VIG-Vorstände stolpern über Italien

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Die Vienna Insurance Group (VIG) hat Probleme mit dem Kfz-Geschäft in Italien und Rumänien. Zwei Vorstandsmitglieder ziehen die Konsequenzen und gehen Ende des Jahres.

Wien. Probleme im Auslandsgeschäft führen zu Rücktritten bei der börsenotierten Vienna Insurance Group (VIG): Mit Jahresende verabschieden sich Franz Kosyna und Roland Gröll aus dem VIG-Vorstand. Ob Kosyna, der seit 1983 beim Konzern ist, diesem erhalten bleibt, ist unklar. Sein Vertrag wäre noch bis Ende Juni 2018 gelaufen. Gröll wird weiterhin das Konzernrechnungswesen leiten.

Die Abgänge sind eine direkte Konsequenz des schlechten Italien-Geschäfts. Wegen der hartnäckigen Verluste der Tochter Donau in Italien hat die VIG am 11. November mit einer Gewinnwarnung überrascht. Kosyna war von 2009 bis 2012 Vorstandsvorsitzender der Donau.

Zu viele Kunden in Süditalien

Dass sich aber auch Roland Gröll zu einem Rücktritt aus dem Vorstand veranlasst sieht, obwohl er „ressortmäßig gar nicht zuständig“ für Italien gewesen sei, nötige ihm „größten Respekt“ ab, so VIG-Generaldirektor Peter Hagen im Gespräch mit der „Presse“. In Italien erwartet Hagen im Gesamtjahr 2013 einen Verlust „im hohen zweistelligen Millionenbereich“.

Aber nicht nur Italien bereitet Probleme. Auch in Rumänien hat sich die VIG im Kfz-Geschäft verschätzt. Mit Folgen: Bis September schrumpfte der Nettogewinn (Konzernergebnis) um 36,4 Prozent auf 217,5 Mio. Euro, teilte die VIG am Donnerstag mit.

In Italien habe man ursprünglich gar keine Kfz-Versicherungen anbieten wollen, sei aber von Vertriebspartnern überzeugt worden, so Hagen. Das Problem: „Weil diese Vertriebspartner auch über Supermärkte gearbeitet haben, sind auch viele Kunden im Süden hinzugekommen.“ Dazu seien andere Geschäftspartner in der Schadenerledigung „überfordert“ gewesen, so Hagen: „Wir haben erst Ende 2012, Anfang 2013 gesehen, dass es nicht so gut läuft wie gedacht.“ Man wolle sich aus dem KfZ-Geschäft in Italien nun schrittweise zurückziehen.

Auch in Rumänien sind es die Kfz-Haftpflichtversicherungen, die der dortigen VIG-Tochter Probleme bereiten. Hagen gibt keine Details bekannt, nur so viel: Die Konkurrenz in Rumänien arbeite mit „gelinde gesagt irrationalen Methoden“.

Ohne belastende Sondereffekte aus Rumänien und Italien wäre der VIG-Vorsteuergewinn, der bis September um 28,8 Prozent auf 315,9 Mio. Euro absackte, im Jahresabstand um 3,3 Prozent auf 458 Mio. Euro gestiegen, rechnete der Versicherungskonzern am Donnerstag vor. Zudem habe das dritte Quartal selbst eine deutliche Verbesserung auf 110 Mio. Euro gezeigt gegenüber 46 Mio. Euro im Vorquartal.

Ziel nicht erreicht

Durch die Italien-Kalamitäten wurde auch der Österreich-Gewinn gedrückt und die Combined Ratio hier, inklusive hoher Unwetterschäden zum Halbjahr, auf über 103 Prozent hochgetrieben, da auch das Auslandsgeschäft der Donau dem Inlandssegment zugerechnet wird. Im Gesamtkonzern legten die Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen auf 100,6 (96,9) Prozent netto zu, „der ganze Konzern arbeitet daran, das nachhaltig zu verbessern“, so VIG-Chef Hagen.

Neben Italien drückten auch – beabsichtigte – Rücknahmen kurzfristiger Einmalerläge in Polen die Gesamteinnahmen des VIG-Konzerns. Bis September schrumpften die verrechneten Prämien um 5,1 Prozent auf 7,050 Mrd. Euro. Ohne die Sondereffekte hätte es ein Prämienplus von rund zwei Prozent gegeben, so die VIG.

Im Ausblick der VIG heißt es, dass davon auszugehen sei, „dass das angestrengte Ziel – Volatilitäten in der Ergebnisentwicklung nachhaltig möglichst gering zu halten – heuer nicht erreicht wird“. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2013)

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