Auf der Suche nach Leben auf fernen Planeten

Lisa Kaltenegger in 'STÖCKL.'
Lisa Kaltenegger in 'STÖCKL.'(c) ORF (Günther Pichlkostner)
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Die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger liest aus dem Spektrum von Exoplaneten, ob es dort Leben geben könnte. Bei den Alpbacher Technologiegesprächen erzählte sie darüber – und gab eine große Show.

Eigentlich, so erzählt die Astrophysikerin Lisa Kaltenegger, hätte sie gern die erste bemannte Mondlandung im Fernsehen gesehen. Dafür ist sie – Geburtsjahr 1977 – zu jung. Doch heute weint sie diesem entgangenen Erlebnis keine Träne mehr nach. Denn sie nimmt nun an einem Unterfangen teil, das für sie noch viel faszinierender ist. „Wir sind die erste Generation, die nicht nur andere Länder und Kontinente entdeckt, sondern ganz andere Welten findet“, sagte sie in Alpbach. Kaltenegger sucht am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg nach Spuren von Leben auf Exoplaneten, Planeten von anderen Sonnensystemen.

Heuer im April wurde dabei ein Meilenstein gefeiert: Das Weltraumteleskop „Kepler“ (das kürzlich seine Funktion eingestellt hat) konnte die ersten zwei Planeten nachweisen, die kleiner als zwei Erdradien sind, die aus Felsen bestehen (also keine Gasplaneten sind) und in der „habitablen Zone“ liegen (in der flüssiges Wasser vorhanden sein könnte). Das alles sind Voraussetzungen für Leben. Die gebürtige Salzburgerin Kaltenegger, die in Graz studiert hat, dann in die Niederlande, in die USA und schließlich nach Heidelberg ging, wurde bei der Präsentation dieses Fundes zum Medienstar. Ihr Talent für große Show zeigte sie auch in Alpbach, wo sie stets lächelnd, mit beiden Händen gestikulierend auf der Bühne herumwanderte und sich dadurch völlig von den anderen Wissenschaftlern in ihrem Panel abhob.

Der erste Exoplanet wurde 1995 nachgewiesen, allein „Kepler“ hat bis heute mehr als 3500 Kandidaten gefunden, die aber noch nicht alle überprüft sind – es könnte sich auch um Messfehler handeln. Doch bei immerhin 940 Himmelskörpern ist man sich sicher: Es sind Exoplaneten. Man entdeckt solche entweder dadurch, dass sie ihren Zentralstern bei jedem Umlauf leicht zum Wackeln bringen; diese Bewegung kann durch den Dopplereffekt nachgewiesen werden, daraus ergibt sich die Masse des Planeten. Oder dadurch, dass sie das Licht ihres Sterns abschirmen, wenn sie vor ihm vorbeiziehen: Die Helligkeitsschwankung ist ein Maß für ihre Größe.

Aber kann es auf diesen Exoplanten auch Leben geben? Voraussetzung dafür wäre, dass sie „habitabel“ sind, also dass Größe, Entfernung vom Zentralgestirn und Aufbau passen. Das reicht natürlich noch nicht zum Nachweis von Leben. Diesen wollen die „Planetenjäger“ nun durch die Analyse des Lichtes erbringen. „Leben hinterlässt in der Atmosphäre charakteristische Spuren“, so Kaltenegger. Ihr Team sucht vor allem nach zwei Gasen, die erdähnliche Lebensformen (in bestimmten Stadien) anzeigen: Ozon und Methan. Diese Moleküle absorbieren bestimmte Wellenlängen von sichtbarem und infrarotem Licht. „Durch diesen spektralen Fingerabdruck kann man über Lichtjahre hinweg mit dem Teleskop die Zusammensetzung einer Atmosphäre messen.“ Mit heutigen Fernrohren ist es bereits gelungen, die Atmosphäre großer Gasplaneten zu bestimmen. Für die Analyse der viel interessanteren kleinen Felsplaneten wird erst die nächste Generation von Teleskopen gut genug sein.

Ob es auf Exoplaneten Leben gibt, ist völlig offen. „Das Leben könnte in einem völlig anderen Stadium der Evolution sein als auf der Erde“, sinniert Kaltenegger. „Vielleicht bietet uns das einen Blick in unsere Zukunft?“ Sie ist jedenfalls optimistisch. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir eine zweite Erde finden“, ist sie überzeugt. Nachsatz: „Die Mondlandung ist damit nicht vergleichbar.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2013)

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