Banken brauchen 13 Mrd. €

(c) APA ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Österreichs Banken sind gut, aber nicht perfekt gerüstet – OeNB legt neuen Bericht zur Finanzmarktstabilität vor.

Wien/Jil/Apa. Die Kapitaldecke der österreichischen Banken ist nach Ansicht ihrer Aufseher immer noch deutlich zu dünn. In den kommenden fünf Jahren müssten sich die Institute acht bis 13 Milliarden Euro an zusätzlichem Geld beschaffen, um sich für die strengeren Eigenkapitalvorschriften (Basel III) zu rüsten, sagte Nationalbank-Direktoriumsmitglied Andreas Ittner am Freitag bei der Präsentation des neuesten Berichts zur Finanzmarktstabilität der OeNB. Dies sei zwar eine Herausforderung, für die Banken aber zu schaffen. Schließlich hätten die Geldhäuser ihr Kapital auch in den vergangenen fünf Jahren um rund acht Milliarden Euro aufgestockt– „bei auch nicht sehr einfachen Umweltbedingungen.“

Franken-Kredite bleiben Problem

In den vergangenen Jahren hatten österreichische Institute wie die Erste Group und Raiffeisen ihre Kapitalquoten bereits massiv aufgestockt, um die immer strenger werdenden Vorgaben der Bankregulierer zu erfüllen. Diese wollen erreichen, dass vor allem Großbanken mit zusätzlichem Kapital weniger anfällig für künftige Krisen sind. Durchschnittlich lag die Kernkapitalquote (Tier 1) österreichischer Banken Mitte 2012 bei 10,6 Prozent.

In ihrem neuesten Bericht zur Finanzmarktstabilität verzeichnet die OeNB zwar einen Rückgang von Fremdwährungskrediten– sieht diese aber weiterhin als Bedrohung. Die Ausweitung der Kredite an private Haushalte sei in den vergangenen drei Jahren zwar ausschließlich in Euro geschehen, der Fremdwährungskreditanteil liege aber immer noch bei rund 24 Prozent – Tendenz allerdings stark fallend (siehe Grafik).

Auch bei Unternehmenskrediten beobachtet die OeNB ein anhaltendes Wachstum – trotz „etwas restriktiverer“ Kreditvergabe durch die Banken. Nur rund ein Viertel aller Unternehmen brauchte im vergangenen Jahr überhaupt Kredit – und nur vier bis fünf Prozent aller Unternehmen hätten ein Problem, bei Banken an Geld zu kommen. Die OeNB wies aber darauf hin, dass diese Zahlen wenig Aussagekraft haben, weil man die „Normalsituation“ auf diesem Markt schlicht nicht kenne.

Bankenaufsicht startet 2014

Die Nationalbank geht von einem Start der gemeinsamen europäischen Bankenaufsicht Anfang März 2014 aus. Der politische Wille sei zwar gefasst, aber jetzt müsse die EU erstmal die entsprechenden Texte ausformulieren. Und die Europäische Zentralbank müsse den notwendigen Aufsichtsrahmen definieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Home

EZB überwacht neun österreichische Banken

Neun österreichischen Geldinstitute werden spätestens ab März 2014 direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt. Wie kaputte Banken abgewickelt und die Einlagen der Sparer gesichert werden, ist ungeklärt.
File zoom-burst image shows the illuminated euro sign in front of the headquarters of the European Central Bank in Frankfurt
Home

EU einigt sich auf europäische Bankenaufsicht

Die gemeinsame Bankenaufsicht wird nur für Banken mit mehr als 30 Milliarden Euro Bilanzsumme zuständig sein. In Österreich sind das laut Finanzministerin Fekter neun Banken.
Europa

Banken vertiefen Spaltung Europas

Streit um eine neue Europäische Bankenaufsicht. Die Bankenunion soll den Euro stabilisieren. Doch sie bringt nun das ohnehin fragile europäische Einvernehmen der 27 EU-Mitglieder aus dem Gleichgewicht.
Jahresbilanz BillionenUmsaetze Schattenbanken
International

Die Macht der Schattenbanken wächst wieder

Schattenbanken setzten im Vorjahr 67 Billionen Dollar um, unterliegen aber nicht der Bankenaufsicht. Das größte parallele Bankensystem haben die USA.
Geld & Finanzen

Regulierung: Basel III kommt auch in Europa später

Weil in Brüssel die EU-Kommission, die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament immer noch über die strengen Kapitalvorschriften für Banken gestritten wird, muss deren Einführung – wie in den USA – verschoben werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.