Elektronik: Tochter "sponsert" Siemens

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Aus Österreich fließt für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/12 eine Dividende von 750 Millionen Euro an die Konzernmutter Siemens in Deutschland – mehr als der Nettogewinn. Höhlt die Mutter die Tochter aus?

Wien/eid. Das Weihnachtsgeschenk an die Mutter fällt heuer kleiner aus: Siemens Österreich führt an den deutschen Elektronikkonzern für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/12 eine Dividende von 750 Mio. Euro ab. Im Vorjahr war es eine Mrd. Euro. Die heurige Ausschüttung ist immer noch beachtlich angesichts des niedrigeren Nettogewinns von 717,86 Mio. Euro. Operativ hat Siemens Österreich nur 141,54 Mio. Euro verdient – was allerdings eine Verdoppelung gegenüber dem Geschäftsjahr 2010/2011 bedeutet. 2009/10 schüttete die Landesorganisation, die auch Nukleus des Siemens-Osteuropa-Clusters ist, 420 Mio. Euro aus – obwohl es operativ Verluste gab.

550 Mio. Euro kostete zudem im vergangenen Jahr die tschechische Landesgesellschaft, die vom Konzern übernommen worden ist. Höhlt die Mutter die Tochter aus? „Konzernmütter räumen ihre Tochtergesellschaften grundsätzlich nie aus“, sagte Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun am Mittwoch. Entscheidend sei die Eigenkapitalquote von 28,2 Prozent und ob die Mutter Geld für Investitionen lockermache. Diesbezüglich mache er sich keine Sorgen.

Siemens Österreich, mit 12.700 Mitarbeitern einer der größten privaten Arbeitgeber des Landes, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen der Eingliederung neuer Unternehmen den Umsatz um 16,4 Prozent auf 2,87 Mrd. Euro erhöht. Der Auftragseingang schrumpfte um 13 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. Den Rückgang im Jahresüberschuss von 879,4 auf 717,86 Mio. Euro begründete Finanzvorstand Reinhard Pinzer mit einem niedrigeren Beteiligungsergebnis. Von der Tochter VAI war im Vorjahr eine besonders hohe Ausschüttung geflossen.

Alles in allem zeigte sich Hesoun zufrieden, weil sich das Osteuropageschäft deutlich besser entwickelt hat. Auch im neuen Geschäftsjahr erwartet er in dieser Region keinen größeren Einbruch. „Wir haben eine Seitwärtsentwicklung budgetiert.“ Woher einige Experten ihre positiven Prognosen nähmen, wisse er nicht. „Es ist für mich schwer zu erkennen, woher das Wachstumspotenzial kommen soll“, sagte Hesoun.

Schienen-Kompetenz

Für Siemens Österreich sei die Erweiterung des Welt-Kompetenzzentrums für Transport um Straßenbahnen sehr wichtig. Damit sei das weltweite Siemens-Geschäft für Schienenverkehr in Österreich gebündelt. Zwei der wichtigsten Aufträge: die neue Straßenbahngeneration Avenio für Katar und die Niederlande sowie sieben Railjets für die Tschechische Staatsbahn. Die ÖBB haben indes den rund 500 Mio. Euro schweren Auftrag für den neuen Nahverkehrszug hintangestellt. „Für uns ist das noch nicht gelaufen“, hofft Hesoun weiter auf den Zuschlag.

In welcher Höhe Österreich zum neuen Konzern-Sparprogramm (sechs Mrd. Euro bis Ende 2014) beitragen muss, wollte Hesoun nicht beziffern. Es gehe vor allem um Produktivitätsverbesserungen ohne Qualitätsverlust. Details seien noch nicht bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2012)

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