volkes.

Als Bush nach seiner Wahl zum Präsidenten 2001 alle staatlichen Förderungen für die Stammzellenforschung streichen ließ, hatte er noch die Unterstützung der Bevölkerung und der Mehrheit der republikanischen Partei. Die Vorstellung, dass „mit Menschen experimentiert wird“, wie es evangelikale Gruppen bezeichneten, entsetzte die USA.

Doch mittlerweile hat sich die öffentliche Meinung geändert, unter anderem wegen des massiven Einsatzes der ehemaligen First Lady Nancy Reagan. Ihr Ehemann, der populäre Ex-Präsident Ronald Reagan, litt an Alzheimer. Nach seinem Tod trat die Republikanerin öffentlich gegen die Bush-Politik auf und erklärte, Stammzellen könnten eines Tages zur Heilung von Alzheimer führen. Nach jüngsten Umfragen befürwortet eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung die Stammzellenforschung.

Privat finanzierte Forschung darf alles

Der Bann der US-Regierung betrifft nicht die generelle Arbeit mit embryonalen Zellen. Alle privaten Einrichtungen – Pharmafirmen, Privatuniversitäten – können mit diesen Zellen arbeiten. Sie bekommen allerdings keine finanzielle Förderung des Staates für diese Art der Forschung. Staatlichen Einrichtungen ist die Arbeit mit embryonalen Stammzellen verboten.

Mit seinem Widerstand hofiert Bush vor allem die evangelikalen Rechten, die in den USA großen politischen Einfluss haben. Ihnen beugen sich auch die derzeitigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten, nur Senator John McCain und New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani sprechen sich mit Vorbehalten für die Forschung mit Stammzellen aus. Mike Huckabee, der ehemalige Baptistenprediger, lehnt sie strikt ab, ebenso Mitt Romney, Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. Sie setzen die Forschung mit Abtreibung gleich, weil dabei menschliche Embryos zerstört würden.

Ganz anders die demokratischen Bewerber um das Weiße Haus, die ausnahmslos die staatliche Förderung der Forschung unterstützen und auch Einrichtungen des Staates mit embryonalen Stammzellen experimentieren lassen wollen. Strittig ist aber, wie man die Stammzellen gewinnt.

Die Gesetzesinitiativen des Senats, die Bush bisher blockierte, verbieten die Herstellung von Embryonen ausschließlich für Forschungszwecke, erlaubt aber die Verwendung von überschüssigen Embryonen, die bei künstlichen Befruchtungen angefallen sind. In den Erläuterungen wird aber darauf hingewiesen, dass man „Forscher ermutigt, alternative Möglichkeiten zur Gewinnung von Stammzellen“ zu finden.

Das könnte jetzt gelungen sein. Forscherteams einer japanischen Universität und der Universität von Wisconsin erklären Ende 2007, sie hätten Hautzellen von Erwachsenen derart manipulieren können, dass sie die gleichen Möglichkeiten bieten wie embryonale Stammzellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2008)

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