Indien: Fall der Rupie vorerst gestoppt

Indien Fall Rupie vorerst
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Die Märkte reagierten positiv auf die Maßnahmen des neuen indischen Notenbankchefs, die Attraktivität der indischen Währung zu stärken.

Bombay/Frankfurt/London/Reuters/Red. Die Investoren haben das Maßnahmenpaket des neuen indischen Zentralbankchefs gegen den Verfall der Rupie positiv aufgenommen. Die Nachfrage nach der indischen Währung zog am Donnerstag spürbar an und verhalf ihr zu einem Wertzuwachs von mehr als zwei Prozent. Auch auf dem Aktienmarkt griffen die Anleger zu und trieben den Leitindex um drei Prozent hoch.

Der populäre neue Chef der indischen Notenbank, Raghuram Rajan, hatte am Mittwoch einen Plan vorgelegt, der den massiven Kapitalabfluss aus dem Land stoppen soll. So sollen im Ausland lebende Inder, die dem Land US-Dollar für mindestens drei Jahre leihen, einen Zins von dreieinhalb Prozent pro Jahr bekommen. Das ist äußerst attraktiv bei einem US-Leitzins, der nahe null liegt.

Werben um ausländisches Kapital

Auch heimische Banken will Rajan dazu motivieren, sich verstärkt auf Investorensuche im Ausland zu begeben. Er bietet den Kreditinstituten attraktive Tauschgeschäfte an, wie Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz erläutert: Für US-Dollar, die die Banken bei der Zentralbank deponieren, erhalten sie im Tausch indische Rupien zu äußerst günstigen Konditionen und können diese als Kredite weitergeben. „Praktisch ist das so eine Art Zinssenkung und inflationsfördernd, denn es erhöht die Geldmenge in Rupien“, sagte Karpowitz. „Aber kurzfristig soll es vor allem dazu dienen, ausländisches Kapital anzuziehen.“ Die Banken könnten das günstige Geld der Zentralbank dann in Form von Krediten weiterreichen. Für sie ein attraktives Geschäft; der indische Leitzins liegt bei 7,25 Prozent.

Die indische Währung ist vor allem wegen der hohen Defizite in der Leistungsbilanz und im Haushalt seit Monaten unter Druck, seit Jahresbeginn wurde sie um rund 20 Prozent abgewertet. Die Ankündigung der US-Notenbank Fed, ihre massiven Anleihenkäufe zurückzufahren, hat die Kapitalflucht ausländischer Investoren noch verstärkt. Vergangene Woche war die Währung auf ein Rekordtief gefallen– für einen Dollar mussten 68,85 Rupien gezahlt werden. Am Tag nach der Vorstellung des neuen Aktionsplans war die Währung fast vier Prozent mehr wert, ein Dollar kostete 66,26 Rupien. „Die Erwartungen an Rajan waren ziemlich hoch, und er hat sie schon am ersten Tag bei Weitem übertroffen“, sagte Volkswirt Siddhartha Sanyal von Barclays. „Die Tatsache, dass er mit solch pointierten Schritten angetreten ist, spricht dafür, dass wir schon sehr bald noch mehr konkrete Maßnahmen sehen werden.“

Raghuram Rajan war Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds. 2005 hatte er die globale Finanzkrise vorausgesagt. Zuletzt arbeitete er als Wirtschaftsberater der indischen Regierung.

Eurozinssatz auf Rekordtief

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält indes an ihrem bisherigen Kurs fest: Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Angesichts der niedrigen Inflation in der Eurozone (im August lag der Wert bei 1,6 Prozent) müssen Europas Währungshüter vorerst nicht an der Zinsschraube drehen.

Die EZB rechnet nach dem Ende der Rezession nur mit einer langsamen Erholung. Das Bruttoinlandsprodukt werde heuer um 0,4 Prozent schrumpfen, hieß es. Im Juni hatte die EZB noch mit einem Rückgang um 0,6 Prozent gerechnet. Auch die Bank of England gab bekannt, dass sie den Leitzins bei 0,5 Prozent belassen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2013)

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