Die US-Organisation "Gold Anti Trust Action Committee" bezweifelt, dass die österreichischen Goldreserven verlässlich geprüft werden können.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat vergangene Woche viel über die 280 Tonnen Gold der Republik Österreich preisgegeben ("Die Presse" berichtete). Auf welchen Teil der Goldbestände man aber wirklich Zugriff hat, lässt sich nicht erkennen, heißt es nun von einer US-Organisation. Chris Powell vom "Gold Anti Trust Action Committee" (GATA) sagte zur APA: "Um das zu wissen, müsste die Bank nicht nur preisgeben, wie viel sie aktuell verliehen hat, sondern auch, ob das Gold in zuordenbaren oder nicht zuordenbaren Konten gehalten wird"".
Zuordenbares Gold bedeutet, dass die Barren genau gewogen und mit Seriennnummern versehen dem Eigentümer direkt zugeschrieben werden können und auf Verlangen ausgefolgt werden müssen. Nicht zuordenbares Gold sei lediglich eine Forderung gegen die lagernde Institution. In diesem Fall hätte die OeNB weder das Recht, Barren zurückzubekommen noch gäbe es eine Liste, die für eine Inventur der physischen Bestände verwendet werden könnte.
"Prüfung praktisch unmöglich"
"Als Konsequenz könnte sich ergeben, dass es praktisch unmöglich ist, große Teile der Goldreserven verlässlich zu prüfen", so GATA-Sekretär Powell.
Der österreichische Rechnungshof hatte bekanntgegeben, im kommenden Jahr die Nationalbank und deren Devisenbestände durchleuchten, hat bisher aber offen gelassen, ob das erstmals auch die physischen Goldbestände umfasst. Die OeNB hatte vergangene Woche vor dem Parlament einräumen müssen, dass sich 80 Prozent des Golds in London befinden und erklärt, dass sie in den vergangenen zehn Jahren 300 Millionen Euro mit Goldleihegeschäften verdient habe. Nachdem ein Experte kommentiert hatte, dies lege nahe, dass ein großer Teil verliehen sei, ließ die Bank durchsickern, dass das aktuell nur mehr 16 Prozent der Bestände betreffe. Eine Erklärung für die relativ hohen Erlöse aus der Goldleihe gab sie keine ab.
GATA: In Tresoren lagert nur die Hälfte
GATA wirft den westlichen Zentralbanken vor, den Goldpreis seit Jahrzehnten zu manipulieren, um damit ihre Währungen - vor allem den Dollar - zu stützen und die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Ein großer Teil dieser Transaktionen werde mit Material von Zentralbanken durchgeführt, was dazu geführt habe, dass in deren Tresoren real nur mehr die Hälfte des Golds lagere, das offiziell ausgewiesen werde. Kritiker weisen dies als "Verschwörungstheorie" zurück und bezeichnen die Thesen als "weit hergeholt". GATA veröffentlicht auf seiner Internet-Seite aber laufend offizielle Dokumente und Aussagen, die die mehr oder weniger heimlichen Zentralbanken-Interventionen belegen sollen.
(APA)