Sind Dividendenaktien noch billig?

Aktien. Vor allem in Europa zahlen viele gut aufgestellte Firmen höhere Dividenden als Staaten Zinsen. Sind die Kurse zu Recht so niedrig? Nein, meinen Experten.

Wien/B.l./Cka. Für deutsche Staatsanleihen erhält man derzeit 1,38 Prozent Zinsen. Die Dividendenrenditen vieler europäischer Firmen sind zwei- bis dreimal so hoch. Sind die Aktien ein Schnäppchen? Oder sind die Kurse zu Recht so niedrig?BlackRock-Fondsmanager Andreas Zöllinger führt die hohen Dividendenrenditen europäischer Firmen auf die niedrigen Kurse zurück. Die durchschnittliche Dividendenrendite liege mit 3,7 Prozent nur knapp über dem historischen Schnitt von 3,5 Prozent. Die Anleger hätten aber in den vergangenen Jahren massiv Gelder aus dem europäischen Aktienmarkt abgezogen. Mit der Erkenntnis, dass die Eurozone nicht zerbrechen werde, würden nun die hohen Risikoprämien schrittweise wieder ausgepreist. Die hohen Dividendenrenditen würden also eher steigende Kurse als fallende Dividenden versprechen. Die Dividenden dürften heuer um fünf bis sieben Prozent steigen.

Höhe ist nicht alles

„Es ist aber nicht richtig, undifferenziert nur nach hohen Dividenden zu suchen.“ Wichtig sei, dass die Unternehmen auch entsprechende Gewinne erzielen (also nicht aus der Substanz ausschütten) und dass die Dividenden nicht bloß einmalig hoch, sondern nachhaltig sind. Für seinen Fonds sucht Zöllinger nach Firmen, die entweder von Haus aus über eine Dividendenrendite von mehr als 3,7 Prozent verfügen oder aber hohes Dividendenwachstum versprechen. Gute Dividendenfirmen finde man etwa unter den regulierten Versorgern (bei denen Einnahmen und Kosten zu 100 Prozent geregelt sind), Versicherungen (allerdings eher Sach- als Lebensversicherungen) und Rückversicherungen.

Gut geführte, global ausgerichtete Unternehmen wie Nestlé oder IBM seien jetzt von der Bonität her besser einzuschätzen als so mancher Staat, meint auch Frank W. Lippitt, Vorstandsvorsitzender der Bank Gutmann. Ein Richtwert, an dem sich Anleger orientieren können, ist aus seiner Sicht „eine nachhaltige Dividendenrendite von dreieinhalb oder vier Prozent.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.