Zinsen: Schlechte Zeiten für Sparer, gute für Kreditnehmer

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Die niedrigen Zinsen hatten zuletzt vor allem für Unternehmen positive Auswirkungen. Diese konnten günstiger Kredite aufnehmen als je zuvor. Die Kreditzinsen für Private stagnieren dagegen auf niedrigem Niveau.

Wien/b. l. Die aktuelle Niedrigzinsphase freut Kreditnehmer: Im dritten Quartal konnten sich österreichische Firmen, die sich neu Kredite beschafften, so günstig verschulden wie noch nie zuvor. Das gab die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Dienstag bekannt. Unternehmen, die im September Kredite von unter einer Million Euro aufnahmen, erhielten diese im Schnitt zu 2,24 Prozent Zinsen. Kredite von über einer Million Euro gab es durchschnittlich zu 1,68 Prozent Zinsen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr musste man bei kleinen Krediten noch mit 3,05 Prozent und bei Millionenkrediten mit 2,65 Prozent rechnen.

Grund ist, dass sich auch die Banken billiger refinanzieren. Der Drei-Monats-Euribor, der vielen Krediten zugrunde liegt, fiel von 2,5 Prozent im September 2011 auf 0,25 Prozent im September 2012.

Wohnbaudarlehen kaum billiger

Auch private Haushalte können sich über günstigere Kredite freuen, doch fiel der Rückgang nicht so stark aus wie bei den Firmen. Die Zinsen von Konsumkrediten verbilligten sich im Jahresabstand von 5,09 auf 4,43 Prozent und für Wohnbaukredite von 2,95 auf 2,69 Prozent. Das ist kein absoluter Tiefststand: Dazwischen waren die Kredite zeitweise noch günstiger.

Im Euroraum sind sowohl Unternehmens- als auch Privatkredite teurer: Der Durchschnittseuropäer muss für einen Konsumkredit 6,58 und für einen Wohnbaukredit 3,23 Prozent Zinsen hinlegen.

Die Kehrseite der Medaille: Die Sparzinsen sind in Österreich deutlich niedriger als im Schnitt der Eurozone. Für täglich fälliges Geld und Bindungen bis zu einem Jahr erhalten die Österreicher durchschnittlich 0,94 Prozent Zinsen – das bedeutet fast eine Halbierung im Jahresvergleich. In der gesamten Eurozone gibt es im Schnitt immerhin 2,8 Prozent. Für bis zu zweijährige Bindung gibt es in Österreich 1,26 und in ganz Europa 2,83 Prozent Zinsen. Sparer, die sich noch länger festlegen wollen, bekommen in Österreich 1,7 und in Europa durchschnittlich 2,42 Prozent Zinsen. Vor einem Jahr erhielten alle noch deutlich mehr Geld als zuletzt.

Mehr Zinsen bei Onlinebanken

Onlinebanken zahlen übrigens mehr. Laut dem Bankenrechner der Arbeiterkammer (www.bankenrechner.at) zahlt die Denizbank für täglich fälliges Geld 1,5 Prozent. Noch bessere Konditionen erhalten Neukunden der ING-Diba (zwei) und der direktanlage.at (1,9 Prozent). Allerdings nur für die ersten sechs Monate.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2012)

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