Finanzierung: Telekom braucht frisches Geld

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Der Telekom Austria steht angesichts der bevorstehenden Investitionen ein teures Jahr bevor. Um es zu überstehen, pumpt das Unternehmen mit einer 800 Mio. Euro schweren Hybridanleihe den Kapitalmarkt an.

Wien/Weber. „Das wird derzeit nicht diskutiert.“ So antwortete Telekom-Chef Hannes Ametsreiter Anfang November auf die Frage, ob sein Unternehmen angesichts der bevorstehenden Investitionen eine Kapitalerhöhung plane. Nun weiß man, wie die Alternative aussieht: Offenbar will die Telekom eine Hybridanleihe im Ausmaß von 800 Mio. Euro begeben. Das sagte Rudolf Kemler, Chef der Staatsholding ÖIAG, dem Magazin „News“. Die ÖIAG hält knapp 29 Prozent an der TA.

Bei Hybridanleihen handelt es sich um Papiere, die wie normale Anleihen von Unternehmen aufgelegt werden. Allerdings beinhalten sie für die Anleger einige Nachteile. So verfügen Hybridanleihen meist über eine sehr lange, manchmal sogar „ewige“ Laufzeit. Dadurch kann das Geld auch als Eigenkapital angerechnet werden. Der Emittent, in diesem Fall die Telekom Austria, behält sich in der Regel ein vorzeitiges Kündigungsrecht vor. Im Gegenzug erhält der Anleger einen höheren Zins, als er mit einer normalen Unternehmensanleihe erzielen würde.

Keine 8,5 Prozent Zinsen

Schon vergangenen März hat der Aufsichtsrat dem Telekom-Vorstand erlaubt, eine Hybridanleihe zu begeben. Damals war noch von einem Volumen von 250 Mio. Euro und einem Zins von 8,5 Prozent die Rede. Marktkennern erscheint dieser Kupon als zu hoch. Seit März sind die Zinsen bei Unternehmensanleihen noch einmal gesunken. Allerdings dürfte der Zins der Hybridanleihe auch deutlich über den drei Prozent liegen, die Anleger mit jener Telekom-Anleihe erzielen, die 2012 mit einer Laufzeit von zehn Jahren begeben worden ist.

Dass sich die Telekom frisches Geld auf dem Kapitalmarkt holen muss, ist angesichts der notwendigen Investitionen in diesem Jahr kein Wunder. Da ist zum einen der Kauf des Mobilfunkanbieters Yesss! im Rahmen der Übernahme von Orange durch Hutchison („3“). Dieser Deal ist am Donnerstag offiziell abgeschlossen worden und kostet die Telekom 390 Mio. Euro. Darüber hinaus steht auch noch die komplette Neuvergabe der österreichischen Funkfrequenzen an. Wie viel diese das Unternehmen kostet, ist noch unklar; billig wird aber auch das nicht. Die Versteigerung der UMTS-Frequenzen im Jahr 2000 brachte insgesamt 832 Mio. Euro.

Bei der Versteigerung, die diesen September über die Bühne gehen soll, werden sowohl alte als auch neue Frequenzen, die durch die Digitalisierung des Fernsehens frei geworden sind, vergeben. Für die Telekomanbieter sind sie lebenswichtig, weil sie ohne Frequenzen ihre Dienste nicht anbieten können. Die zusätzlichen Frequenzen sind notwendig, um die neue, schnelle Mobilfunkgeneration LTE aufzubauen.

Aktienkurs halbierte sich fast

An eine Kapitalerhöhung über die Ausgabe neuer Aktien ist bei der Telekom offenbar nicht zu denken. Der Kurs hat sich in den vergangenen zwei Jahren um rund 45 Prozent reduziert. Aktionäre wurden auch dadurch verschreckt, dass die Dividende drastisch gekürzt wurde. Anstatt 38 Cent werden sie für die Jahre 2012 und 2013 nur noch fünf Cent je Anteilsschein bekommen.

Zuletzt machten der TA der Preisdruck in der Branche und die starke Regulierung zu schaffen. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten 2012 von 3,8 auf 3,2 Mrd. Euro. An der Jahresprognose hielt der Konzern aber bis zuletzt fest. Demnach werde der Umsatz im Geschäftsjahr 2012 4,2 Mrd. Euro und das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) 1,4 bis 1,45 Mrd. Euro betragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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