VW-Aktie: Die Spekulationsblase ist geplatzt

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vw aktie(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Die Kursexplosion der VW-Aktie stand tagelang im Fokus des Geschehens an der Börse. Nun hat Porsche Optionen auf VW-Aktien aufgelöst. Zusätzlich stufte die Deutsche Börse das Papier zurück. Prompt fiel der Wert - von rund 1000 auf etwa 550 Euro.

Mit einem Doppelschlag haben Porsche und die Deutsche Börse die Spekulationsblase bei der Volkswagen-Aktie zum Platzen gebracht. Der Kurs ging bis zum frühen Mittwochnachmittag um etwa 42 Prozent auf 550 Euro zurück. Volkswagen-Großaktionär Porsche hatte zuvor Optionen auf VW-Aktien aufgelöst. Die Deutsche Börse stufte in einem bisher nie dagewesenen Schritt die Gewichtung der VW-Aktie außerplanmäßig im Leitindex DAX auf 10 Prozent zurück. Die Finanzaufsicht leitete eine Untersuchung ein.

Die Finanzaufsicht startet eine Prüfung

Die Schritte von Porsche und Deutscher Börse sollen die beispiellose und von Spekulanten ausgelöste Kursentwicklung der VW-Aktie beruhigen. Am Dienstag war das Papier auf über 1.000 Euro gestiegen, weil offenbar sogenannte Leerverkäufer im großen Stil VW-Aktien nachkaufen mussten.

VW - das teuerste Unternehmen der Welt

Nach Informationen aus dem Markt waren 12 bis 15 Prozent der VW-Anteile an Leerverkäufer verliehen gewesen. Diese Aktien mussten zur Rückgabe wiedergekauft werden. Abzüglich der gut 20 Prozent, die beim Land Niedersachsen liegen, standen den Spekulanten dafür aber nur noch knapp sechs Prozent der Anteile zur Verfügung.

Leerverkäufer kalt erwischt

Die Folge der panikartigen Nachfrage war eine Kursexplosion von 146,62 Prozent auf 520,00 Euro. Das gab dem Wolfsburger Autobauer vorübergehend einen Marktwert von 153 Milliarden Euro - also mehr, als alle anderen europäischen und amerikanischen Konkurrenten zusammen an der Börse kosten. Am Montag war die Aktie zeitweise sogar bis auf 635 Euro gestiegen.

Der überraschende Teil der Porsche-Ankündigung für die Händler waren vor allem die 31,5 Prozent an Optionen auf VW-Aktien. Anders als direkte Beteiligungen müssen Optionen nicht in allen Fällen zeitnah gemeldet werden.

Leerverkäufe

Leerverkäufe sind Geschäfte, bei denen ein Investor auf den sinkenden Kurs einer Aktie setzt und sich dafür gegen eine Gebühr dieses Aktien ausleiht, und anschließend verkauft. Fällt die Aktie wie erwartet, kann er sie später zu einem günstigeren Kurs einkaufen und zurückgeben - und behält die Differenz als Gewinn.

Falls jedoch der Kurs des Papiers entgegen den Erwartungen steigt, wird das ganze Risiko dieses Spekulationsgeschäfts sichtbar: Der Investor muss jeden Marktpreis akzeptieren und bleibt auf dem Schaden sitzen, weil er er zur Rückgabe der ausgeliehenenen Aktie verpflichtet ist.

Die Finanzaufsicht leitete am Mittwoch wegen der Kurssprünge eine Untersuchung ein. Die Behörde prüfe, ob es Anhaltspunkte für Marktmanipulation gebe, sagte eine Sprecherin des Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

Wie viel hat Porsche verdient?

Ein Sprecher der Porsche-Holding erklärte, zunächst seien weniger als ein Prozent der Optionen auf VW-Aktien aufgelöst worden. Wie viel Porsche mit dem Geschäft verdient hat, war zunächst nicht bekannt. Der Sportwagenbauer hatte am Morgen angekündigt, "je nach Marktlage Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien aufzulösen".

Der Konzern wies jegliche Verantwortung für die Preisexplosion der VW-Aktie zurück. Vielmehr hätten sich Leerverkäufer selbst in diese Lage gebracht, hieß es. "Porsche war während dieser Kursbewegungen nicht im Markt aktiv", erklärten die Stuttgarter. Vorwürfe der Kursmanipulation durch Porsche entbehrten jeder Grundlage.

Porsche hatte am Sonntag mitgeteilt, über Optionen oder Eigentum über 74,1 Prozent der VW-Aktien zu verfügen. Daraufhin war es zu Wochenbeginn zu einer Kursexplosion der VW-Aktie gekommen. Porsche stellte am Mittwoch klar, das Ziel bei VW sei trotz Optionsauflösung weiter bis zu 75 Prozent der Anteile. Damit will Porsche dann einen Beherrschungsvertrag bei VW durchsetzen.

VW-Papier verzerrt den Dax völlig

Die Deutsche Börse passt regelmäßig die Gewichtung einzelner Werte im DAX an, zog aber die Entscheidung über VW vor. Bei Handelsschluss am Dienstag hatte der Konzern ein Gewicht von 27 Prozent im wichtigsten deutschen Börsenbarometer. Das hatte den DAX völlig verzerrt, weil der spekulative Anstieg der VW-Aktie den gesamten Index nach oben zog, obwohl die Kurse vieler DAX-Unternehmen gesunken waren. Daraufhin wurde Kritik sowohl an Porsche als auch an der Deutschen Börse laut.

Niedersachsen will laut Ministerpräsident Christian Wulff seine gut 20-prozentigen Anteile an dem Wolfsburger Unternehmen behalten. Wenn das Land seine Aktien verkaufen würde, würde der Kurs ins Bodenlose stürzen, sagte der Ministerpräsident.

(Ag./mar)

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