Goldpreis: Starke Nachfrage in China und Indien bremst Preisverfall

Experten gehen von Bodenbildung des Goldpreises aus.ssa in Zurich
Experten gehen von Bodenbildung des Goldpreises aus.ssa in ZurichREUTERS
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Das World Gold Council rechnet damit, dass in China und Indien heuer jeweils 1000 Tonnen Gold verkauft werden. Damit würde der chinesische Rekord von 778,6 Tonnen aus dem Jahr 2011 übertroffen.

Die Verluststrecke bei Gold, die in diesem Jahr 56 Mrd. Dollar an Wert vernichtet hat, hat die Nachfrage der Konsumenten aus Indien und China angeheizt. Die Analysten von JPMorgan Chase & Co. und der Bank of America Corp. gehen daher von einer Bodenbildung des Edelmetallpreises aus.

Das World Gold Council rechnet damit, dass die Verkäufe von Schmuck, Münzen und Barren in diesem Jahr in China und Indien jeweils 1000 Tonnen erreicht haben werden. Damit würde der bisherige chinesische Rekord von 778,6 Tonnen 2011 übertroffen und der indische Höchstwert von 1006,5 Tonnen aus dem Jahr 2010 nahezu erreicht.

Preise, die fast 30 Prozent unter dem Rekordstand von
1921,15 Dollar aus dem September 2011 liegen, haben die asiatischen Käufer angelockt. "Wenn immer wir etwas Geld übrig haben, überlegen wir uns, ein paar Gold-Schmuckstücke zu kaufen", sagte Wang Xiang, ein 70 Jahre alter Mann aus der ostchinesischen Provinz Anhui, nachdem er einen Goldanhänger für seinen Enkel erworben hatte. "Wir wissen nicht, wie wir sonst investieren sollten, und dies ist die traditionelle Art, das Vermögen zu schützen."

Traditionelle Art, Vermögen zu schützen

Dies spiegelt sich auch im Absatz der Juweliere in China und Indien wider. Während die Verkäufe in China in der ersten Jahreshälfte um 45 Prozent auf 571,2 Tonnen anzogen, legten sie in Indien um 48 Prozent auf 567,5 Tonnen zu, schätzt das Gold Council. Die weltweite Nachfrage zog um 32 Prozent auf 2.040,2 Tonnen an.
Auch die Notenbanken stehen auf der Käuferseite. Ihre Käufe hatten mit 534,6 Tonnen im vergangenen Jahr den höchsten Zuwachs seit 1964 erreicht. Sie könnten in diesem Jahr 350 weitere Tonnen erwerben, schätzt das Gold Council.

Die physische Nachfrage kontrastiert mit den Rekordverkäufen durch börsengehandelte Fonds. Nach einem Spitzenwert von 2632,5 Tonnen im Dezember vergangenen Jahres kommen sie nun noch auf einen Bestand von 1948,3 Tonnen, wie Daten von Bloomberg zeigen. Immerhin haben sich die Abflüsse verlangsamt. Seit Anfang August haben börsennotierte Goldprodukte 23,2 Tonnen verkauft, was das geringste Ausmaß seit Januar ist. Trotzdem summieren sich die Abflüsse in diesem Jahr auf 683,6 Tonnen und haben damit fast schon das Niveau von 700 Tonnen erreicht, das die Analysten von Barclays für das Gesamtjahr erwarten.

Positionen auf fallenden Goldpreis gesunken

Ganz so negativ für Gold sind die institutionellen Marktteilnehmer aber nicht mehr gestimmt. In der vergangenen Woche sind die Positionen auf einen fallenden Goldpreis um 17 Prozent gesunken, wie aus Angaben der U.S. Commodity Futures Trading Commission hervorgeht. Die 14 am stärksten gehaltenen Optionen gewähren dagegen das Recht, Gold zu höheren als den aktuellen Kursen zu kaufen.

Bank of America zeigt sich am optimistischsten, die Bank rechnet mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1495 Dollar je Unze im vierten Quartal. JPMorgan sieht den Goldpreis in jedem Quartal bis Ende nächsten Jahres steigen. Danske Bank A/S, die mit ihren Prognosen für Gold in den vergangenen beiden Jahren am besten gelegen hatte, hat am 20. August ihre Schätzungen für den durchschnittlichen Goldpreis im kommenden Jahr von 938 auf 1138 Dollar angehoben.

Goldpreis: UBS geht 2014 von 1325 Dollar aus

Trotzdem ist ihre Prognose für das vierte Quartal 2014 mit 1100 Dollar rund 14 Prozent niedriger als der aktuelle Goldpreis. Auch Credit Suisse Group AG, Citigroup Inc., ABN Amro Group NV und Macquarie erwarten Rückgänge.

Société Générale SA und Goldman Sachs Group Inc., die beide die Korrektur im 2. Quartal richtig vorhergesehen hatten, bleiben ebenfalls skeptisch. Die französische Bank erwartet 2014 einen Durchschnittspreis von 1150 Dollar und das US-Haus geht von 1175 Dollar auf Sicht von zwölf Monaten aus.

Die weitere Entwicklung bleibt damit spannend. "Die kurzfristige Belebung der Nachfrage ist das eine, ihr Andauern das andere", sagte Dominic Schnider, Leiter Rohstoffresearch der Vermögensverwaltung der UBS in Singapur, der für 2014 von
1325 Dollar ausgeht. "Es ist nicht klar, inwieweit Nachfrage vorgezogen wurde und wie dies das zweite Halbjahr belasten wird."

(Bloomberg)

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