Freigabe für Embryo-Forschung

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Bioethik-Kommission fordert mehrheitlich liberalere Regelung.

Kurz nachdem US-Präsident Obama die Regeln für die Forschung an embryonalen Stammzellen (ES) in seinem Land gelockert hat, hat auch die österreichische Bioethikkommission für ihr Land liberalere Regelungen empfohlen (die Kommission berät das Kanzleramt, ihre Empfehlungen haben keine Rechtskraft).

In beiden Fällen geht es eher um Feinheiten: In den USA war bisher (durch Präsident Bush) nur der öffentlich geförderten Forschung – also den Universitäten – das Herstellen von ES, bei dem Embryos zerstört werden, verboten. Für die private Forschung – die der Industrie – gab es keine Einschränkung, sie durfte ES herstellen, so viele sie wollte. Mit diesen Zellen durften dann auch Universitätsforscher forschen, sie durften sie nur nicht selbst herstellen, zukaufen schon, allerdings nur Zelllinien, die bei einem bestimmten Stichdatum am Markt waren. Deshalb war es die Hauptsorge der Uni-Forscher, dass sie nur mit veraltetem Material arbeiten konnten.

Herstellung verboten, Import erlaubt

Ähnlich mehrdeutig war und ist die Situation in Österreich (und Deutschland): Die Herstellung von ES ist generell verboten, aber der Import von anderswo hergestellten ES ist erlaubt. Die Probe aufs Exempel machte als bisher einziger Erwin Wagner – damals am IMP in Wien, jetzt in Madrid –, er konnte ohne Probleme ES importieren. Dass nur er das tat, zeigt zwei Probleme, die nichts mit der Rechtslage zu tun haben: ES sind teuer, und das Forschen mit ihnen ist schwierig.

Was die Bioethikkommission nun mehrheitlich – mit 17 zu fünf Stimmen – empfohlen hat, ist die Freigabe der Herstellung von ES aus „überzähligen“ Embryos: Für die In-vitro-Fertilisation werden mehrere Embryos hergestellt, man legt einen Vorrat an, aus dem man schöpfen kann, wenn der erste Implantationsversuch misslingt. Was von diesem Vorrat nicht gebraucht wird, wird nach einiger Zeit als Müll entsorgt. Solche Embryos sollen nun der Forschung dienen dürfen. Weiterhin verboten bleiben soll hingegen die Herstellung von Embryos für ES.

Die „Aktion Leben“ lehnt die Empfehlung ab – und will ein totales ES-Forschungsverbot –, weil sie ES für ein „Auslaufmodell“ hält. Kurt Grünewald begrüßt für „Die Grünen“ die Empfehlung, weil sie sich mit der „liberalen Position“ der Partei deckt. jl

„Designerbaby“ in Spanien: Seite 6

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2009)

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