„Das LSD ist zu mir gekommen“

(c) Reuters (Siggi Bucher)
  • Drucken

Albert Hofmann, Entdecker des Halluzinogens, ist mit 102 Jahren gestorben.

„16.20 Einnahme der Substanz. 17.00 Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Lähmungen, Lachreiz. Schwerste Krise. Meine Umgebung hatte sich in beängstigender Weise verwandelt. Die vertrauten Gegenstände nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an.“ So protokollierte Albert Hofmann, was er am 19. April 1943 erlebte, als er an sich selbst testete, was „zu mir gekommen war“: ein Amid-Derivat der Lysergsäure, LSD.

Das hatte der 1906 geborene Schweizer Chemiker, der sein Berufsleben bei Sandoz in Basel verbrachte, 1938 synthetisiert, er suchte ein Medikament für den Kreislauf, aber die Versuchsmäuse wurden nur unruhig, das LSD kam ins Archiv. 1943 holte es Hofmann wieder heraus, nahm unabsichtlich davon ein, hatte Farbvisionen und ging deshalb an den Selbstversuch, der böse begann, aber ganz anders endete: „Jetzt begann ich allmählich, das unerhörte Farben- und Formenspiel zu genießen.“ Ähnliches hatte er als Kind einmal erlebt, in der freien Natur, für ihn selbst war sein LSD ein Mittel zu tieferen Einsichten in sie. Er experimentierte oft mit dem Halluzinogen, Drogenfreunde machten mit, Ernst Jünger, Aldous Huxley, Timothey Leary. Dessen LSD-Propaganda allerdings lehnte Hofmann ab, und Menschenversuche des CIA verurteilte er als Verbrechen, er hätte gerne eine medizinische Anwendung seiner Droge gesehen.

Die Freigabe als Medikament in der Schweiz 2007 erlebte er noch, am 29. April starb er mit 102 Jahren an Herzversagen. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.