Mehr als doppelt so viele Österreicher als im Krisenjahr 2008 werden 2018 arbeitslos sein, prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut.
Trübe Aussichten für den Arbeitsmarkt - bis 2018 steigt die Arbeitslosenrate Konjunkturexperten zufolge voraussichtlich auf knapp zehn Prozent weiter an, ehe sie sich bis 2020 auf rund 9,5 Prozent etwas beruhigt. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hervor. Auch ein ausgeglichener Staatshaushalt ist der Prognose zufolge vorerst nicht in Reichweite. Die Zahl der Arbeitslosen wird laut Wifo bis zum Jahr 2018 auf 397.000 klettern - das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorkrisenjahr 2008 (um 185.000 mehr). Im Jahr 2014 belief sich die durchschnittliche Arbeitslosenzahl laut Statistik Austria auf 315.000 Personen.
Für das Jahr 2018 errechnet sich eine Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent der unselbstständigen Erwerbspersonen (AMS-Definition) beziehungsweise 6,1 Prozent aller Erwerbspersonen (Eurostat-Definition).
Im Fünfjahreszeitraum 2016-2020 ist nur ein mäßig besserer BIP-Anstieg von 1,5 Prozent jährlich zu erwarten - nach dem flauen Wirtschaftswachstum von nur 1 Prozent pro Jahr im Vergleichszeitraum 2011-15. Die leichte Ausweitung der Wirtschaftsleistung ermögliche zwar ein Beschäftigungsplus von ein Prozent im Schnitt der kommenden fünf Jahre, bringe aber "keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt", so die Konjunkturforscher. Denn auch das Arbeitskräfteangebot steigt - im Schnitt um 0,9 Prozent pro Jahr.
Dieser Zuwachs resultiere vor allem aus einer Zunahme an ausländischen Arbeitskräften, einer anhaltenden Ausweitung der Frauenerwerbsbeteiligung und der Verschärfung der Eintrittsbedingungen für die Früh- und Invaliditätspension. Die Zahl der Asylanträge habe sich heuer im Zeitraum Jänner bis August gegenüber der Vorjahresperiode von 13.712 auf 46.133 mehr als verdreifacht. Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Lage dürfte die österreichische Bevölkerung auch in den nächsten Jahren durch den Zustrom von Asylsuchenden und anerkannten Flüchtlingen stärker wachsen als ursprünglich angenommen, erwarten die Konjunkturforscher.
Defizit-Ziele können wohl nicht eingehalten werden
Die EU-Vorgabe, das strukturelle Budgetdefizit jährlich um mindestens 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu verbessern, könne "in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht eingehalten werden", schreiben die Wirtschaftsforscher. Das mittelfristige Budgetziel eines strukturell fast ausgeglichenen Staatshaushalts (mit einem Saldo von höchstens -0,45 Prozent des BIP) "wird erst 2019 nachhaltig erreicht". Heuer soll sich das strukturelle Budgetloch zwar auf -0,3 Prozent des BIP verkleinern, 2016 aber wieder auf 1,1 Prozent des BIP ausweiten und 2017 (auf -1 Prozent) kaum sinken. Schuld daran sind die nur mäßige Konjunkturerholung und die auch in den nächsten Jahren weiter steigende Arbeitslosigkeit.
Die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhen sich im Prognosezeitraum um 1,5 Prozent pro Jahr, also um eineinhalb Prozentpunkte stärker als im Durchschnitt 2011-2015. Der zu erwartende Zuwachs sei vor allem der neuen Lohn- und Einkommensteuer zu verdanken, die 2016 in Kraft tritt und die verfügbaren Nettohaushaltseinkommen um 1 Prozent steigern soll. Die Inflation soll 2016-2010 im Durchschnitt bei 1,8 Prozent im Jahr liegen - Grund dafür seien leicht steigende Erdölpreise und die Wirkung der Steuerreform. Der Inflationsdruck bleibt also mittelfristig gering.
Exporte als Lichtblick
Ein weiterer Lichtblick sind die Exporte, die in den Jahren 2016 bis 2020 voraussichtlich um 3,7 Prozent pro Jahr zulegen dürften - das wäre um gut 1 Prozentpunkt mehr als in der vorhergehenden Fünfjahresperiode. Die Importe sollen ähnlich, aber etwas weniger stark wachsen. Jedenfalls wird der Außenhandel laut Wifo weiterhin einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten.
(APA)