Was wurde aus ... Peter Seisenbacher?

Peter Seisenbacher
Peter Seisenbacher(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
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In den 80er Jahren war der Wiener einer der besten Judoka der Welt und doppelter Olympiasieger. Vom Judo-Sport kann er auch heute nicht lassen.

Als erster Judoka der Sportgeschichte hat er bei zwei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen Gold geholt. Mit zwei Titeln im Zeichen der Fünf Ringe, einem WM-Erfolg und acht EM-Medaillen (1 Gold/3 Silber/4 Bronze) ist Peter Seisenbacher einer der erfolgreichsten Sommersportler Österreichs. 30 Jahre ist sein erster Medaillengewinn im Elitebereich her, 1980 bei den Europameisterschaften in Wien holte er Silber.

Im April feierte Seisenbacher seinen 50er. Ein großes Fest und Ehrungen lehnte er ab, er würde seinen Geburtstag viel lieber in Ruhe verbringen, meinte er. "Geehrt werden, weil man älter wird, das passt nicht zu mir", sagte der frühere Weltklassesportler, der Vater einer Tochter (Lana) und eines Sohnes (Kevin) ist, die beide erwachsen sind und in San Francisco leben. Er genießt es, mit den Kindern kleine Europareisen zu unternehmen.

An seine großen Erfolge, erzählte Seisenbacher, werde er immer nur durch andere erinnert. Das sei so lange her, man sollte diese Dinge zu den Akten legen. Am 9. August 1984 gewann der gelernte Goldschmied in Los Angeles als 24-Jähriger die Goldmedaille, seine fünf Kämpfe in der Klasse bis 86 kg erledigte er in insgesamt nur 12 Minuten und 10 Sekunden allesamt positiv. "Ich wollte gegen jeden so schnell wie möglich gewinnen, um Kraft zu sparen. Und ich bin dadurch einfach nie müde geworden. Bis zum Finale nicht", erklärte er damals sein Erfolgsrezept. Nach zwei schweren Knieoperationen, aber dank Technik, Kampfgeist und Erfahrungsschatz verteidigte er den Olympia-Titel am 29. September 1988 in Seoul erfolgreich. "Ich habe mich immer auf meinen nächsten Kampf konzentriert und dass ich volle Wäsche geh'."

Nur einen Monat später wurde der vom aktiven Sport zurückgetretene Seisenbacher als Sporthilfe-Chef vorgestellt. Noch bevor er das Amt des Generalsekretärs mit 1. Jänner 1989 antrat, war er zum dritten Mal nach 1984 und 1985 als Österreichs Sportler des Jahres ausgezeichnet worden und meinte: "Dieser Sympathiebeweis wird mir in meinem zukünftigen Job als Sporthilfe-Generalsekretär sehr viel helfen." Unterstützung benötigte er auch, wie er feststellen sollte, denn die Herausforderung war eine große und das sportpolitische Parkett - anders als die ihm so vertraute Matte - äußerst glatt.

Im Juni 1991 musste sich Seisenbacher - um sein Amt zu behalten - bei Sportminister Harald Ettl entschuldigen. In seiner Funktion als Verbandskapitän des Österreichischen Judoverbandes (ÖJV) hatte er beim Turnier in Leonding einem Grazer Judoka nach einer Meinungsverschiedenheit eine Ohrfeige verpasst. Ein Linzer Gericht hatte Seisenbacher wegen leichter Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Vom ÖJV fasste er ob der Unbeherrschtheit eine einjährige Sperre aus, später legte er nach Differenzen seine Funktion zurück. Im Oktober 1993 trat er als Sporthilfe-Generalsekretär ab und erklärte: "Wenn es so ist, dass die Grundidee nicht mehr übereinstimmt, ist es besser, dass man getrennte Wege geht."

Bis Olympia Betreuer der Georgier

Seisenbacher blieb dem Judosport, mit dem er im Alter von sechs Jahren begonnen hatte ("Meine Mutter schickte mich hin, weil sie hoffte, dass ich dort die Lust am Raufen verlieren würde"), aber stets verbunden. Und das nicht nur als kritischer Beobachter, sondern vor allem als Trainer. Er ist Chef der Judosektion des SC Hakoah, wo er u.a. Julia Pfeifer, die Tochter von Burgschauspieler Karl Pfeifer, trainiert, aber auch viele Leute, die einfach aus Spaß Judo machen. Viermal die Woche steht er auf der Matte und ist an Wochenenden bei Turnieren dabei. "Ich fühle mich da ziemlich wohl. Ich bin gerne Trainer. Das ist für mich die Möglichkeit, etwas Erfahrung weiterzugeben." Bis Dezember 2010 war er auch Präsident des Wiener Verbandes, sein nächstes großes Projekt ist die Betreuung des georgischen Teams bis zu den Olympischen Spiele 2012.

(APA/Red.)

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