Staatsbankrott: Wenn Länder pleite gehen

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Die drohende Zahlungsunfähigkeit großer Nationen gefährdet auch die kleinen. Aber was bedeutet es für Bürger, Gläubiger und Staat, wenn ein ganzes Land in Konkurs geht? Hier eine Übersicht.

In unsicheren Börsezeiten erfreuen sich Staatsanleihen großer Beliebtheit. Denn was soll passieren, wenn man einem Staat Geld leiht? Das Geld kann genauso "weg" sein wie bei Aktien. So geschehen im Jahr 2002, als der Staat Argentinien die Zahlungsunfähigkeit verkündete. Das war bis heute der letzte Staatsbankrott. Aber was bedeutet das?

Definition: Staatsbankrott

Staatsbankrott bedeutet, dass ein Staat seine Zahlungsverpflichtungen zumindest teilweise nicht mehr erfüllen kann. Mit dieser Definition arbeiten Ratingagenturen. Es gibt aber keine internationale Institution, die einen Staat offiziell gültig für bankrott erklärt.

Ursachen für Staatsbankrott

Geschichtlich lassen sich primär zwei Gründe für den Bankrott von ganzen Staaten ausmachen:

  • Überschuldung des Staates
  • Machtübernahme ohne Schuldenübernahme

Überschuldung mangels Budgetdisziplin

Wie ein Unternehmen kann sich auch ein Staat überschulden. Dem geht meist jahrelange Misswirtschaft voraus. Die grundlegende Regel ist einfach: Wer permanent mehr ausgibt, als er einnimmt, ist irgendwann überschuldet. Diese neuen Schulden müssen über Anleihen oder Kredite bei anderen Staaten finanziert werden.

Regimewechsel ohne Schuldenübernahme

Wenn sich das Regime in einem Staat radikal ändert, wurden die Schulden der Vorgängerregierung nicht immer übernommen. So geschehen zum Beispiel 1917, als die damals neue Sowjetunion die Schulden des zaristischen Russland nicht übernahm.

Folgen des Staatsbankrotts

Betroffen von einem Bankrott sind wie auch in der Privatwirtschaft zuerst die Gläubiger. Doch auch die Bürger und der Staat selbst werden stark belastet.

Gläubiger: Leider nein

Für Gläubiger eines Staates, etwa Inhaber von Staatsanleihen, ist das natürlich katastrophal. Denn sie bekommen ihr Geld nicht wieder, oder zumindest einen großen Teil davon. Die Gläubiger von Argentinien warten bis heute auf ihr Geld.

Bei Konkursen von Unternehmen gibt es genaue gesetzliche Regelungen über das Konkursverfahren, die Konkursquote, Masseverwaltung etc. Bei Staaten gibt es so etwas nicht. Es liegt an den Gläubigern selbst, sich zu organisieren.

Ein Beispiel für so eine Organisation ist der "Pariser Club".

Club de Paris

Der Pariser Club (oder: Club de Paris) ist ein internationales Gremium, das sich mit Fragen der Umschuldung und des Schuldenerlasses beschäftigt. Der Club vermittelt zwischen Geberländern und den Ländern, die Probleme mit der Rückzahlung von öffentlichen Krediten oder Entwicklungshilfedarlehen haben.

Staat: Wer einmal kracht, dem leiht man nicht

Aber auch für den betroffenen Staat hat ein Bankrott verheerende Folgen. Denn es ist in den folgenden Jahren sehr schwer, überhaupt noch Kredite von anderen Ländern oder den eigenen Bürgern zu bekommen. Denn verständlicherweise überlegt es sich jeder Kreditgeber sehr genau, einem Pleitier noch Geld zu borgen. Und da ein Staatsbankrott oft nach vielen Jahren der Misswirtschaft folgt, hat der Staat meist nicht die Kraft, sich allein durch die eigene Wirtschaftskraft zu sanieren.

Bürger: Revolte und Krisen

Die Bürger eines bankrotten Staates leiden in erster Linie an der darniederliegenden Wirtschaft. Die Landeswährung verliert meist an Wert, die Unternehmen können nichts mehr investieren, die Arbeitslosigkeit steigt dramatisch an. Meist führen Staatsbankrotte auch zu politischen Unruhen.

Die bekanntesten Beispiele

In den vergangenen Jahrhunderten gab es eine Reihe von Staatsbankrotten. Hier einige gewichtige Beispiele:

  • Deutschland 1923 (Folge des ersten Weltkrieges)
  • Deutschland 1948 (Folge des zweiten Weltkrieges)
  • Sowjetunion 1918 (Nach Übernahme des zaristischen Russland)
  • Russland 1998 (Anleihen um 13,5 Milliarden Dollar fielen aus)
  • Argentinien 2002
  • Grenada 2004 (Hurrikan zerstörte große Teile des karibischen Inselstaats)

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