Der Industrielle Cornelius Grupp will die angeschlagene RZ-Gruppe samt Kraftwerk in Klagenfurt kaufen. Bezahlen könnten dafür Steuerzahler und Stromkunden. Die Heta verzichtet auf 25 Millionen.
Zu beneiden ist Otto Zechmeister dieser Tage nicht. Nicht genug, dass seine RZ-Gruppe mit zig Millionen bei der Hypo-Abwicklungsgesellschaft Heta in der Kreide steht. Auch sein einzige Rettungsring, der geplante Bau eines hoch subventionierten Biomassekraftwerks in Klagenfurt, gleitet dem Kärntner Industriellen wieder und wieder aus den Händen. Zu groß ist der Widerstand der Papierindustrie, die sich den neuen Konkurrenten um ihren Rohstoff Holz vom Hals halten möchte.
Der juristische Stellungskrieg um das Kraftwerk verzögert das Projekt seit Jahren – und brachte die RZ-Gruppe schließlich an den Rand der Insolvenz.
Doch zum Glück gibt es in Kärnten auch alte Bekannte, die in Notlagen helfen. Wie die „Presse“ erfahren konnte, hat Otto Zechmeister einen solchen Retter gefunden: Cornelius Grupp. Zunächst wollte der deutsch-österreichische Industrielle seinem Kärntner Landsmann nur drei Millionen Euro zum Grundstückskauf vorstrecken. Schon das hat hohe Wellen geschlagen, gilt Cornelius Grupp doch als guter Freund von Alfred Heinzel, bekannter Papierunternehmer und ausgesprochener Kraftwerksgegner. Doch seine Versuche, den 67-Jährigen umzustimmen, sind gescheitert.
Heta bietet einen Haircut
Aber damit nicht genug. Cornelius Grupp nimmt mehr als drei Millionen für ein Grundstück in die Hand, und schnappt sich die RZ-Gruppe gleich selbst. In Österreich ist der Jurist, der seinen Namen nur ungern in Zeitungen liest, vor allem seit der Übernahme der Glanzstoff in St. Pölten bekannt, die Ende 2008 ihren Betrieb einstellen musste. In Summe arbeiten in seinem Firmengeflecht, der CAG-Gruppe, 5000 Menschen für ihn. Geht alles glatt, werden es bald ein wenig mehr sein.
Für die „Presse“ war Cornelius Grupp am Donnerstag nicht erreichbar. Er sei verreist, hieß es aus seinem Büro. Rückkehr unbekannt. Otto Zechmeister meldete sich zwar – allerdings nur mit einem knappen: „Kein Kommentar“.
Kommt die Übernahme zustande, dürfte das nicht nur die Kärntner, sondern alle österreichischen Steuerzahler und Stromkunden interessieren. Denn sie sind es, die den Deal letztlich bezahlen könnten:
Die RZ-Gruppe hat etwa 70 Millionen Euro Schulden bei der Heta. Knapp 25 Millionen Euro davon will die Hypo-Abwicklungsgesellschaft dem neuen Firmen-Eigentümer erlassen, heißt es. Diese Summe müssen die Steuerzahler und die Heta-Gläubiger schultern. Bei der Heta ist zu dieser Causa nichts zu erfahren. „Wir haben die RZ-Gruppe wiederholt aufgefordert, uns vom Bankgeheimnis zu befreien“, so ein Sprecher. „Ohne Erfolg“. Für die Heta wäre das Geschäft zumindest ein Teilerfolg, denn ob von der insolvenzgefährdeten RZ noch Geld gekommen wäre, ist mehr als fraglich.
Für Cornelius Grupp ist die Übernahme zumindest dann Gold wert, wenn das umstrittene Kraftwerk in Klagenfurt gebaut werden kann. Das Projekt rechnet sich dank üppiger Ökostromförderungen, die sich die Betreiber sichern konnten. Über hundert Millionen Euro gingen damit von den Stromkunden direkt zum Kraftwerksbesitzer.
Noch ist das Geschäft nicht unter Dach und Fach und doch reißt es schon neue Wunden im Land auf. Auch die alte Freundschaft zwischen Alfred Heinzel und Cornelius Grupp dürfte darunter leiden, denn Heinzel ist nicht gewillt, Milde walten zu lassen: „Dieses Geschäft ist mehr als eine Chuzpe“, sagt er zur „Presse“. „Das ist unanständig dem Steuerzahler gegenüber“.