Zinspolitik: EZB legt Zins-Senkungs-Pause ein

(c) AP (Daniel Roland)
  • Drucken

Der Leitzins der Eurozone bleibt bei zwei Prozent. Auf den Geldmärkten wird laut Raiffeisen Zentralbank (RZB) bereits eine solche Senkung eingepreist.

Wien (b.l./Reuters). Wie von Finanzexperten erwartet, hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Eurozone am Donnerstag nicht weiter gesenkt. Er bleibt bei zwei Prozent. Damit hat die Notenbank eine Zinssenkungspause eingelegt: Seit Oktober hatte sie den Leitzins in mehreren Schritten von 4,25 auf 2,0 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert in ihrer zehnjährigen Geschichte gesenkt.

Im Jänner hatte die Zentralbank aber schon weitere Zinssenkungen für März in Aussicht gestellt, um die gegenwärtige Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Auf den Geldmärkten wird laut Raiffeisen Zentralbank (RZB) bereits eine solche Senkung eingepreist. Das derzeitige Niveau von zwei Prozent sei keine Grenze, sagte auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Er erwartet, dass der Inflationsdruck noch bis Jahresmitte abnehmen wird. Eine Nullzinspolitik wie in den USA hält Trichet aber nicht für angemessen. Die RZB-Experten rechnen mit einer Senkung um weitere 0,25 Prozentpunkte im ersten Halbjahr.

Kritik an der Zinspolitik kam vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die Zinssenkungspause sei fahrlässig, sagte deren Chefvolkswirt Dierk Hirschel. Derzeit gebe es keine Inflationsgefahr (die von Notenbanken oft mit hohen Zinsen bekämpft wird), sondern eine Deflationsgefahr. „Deshalb wäre es angemessen gewesen, die Zinsen weiter auf ein Prozent zu senken“, sagte Hirschel. Andere Notenbanken wie die Bank of England hätten dies erkannt und entsprechend reagiert.

Britischer Leitzins sinkt auf ein Prozent

Einige Stunden vor der EZB hatte die Bank of England den Leitzins für Großbritannien um 0,5 Prozentpunkte auf ein Prozent gekürzt. Das ist ein historisches Tief. Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen bereits auf ein Band zwischen null und 0,25 Prozent reduziert. Der japanische Leitzins liegt gegenwärtig bei 0,1 Prozent. Gegen die Rezession können Notenbanken aber auch mit anderen Mitteln kämpfen als mit Zinssenkungen. So können sie etwa Anleihen kaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.