Med-Uni Wien: Handy-Studien unter Fälschungsverdacht

(c) AP (Franka Bruns)
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Rektor Schütz: „Schweres wissenschaftliches Fehlverhalten.“

Elektromagnetische Felder mit einer Frequenz von 1800 bzw. 1950 Megahertz, wie sie in der Mobiltelefonie verwendet werden, schädigen die DNA bestimmter Zelltypen (Fibroblasten): Das behaupteten 2005 und 2008 erschienene Studien, an denen Forscher der (Anfang 2007 geschlossenen) Abteilung für Arbeitsmedizin der Med-Uni Wien (Leiter: Hugo Rüdiger) führend beteiligt waren.

Andere Forscher zweifelten die Statistik der Daten bereits in „Letters to the editor“ (wie sie in wissenschaftlichen Zeitschriften vor allem bei schwerwiegender Kollegenkritik üblich sind) an. Nun spricht Wolfgang Schütz, Rektor der Med-Uni, von „gravierenden Verdachtsmomenten“: Er habe eine Begutachtung angeregt, die ergeben habe, dass die Daten nicht experimentell gemessen, sondern „fabriziert“ seien. Eine Mitarbeiterin Rüdigers habe bereits zugegeben, dass „ihre gesamte Vorgehensweise auf die Erzeugung vorgefasster Resultate angelegt war“. Schütz wird die Zeitschriften, in denen die Arbeiten publiziert worden sind (Mutation Research, International Archives of Occupational and Environmental Health), darüber informieren, dass diesen „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein schweres wissenschaftliches Fehlverhalten zugrunde liegt“.

Rüdiger wehrt sich gegen den Vorwurf der Fälschung, gibt aber Probleme mit der „Verblindung“ der Daten für eine der Arbeiten zu. Er habe sich schon bereiterklärt gehabt, diese zurückzuziehen oder mit einem „Erratum“ zu versehen. Dieses Einverständnis habe er aber widerrufen, weil der Leiter der von Rektor Schütz eingesetzten Kommission „ein Jurist der Mobilfunk-Industrie“ sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2008)

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