Das Comeback der Internet-Titel

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Lang verschmähte Aktien wie Facebook oder Groupon erfreuten sich zuletzt starker Beliebtheit an den Märkten. Technologiewerten wie IBM oder Oracle setzte indes die schwache Konjunktur zu.

Über ein Jahr lang galt der Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook als missglückt. Nachdem sich der Kurs fast halbiert hatte, erholte sich die Aktie jedoch und hat vorige Woche kurzzeitig wieder den Wert des Börsengangs erreicht. „An den Börsengang von Facebook wurden hohe Erwartungen geknüpft. Die danach bekannt gewordenen Prognosen zur Geschäftsentwicklung enttäuschten die Anleger und führten zum Kurssturz“, erklärt Bernd Kiegler, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management.

Doch mit der Vorlage der guten Zahlen zum zweiten Quartal wurde die Skepsis geringer: Vor allem das mobile Anzeigengeschäft entwickelte sich deutlich besser als erwartet. Lange Zeit hatten Skeptiker bezweifelt, dass Werbung bei Handykunden gut platziert werden und Facebook mit seinem Geschäftsmodell wachsen könnte.


Groupon überrascht positiv. Ähnlich erging es Groupon. Die Papiere des Schnäppchen-Portals liegen zwar noch deutlich unter dem Preis von 20 Dollar beim Börsengang. Seit dem Allzeittief bei 2,60 Dollar im November hat sich die Aktie jedoch verdreifacht. Anleger zeigten sich skeptisch, als das Wachstum bei den Einnahmen mit täglich wechselnden Schnäppchenangeboten nachließ. Doch gelang es Groupon, verstärkt auf Coupons zu setzen, die jederzeit eingesetzt werden können. Das habe die Rallye angetrieben, sagte Analyst Sameet Sinha von B. Riley & Co zu Bloomberg. Inzwischen glaubten Investoren an das Wachstum dieser Firmen. Drei der jüngsten Web-Aktien– die Restaurantbewertungswebsite Yelp, die Immobilienseite Trulia und eben Facebook – haben heuer ein mittleres Plus von 115 Prozent verzeichnet, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Der S&P-500-Index brachte es hingegen „nur“ auf ein Plus von 16 Prozent.

„Die Gewinnserie wird sich wohl fortsetzen“, sagte Aaron Kessler, Analyst bei Raymond James & Associates, zu Bloomberg. Investoren hätten mehr Vertrauen in die neuen Geschäftsmodelle aus den Bereichen Mobilfunk und Werbung, die bei Yelp und Facebook den Umsatz angetrieben haben.

Dagegen ist die Hausse an jenen Technologiewerten vorbeigegangen, die stark von Firmeninvestitionen abhängig sind: IBM, SAP oder Oracle. Die Kurse stagnierten heuer oder rutschten ins Minus. „Die Unsicherheit der Unternehmenskunden betreffend die Konjunkturaussichten hat hier zu Buche geschlagen“, erklärt Kiegler. Das könnte sich freilich in den nächsten Quartalen ändern: Konjunkturvorlaufindikatoren ließen darauf hoffen, „dass sich das Investitionsverhalten der Unternehmen in den USA und Europa positiv entwickelt“. Davon sollten auch diese Unternehmen profitieren. Eine Bodenbildung scheint sich indes bei Apple abzuzeichnen: Seit Jahresbeginn liegt das Papier des einstigen Börsenstars zwar noch immer zehn Prozent im Minus, seit Ende Juni ist es aber um ein Viertel nach oben gegangen– auch getrieben durch den Einstieg von Großinvestor Carl Icahn.

Wie es weitergeht, hängt davon ab, ob das Unternehmen bald neue, innovative Produkte präsentiert. Die Profitabilität von Apple leide unter dem steigenden Wettbewerb mit anderen Herstellern, stellt Kiegler fest. „Investoren warten auf neue Apple-Produkte, die diese Entwicklung umkehren können.“ Bloomberg/b.l.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2013)

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