Der Weg zum 20-Euro-Smartphone

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Chinesische Unternehmen bieten dank Standardisierung Billigsmartphones nach Baukastenprinzip an. 50 Stück gibt es ab 1000 US-Dollar.

Wer sich ein wirklich schickes Smartphone zulegen will, wird durchaus schnell einmal 900 Euro los (und dann ist es noch gar nicht das goldene Modell von Apple). Wer weniger Wert auf glamouröse Markennamen legt, kann die rund 1000 Dollar auch ökonomischer investieren und gut 50 Smartphones aus China kaufen. Möglich machen das Unternehmen wie Shenzhen Zuoer Technology, Oysin Digital Technology und Oteda Industrial.
Sie alle bieten eine Art Baukasten aus Standardkomponenten wie Chips, Prozessoren und Displays, aus dem sich Kunden ihr gewünschtes Smartphone zusammenbasteln können.

Bei einer Mindestbestellung von 50 Geräten entwickelt Zuoer ein eigenes Plastikgehäuse und füllt das Innenleben mit LCD-Bildschirmen, Batterien und anderen Bauteilen von externen Herstellern. Geschätzte Kosten: 18 Euro pro Stück. Auf Programmierer und Hardware-Spezialisten können die Anbieter dank des freien Handybetriebssystems Android von Google und standardisierten Chips getrost verzichten. Und da Handys heutzutage ohnedies (fast) nur noch mit Touchscreen gekauft werden, können die Unternehmen sich auch die oftmals komplizierte und teure Entwicklung physischer Tastaturen ersparen.

Echte Konkurrenz für Samsung?

Mit der Auflage, mindestens 50 Stück zu ordern und wohl etwas eingeschränkten Reklamationsmöglichkeiten wird das Angebot bei Privatkunden eher nur die größten Enthusiasten interessieren. Etablierte Hersteller wie Samsung müssen dennoch ein Auge auf die neue Konkurrenz haben. „Das Aufkeimen von Verkäufern von Smartphones aus dem unteren Preissegment nagt am Marktanteil von Samsung“, sagt John Butler, der für Bloomberg Intelligence den Markt beobachtet. „Diese neuen Marktteilnehmer sind zwar im Vergleich zu einem Riesen wie Samsung ziemlich klein, aber insgesamt belasten sie die Bilanzzahlen von Samsung und anderen großen Herstellern.“ Auch größere Rivalen wie Xiaomi profitieren von der starken Standardisierung auf dem Markt. In nur fünf Jahren wuchs das chinesische Unternehmen zum drittgrößten Handyanbieter der Welt heran.

Der durchschnittliche Preis für Geräte der neuesten Generation ist in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent gefallen. Start-ups wie Xiaomi und One Plus haben zudem die einst traditionellen Absatzwege etwa über Netzbetreiber und den Einzelhandel außer Acht gelassen und bewerben stattdessen ihre Marken über das Internet.

Marktforschung frei Haus

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst gegen Apple und Samsung in den Ring steigen will, kann auch den Rest auslagern. Egal, ob Marketing, Logos oder Marktforschung: „Wir können helfen“, sagt Stacy Li, Managerin beim Hersteller Oteda. „Wir finden für unsere Kunden auch heraus, welche Ausstattung auf ihren Märkten populär ist.“ Ein wenig mehr als 1000 Euro dürfte das aber doch kosten. (auer/ag.)

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