YLine-Strafprozess erneut vertagt

WIEN: PROZESS WEGEN UNTREUE UM INTERNET-FIRMA YLINE: BOeHM
WIEN: PROZESS WEGEN UNTREUE UM INTERNET-FIRMA YLINE: BOeHMAPA/HANS PUNZ
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Fast 13 Jahre nach der Pleite, verzögert sich der YLine-Prozess weiter. Der angeklagte Ex-Aufsichtsratschef ist nicht verhandlungsfähig.

Nur sehr kurz dauerte heute, Dienstag, im Yline-Strafprozess der erste Verhandlungstag nach der Sommerpause. Insgesamt war es bereits der 21. Verhandlungstag im Prozess um die Pleite des Internetunternehmens, bei dem sich elf Angeklagte vor Gericht verantworten müssen. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem Untreue und schweren Betrug vor. Das Strafmaß umfasst bis zu zehn Jahren Haft.

Die für heute geplante Einvernahme eines seit Beginn der
Verhandlung krankheitsbedingt nicht anwesenden Angeklagten konnte auch heute nicht durchgeführt werden. Der vormalige Aufsichtsratschef von Yline sei noch immer nicht verhandlungsfähig, teilte die Vorsitzende Richterin Marion Hohenecker am Beginn der Verhandlung mit. Ein weiterer Angeklagter unterziehe sich derzeit
einer sechsmonatigen Chemotherapie und werde deswegen nur beschränkt an den Verhandlungen teilnehmen können, so die Richterin.

Neuer Sachverständiger

Der Verteidiger des Hauptangeklagten Werner Böhm, Oliver
Scherbaum, stellte mehrere Beweisanträge, mit dem Ziel,
offensichtlich nicht mehr auffindbare Unterlagen zu den
Geschäftsbeziehungen zwischen IBM und Yline vorzulegen. Das Schöffengericht wies die Anträge nach kurzer Beratung zurück.

Die Verhandlung wird morgen, Mittwoch, fortgesetzt. Diesmal nicht im Großen Schwurgerichtssaal, da dieser für einen anderen Prozess reserviert ist, sondern im kleineren Saal 211. Für die weiteren im Oktober geplanten Verhandlungstage stellte die Richterin in
Aussicht, das Verfahren für mehrere Angeklagte vorübergehend für einzelne Verhandlungstage auszuscheiden, wenn Themen behandelt
werden, die sie nicht betreffen. Sie müssten an diesen Tagen also nicht ins Gericht kommen.

Morgen wird auch erstmals der vom Gericht neu bestellte
Sachverständige Alexander Stefan an der Verhandlung teilnehmen. Stefan ist bereits der dritte Sachverständige in diesem Verfahren. Erst zu Beginn des YLine-Prozesses Ende April war Werner Hallas an Stelle des erkrankten und ursprünglich vom Gericht vorgesehenen
Sachverständigen Thomas Keppert als neuer Sachverständiger bestellt worden. Hallas wurde von den Angeklagten und deren Anwälten aber umgehend wegen Befangenheit abgelehnt, da dieser ein Kanzleimitarbeiter von Keppert sei und an der Erstellung des massiv
kritisierten Keppert-Gutachtens, auf das sich die Anklage
hauptsächlich stützt, wesentlich mitgearbeitet haben soll.

26 Mio. Euro Schaden

Fast dreizehn Jahre hat es gedauert, bis die Pleite der
Internetfirma vor das Strafgericht kam. Alleine der durch die Untreuhandlungen bei der YLine verursachte Schaden beläuft sich laut Anklageschrift auf über 26 Mio. Euro. Alle Angeklagten beteuern ihre Unschuld.

Die vom Ex-IBM-Manager Böhm im April 1998 gegründete Firma galt als ein Shootingstar des New-Economy-Hypes um die Jahrtausendwende. An der Börse wurde in mehreren Tranchen Kapital eingesammelt. Im Zuge eines großen Computergeschäfts mit IBM ging YLine schließlich
2001 pleite. Die meisten Anleger standen am Ende mit leeren Händen da. Im Jahr 2002 erstattete der Masseverwalter Anzeige. Der Strafprozess am Wiener Straflandesgericht startete im April 2014. Erst die 2011 gegründete Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte die Anklage fertiggestellt. (APA)

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