Griechen zahlen im Schnitt 1355 Euro Schmiergeld

Jeder Grieche zahlt 1355
Jeder Grieche zahlt 1355(c) AP (Dimitri Messinis)
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Griechische Bürger zahlten 2009 im Schnitt 1355 Bestechungsgeld an Behörden, Ärzte oder Anwälte. Eine Untersuchung von Transparency International beziffert die gesamte Schmiergeldsumme mit 787 Millionen Euro.

"Unser System fördert Vetternwirtschaft", gestand der griechische Premierminister Georgios Papandreou Ende Februar in einem Interview. Und zwar höchst erfolgreich, wie eine aktuelle Untersuchung der Antikorruptionsbehörde "Transparency International (TI)" zeigt: Griechen zahlten im vergangenen Jahr durchschnittlich 1.355 Euro Bestechungsgeld, wenn sie die Ausstellung eines Führer- oder Fahrzeugscheins beschleunigen, eine Baugenehmigung kaufen, schneller in ein öffentliches Krankenhaus aufgenommen oder die Ergebnisse einer Steuerprüfung manipulieren wollten. 2008 lag das durchschnittliche Bestechungsgeld bei 1374 Euro, wie die "Welt" berichtet. Dass Schmiergeld tief in der griechischen Gesellschaft verankert ist, zeigt auch die Sprache: Mittlerweile gibt es ein eigenes Wort dafür, Schmiergeld heißt "Fakelaki".

Mehr Staat, weniger privat

Transparency International kalkuliert, dass griechische Haushalte 2009 insgesamt 787 Millionen Euro Bestechungsgeld zahlten: 462 Millionen Euro an Staatsdiener, 325 Millionen Euro im privaten Sektor. Die Summe der Bestechungsgelder wäre damit in nur zwei Jahren um gut 23 Prozent gestiegen: 2007 kalkulierten die Korruptionsforscher mit einer Gesamtbestechungssumme von 639 Millionen Euro.

Grundlage der Untersuchung ist dem Bericht zufolge eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Public Issue im Auftrag von TI unter 6.122 erwachsenen Griechen durchführte. Den Meinungsforschern gaben 13,4 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass von ihnen Bestechungsgeld verlangt worden sei.

"Dunkelsumme" deutlich höher

Diese Zahlen gäben nur einen kleinen Teil der Korruption in Griechenland wider, denn längst nicht jeder Befragte gebe die Zahlung zu. Zudem "erfassen wir nur die sogenannte kleine Korruption also die Bestechungsgelder, die Privatleute an Staatsdiener und im privaten Bereich zahlen", sagte der Chef von Transparency International Griechenland, Konstantin Bakouris, der "Welt". "Die wirklich große Korruption auf Staats- und Unternehmensebene, wie etwa beim Siemens-Bestechungsskandal, wird von uns nicht einmal erfasst. Dabei ist sie weit verbreitet."

(Ag/Red. )

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