Öl: US-Behörde will Spekulationen verringern

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Banken und Hedgefonds sollen künftig nur noch eingeschränkt Öl-Futures kaufen dürfen. Laut Internationaler Energieagentur haben sich die Investitionen der Finanzinvestoren am Ölmarkt seit 2006 vervierfacht.

Wien (jaz). Die Entwicklung des Ölpreises hielt im vergangenen Jahr die Welt in Atem. Von knapp unter 100 Dollar im Jänner 2008 stieg der Preis auf ein Rekordhoch von rund 145 Dollar im Juli, um im Dezember auf 34 Dollar abzustürzen. Seither legte der Ölpreis zeitweise wieder auf über 70 Dollar zu, in den vergangenen Tagen gab er jedoch erneut nach. Diese Schwankungen hängen vor allem mit der Entwicklung der Weltwirtschaft zusammen. Die zunehmende Ölnachfrage aus Ländern wie China und Indien und die damit verbundene Erwartung geringerer Verfügbarkeit von Öl trieb den Preis an, die globale Rezession ließ ihn abstürzen. Zusätzlich werden jedoch auch Spekulanten häufig als Auslöser oder zumindest als Verstärker dieser preislichen Trends genannt.

Investitionen im Ölmarkt vervierfacht

Daher überlegt die US-Aufsichtsbehörde CFTC nun eine strengere Regulierung des Marktes. Demnach soll die Menge der gehandelten Futures für jene Käufer limitiert werden, die als reine Finanzinvestoren am Markt teilnehmen – also beispielsweise keine Fluglinien sind, die sich gegen steigende Kerosinpreise absichern wollen. Rund ein Fünftel des aktuellen Handelsvolumens geht laut der Behörde auf diese Finanzinvestoren zurück. Laut Internationaler Energieagentur haben sich die Investitionen der Finanzinvestoren am Ölmarkt seit 2006 vervierfacht. Auf den einzelnen Handelsplätzen gibt es zwar bereits Beschränkungen für Investoren. Laut CFTC wurden dabei jedoch oft Ausnahmen gewährt. Künftig soll es daher eine generelle Beschränkung für die gehandelten Futures pro Händler geben. Ähnliche Beschränkungen wurden bereits bei den US-Agrarmärkten für Weizen oder Mais eingeführt.

Politischen Rückhalt gibt es für die CFTC von der Regierung Obama. Aber auch in Europa mehren sich die politischen Stimmen für eine Einschränkung der Freiheit an den Märkten. Laut „Wall Street Journal“ explizierten der britische Premier Gordon Brown und Frankreichs Präsident Nicholas Sarkozy in einer gemeinsamen Erklärung, dass der „gefährlich volatile“ Ölpreis „das Vertrauen in die Erholung unterminieren“ könnte. Laut Goldman Sachs verringert ein Ölpreisanstieg um zehn Prozent das globale Wirtschaftswachstum um 0,4 Prozent.

Von den betroffenen Banken und Fonds gibt es großteils Ablehnung für die Pläne der CFTC. „Spekulanten spielen eine wichtige Rolle. Sie sorgen für genügend Liquidität im Markt“, sagt Addison Armstrong vom Händler TFS Energy Futures. Von manchen kommt aber auch Zustimmung. So meinte Edward Morse vom Broker LCM zur „New York Times“: „Der Regulator ist verantwortlich dafür, dass der Markt funktioniert. Und es ist die Lehre aus den vergangenen Monaten, dass die Märkte nicht so gut funktioniert haben, wie sie sollten.“

Zwiebelspekulationen verboten

Ob die Beschränkung von Spekulationen die Volatilität senkt, ist nicht klar zu beantworten. So gibt es bislang nur ein Lebensmittel, auf das man nicht spekulieren darf: die Zwiebel. Die US-Zwiebelbauern haben das 1958 durch Lobbying erreicht. Eine geringere Volatilität brachte es jedoch nicht. So verfünffachte sich der Zwiebelpreis zwischen Oktober 2006 und April 2007, stürzte bis März 2008 um 96 Prozent ab und stieg bis April des Vorjahres erneut um 300 Prozent.

Dabei ist jedoch anzufügen, dass das Angebot an Zwiebeln von anderen Faktoren – Ernteerträge aufgrund des Wetters – als jenes des Öls, Stichwort Ölkartell Opec, abhängt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2009)

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