Athen herabgestuft, die EZB hält still

Athen herabgestuft
Athen herabgestuft(c) EPA (ORESTIS PANAGIOTOU)
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Die Ratingagentur S&P hält den griechischen Schuldenrückkauf für einen „selektiven Default“ und stuft Athen weiter herab. Die EZB macht erstmal gar nichts.

Wien/Ag./Red. Die Ratingagentur Standard& Poor's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands wegen des laufenden Anleihenrückkaufs weiter herabgestuft. Die US-Ratingagentur wertet das laufende Angebot der Regierung in Athen, Staatsanleihen für zehn Mrd. Euro zurückzukaufen, als teilweisen Zahlungsausfall. Daher sei die Bewertung von „CCC“ auf „SD“ („Selective Default“/teilweiser Zahlungsausfall) gesenkt worden, teilte S&P mit. Sollte der Rückkauf der Anleihen erfolgreich über die Bühne gehen, werde die Bewertung aber wahrscheinlich wieder auf „CCC“ erhöht.

Die Herabstufung kam nicht überraschend. Weder für die Märkte noch für die Politik: „Damit haben wir gerechnet. Wir setzen unser Programm fort“, sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur DPA am Donnerstag mit Blick auf den Schuldenrückkauf. Athen hatte vergangenen Montag den Haltern verschiedener Staatspapiere mit langen Laufzeiten Angebote von 30,2 bis 40,1 Prozent des ursprünglichen Werts gemacht. Das Offert endet am Freitagnachmittag. Griechenland will dafür maximal zehn Mrd. Euro aus Mitteln des Eurorettungsfonds aufwenden, um so seine Schulden um ein Vielfaches dieser Summe zu verringern. Zuletzt hielten Privatanleger griechische Staatsanleihen im Volumen von etwa 62 Mrd. Euro.

UBS unbeeindruckt

Die Herabstufung durch S&P wurde auch von Experten nicht als allzu bedeutend eingestuft. Die Ratingagenturen hätten inzwischen sogar weniger Glaubwürdigkeit an den Märkten als die EU-Finanzminister, scherzte UBS-Chefökonom Paul Donovan in einem Statement. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) ließ sich nicht beeindrucken. Sie beließ bei ihrer Zinssitzung am Donnerstag den Leitzins wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,75 Prozent. Die Aussichten hätten sich gar gebessert, so die EZB. EZB-Chef Mario Draghi sagte zwar: „Die wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone dürfte bis in das nächste Jahr hineinreichen.“ Aber: „Im späteren Verlauf von 2013 sollte sich die Wirtschaft allmählich erholen, da die globale Nachfrage anziehen dürfte und sich die Auswirkungen unserer konjunkturstützenden Geldpolitik und des verbesserten Vertrauens an den Finanzmärkten auf die Wirtschaft niederschlagen dürften.“ Die vielbeachtete Inflationsrate dürfte laut EZB im Jahr 2013 unter die wichtige Marke von zwei Prozent fallen.

Italienische Renditen steigen

Die Banken in der Eurozone können sich auch in Zukunft unbegrenzt mit Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eindecken. Die sogenannte Vollzuteilung bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften mit den Banken werde „so lange wie nötig“, mindestens jedoch bis 9. Juli 2013 verlängert, kündigte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt an. Ursprünglich wäre die Rundumversorgung im Jänner 2013 ausgelaufen. Vor Ausbruch der Krise hatte die EZB lediglich so viel Liquidität ins Finanzsystem gepumpt, wie sie für richtig hielt. Dabei hatten die Banken in einem Auktionsverfahren um die Milliarden aus Frankfurt bieten müssen, wobei nicht alle Wünsche auch erfüllt wurden. Der EZB-Leitzins war dabei der Mindestsatz, den die Institute zu zahlen hatten.

Nach Spekulationen über einen Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti stieg indes die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen italienischen Titel auf bis zu 4,629 Prozent. Am Mittwoch hatte sie noch bei 4,463 Prozent gelegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2012)

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