Datenschutz: Banken tauschen Kreditanfragen von Kunden aus

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Konsumentenschützer halten diese Vorgangsweise für äußerst bedenklich. Auch die Möglichkeit für Vergleichsangebote werde erschwert, wenn die Banken auch schon Anfragen abspeichern und austauschen.

Wien(höll). Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt, dass sich durch mehrere Kreditanfragen bei verschiedenen Banken unter Umständen die Bonität verschlechtern kann. Denn die Institute tauschen die Informationen untereinander aus. Führt jemand beispielsweise bei einer Raiffeisenbank ein Kreditgespräch, werden die Daten in ein bankenübergreifendes System aufgenommen, in das auch Konkurrenzinstitute einsehen können. Auch Ablehnungen werden dort gespeichert. Als Basis dafür dient das vom KSV entwickelte Bonitätssystem.

„Aus Sicht des Konsumentenschutzes ist diese Vorgangsweise bedenklich“, sagt VKI-Chefjurist Peter Kolba im „Presse“-Gespräch. „Lehnt eine Bank einen Antrag ab, wird es vermutlich schwer sein, bei der Konkurrenz einen Kredit zu bekommen“, so Kolba. Auch die Möglichkeit für Vergleichsangebote werde erschwert, wenn die Banken auch schon Anfragen abspeichern und austauschen. Datenschützer Hans Zeger verlangt, dass die Informationen zumindest nach einer gewissen Zeit gelöscht werden. „Es kann nicht sein, dass Ablehnungen jahrelang gespeichert werden“, so Zeger. Die Banken wollten sich dazu nicht äußern.

Kleine Firmen blitzen ab

In der Wirtschaftskrise lassen die Banken besonders kleine Firmen bei Kreditanfragen abblitzen. Im ersten Halbjahr 2009 wurde in der Eurozone jeder achte Kreditantrag von Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeiter abgelehnt, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei Firmen mit weniger als zehn Beschäftigten sei nur die Hälfte der Anträge zur Gänze bewilligt worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2009)

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