Fremdwährungskredite stehen vor dem Aus

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Finanzmarktaufsicht verschärft die Gangart. Banken müssen Risken begrenzen. Experten meinen, dass die Auflagen so streng sind, dass die Vergabe von Fremdwährungskrediten praktisch zum Erliegen kommen dürfte.

Wien (APA/höll). Die in Österreich bis vor Kurzem noch sehr beliebten Fremdwährungskredite für private Häuslbauer stehen praktisch vor dem Aus. „Wir wollen im Moment keine weiteren Fremdwährungskredite mehr“, erklärten die Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Kurt Pribil. Die Neuaufnahme von Fremdwährungskrediten soll daher von der Aufsicht drastisch erschwert werden. Die FMA will nur noch sehr spezielle Produkte mit strengen Auflagen erlauben. „Der Fremdwährungskredit darf kein standardisiertes Massenprodukt mehr sein“, stellte Ettl unmissverständlich klar.

Um ihr Ziel zu erreichen, müssen sich alle in Österreich tätigen Banken einer Selbstregulierung unterwerfen, deren Einhaltung von der FMA und der Nationalbank (OeNB) genau überprüft werden soll. Ausnahmen für Kredite in Schweizer Franken soll es künftig beispielsweise nur mehr für jene Vorarlberger geben, die auch ihr Einkommen in Schweizer Franken erhalten. Auch vermögende Privatkunden und Unternehmen sollen ausgenommen werden.

Laut dem FMA-Modell „Selbstregulierung der Kreditwirtschaft unter Aufsicht“ soll es auch keine endfälligen Kredite mit Tilgungsträger mehr geben. Zudem müssen die Banken auf Anordnung der FMA eine mehrjährige Strategie zur nachhaltigen Verringerung des bestehenden Volumens an Fremdwährungskrediten und Tilgungsträgerkrediten festlegen. Weiters muss es eine Strategie zur Beschränkung des Refinanzierungsrisikos geben.

Laut FMA-Vorstand Ettl soll aus dem Fremdwährungskredit ein Spezialprodukt mit strengen Auflagen werden. Banken, die dennoch solche Darlehen vergeben, müssen sich strenge Aufklärungspflichten in ihrer Kundenberatung auferlegen und die Kostentransparenz erhöhen. Auch wenn ein Finanzdienstleister als Berater bei der Kreditvergabe mitwirkt, muss die Bank schlussendlich die Beratung sicherstellen und dokumentieren. Weiters müssen die Institute die Einhaltung dieser Leitlinien quartalsweise durch die interne Revision überprüfen. Experten meinen, dass die Auflagen so streng sind, dass die Vergabe von Fremdwährungskrediten praktisch zum Erliegen kommen dürfte.

Überprüfung Mitte 2010

Im Sommer will die FMA mit den Banken die weitere Vorgangsweise festlegen. Ettl droht den Bankvorständen aber schon jetzt mit behördlichen Konsequenzen, sollten unzureichende Maßnahmen zur Begrenzung der Risken ergriffen werden. Spätestens Mitte 2010 will die FMA die Effizienz ihrer Anordnungen überprüfen und gegebenenfalls Verbesserungen und Alternativen implementieren.

Im ersten Quartal 2009 machten die privaten Fremdwährungskredite noch immer 36,7 Mrd. Euro aus, das waren 30,6 Prozent aller Privatkredite beziehungsweise 12,7 Prozent des gesamten in Österreich vergebenen Kreditvolumens.

AUF EINEN BLICK

Die Finanzmarktaufsicht erschwert die Neuaufnahme von privaten Fremdwährungskrediten drastisch. Ausnahmen geben soll es lediglich für vermögende Privatkunden oder etwa Vorarlberger, die auch ihr Einkommen in Schweizer Franken erhalten, geben. Endfällige Kredite mit Tilgungsträger darf es künftig nicht mehr geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2009)

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