Yahoo hat die Nutzer, Google das Geld

Yahoo Nutzer Google Geld
Yahoo Nutzer Google Geld(c) REUTERS (MIKE BLAKE)
  • Drucken

Erstmals seit Jahren lockt Yahoo mehr US-Internetnutzer als Google. Viel Geld macht der Konzern damit noch nicht. Aber unter Marissa Mayer geht es immerhin nicht mehr bergab. Eine Analyse.

Wien. Es ist ein starkes Lebenszeichen vom einstigen Internetpionier Yahoo. Der US-Konzern hat im vergangenen Monat erstmals seit über zwei Jahren wieder mehr amerikanische Internetnutzer auf seine Webseiten gelockt als der Rivale Google. Über 196 Millionen Menschen haben sich demnach ins Yahoo-Universum begeben, berichtet Comscore. Das sind vier Millionen mehr als Google. Zählt man nur die Suchmaschine, ist die Dominanz von Google zwar ungebrochen. Aber dennoch: Es ist ein kräftiges Signal an den Rivalen. Und viele sehen darin schon den ersten Erfolg von Neochefin Marissa Mayer. Die frühere Google-Managerin hat vor gut einem Jahr das Ruder bei Yahoo übernommen und seither nichts unversucht gelassen, das alte Schlachtschiff wieder auf Kurs zu bringen. Doch ist ihr das wirklich gelungen?

Cash-Maschine Google

Auch in der Zeit, in der es Yahoo wirklich schlecht gegangen ist, war das Unternehmen bei den Besucherzahlen nie weit hinter Google abgeschlagen. So kann es sich bei dem Aufstieg im Juli durchaus um monatliche Schwankungen handeln, räumte Comscore ein. Der große Unterschied zwischen den beiden Unternehmen: Google verdient mit seinen Nutzern einfach mehr Geld.

Zieht man die Summen ab, die Yahoo an seine Partnerseiten abliefern muss, fiel der Umsatz im zweiten Quartal auf 1,1 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn belief sich auf 331 Millionen. Zum Vergleich: Google machte im zweiten Quartal 14,1 Milliarden Dollar Umsatz und verdiente damit 3,2Milliarden Dollar. Bei Yahoo schrumpfen vor allem die Umsätze mit dem Kerngeschäft Werbung weiter sehr deutlich.

Noch ein zweites Detail hilft, die Comscore-Zahlen ins rechte Licht zu rücken: Die Zugriffe von mobilen Internetnutzern wurden nicht mitgezählt. Hier ist Yahoo bekanntlich nicht gut aufgestellt.

Aktie stieg um 75 Prozent

Im ersten Jahr an der Spitze blieb Mayer damit zwar die großen Sprünge schuldig, Untätigkeit kann ihr aber niemand vorwerfen. Sie baute die Angebote von Yahoo stark um, umwarb die (verbliebenen) Mitarbeiter stärker und kaufte vor allem Firmen zu. In den vergangenen zwölf Monaten übernahm Yahoo 17 kleinere Unternehmen. Auch das ist ein Grund für den Anstieg der Nutzerzahlen. Und das, obwohl die 38 Millionen Nutzer der 1,1 Mrd. Dollar teuren Blogging-Seite Tumblr, die Yahoo im Mai gekauft hat, im Juli noch gar nicht auf Yahoos Konto gingen. „Mehr Nutzer führen zu mehr Gewinn“, versprach Mayer damals. Bis dato ist von der erwünschten Kettenreaktion nicht viel zu sehen. Nur an der Börse geht es nach oben: Die Aktie stieg seit ihrem Antritt um 75 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.