Wer ist hier korrupt? Krise fördert „Geschenkskultur“

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Nur zwei von zehn Topmanagern in Österreich sehen Bestechung und Betrug als Problem an. Außerhalb Österreichs zeigte sich die Führungsriege der Unternehmen dabei deutlich selbstkritischer.

Wien/Auer. Wer die Schlagzeilen der vergangenen Monate Revue passieren lässt, könnte meinen, die Österreicher seien ein korruptes Volk. Jene, die es eigentlich wissen müssten, sehen das aber offenbar anders. Nur zwei von zehn heimischen Topmanagern gaben in einer Umfrage an, dass Bestechung und Betrug hierzulande ein Problem seien. In der eigenen Branche vermuten überhaupt nur vier Prozent der Befragten „schwarze Schafe“. Das ist das Ergebnis einer Studie der Beratungsfirma Ernst & Young für die weltweit 1750 Finanzvorstände, Leiter der Revision oder Leiter der Rechtsabteilung befragt wurden.

Außerhalb Österreichs zeigte sich die Führungsriege der Unternehmen dabei deutlich selbstkritischer. So sehen weltweit etwa doppelt so viele Manager Korruption als grundsätzliches Problem in ihrem Land an. Zwölf Prozent der Befragten wissen zudem um die Verfehlungen in ihrer eigenen Branche.

Hierzulande läuft das mangelnde Problembewusstsein hingegen allen Bemühungen, dem Übel tatsächlich Herr zu werden, zuwider. Während international jeder zweite Befragte der Meinung war, dass Korruptionsbekämpfung zur Chefsache erklärt werden sollte, hielten es in Österreich nur 13Prozent für nötig, den Vorstand damit zu belästigen.

Jeder 5. „schenkt“ für Aufträge

In der Wirtschaftsflaute sind Manager allerdings weltweit eher bereit, ein Auge zuzudrücken. In Österreich sieht etwa jeder Dritte „Unterhaltungsprogramme“ als akzeptables Mittel, um in schwierigen Zeiten Kunden zu gewinnen oder zu halten. Persönliche Geschenke sind für jeden fünften Manager ein geeigneter Weg, um Aufträge zu lukrieren. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei acht Prozent. Als absolutes No-go gelten mittlerweile allerdings direkte Bargeldzahlungen. Weltweit geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung: Der Anteil jener, die im Extremfall für einen Auftrag auch die Geldbörse zücken würden, stieg von neun auf 15 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2012)

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