Rosskur für Monte Paschi

A man walks on a logo of the Monte Dei Paschi Di Siena bank in Rome
A man walks on a logo of the Monte Dei Paschi Di Siena bank in Rome(c) REUTERS (© Alessandro Bianchi / Reuters)
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Die Krisenbank will mittels Geldspritze, Massenentlassungen und Filialschließungen 2019 wieder eine Milliarde Gewinn machen.

Wien. Die älteste Bank der Welt, die toskanische Monte dei Paschi, dürfte noch länger für Negativschlagzeilen und rote Zahlen sorgen. Ihr erst sechs Wochen im Amt befindlicher Chef, Marco Morelli, gibt sich jedoch zuversichtlich. Er will das Ruder mit drastischen Mitteln herumreißen und ließ am Dienstag doppelt aufhorchen: Die faulen Kredite, auf denen die Bank sitzt, sind Gift. Sie machen höhere Abschreibungen als bislang kalkuliert nötig und dürften den Jahresverlust heuer auf 4,83 Mrd. Euro treiben. Gegengift stehe aber parat: Morelli kündigte einen umfassenden Sanierungsplan an.

Streichung von 2600 Stellen

Bis 2019 sollen 2600 Stellen gestrichen und 500 der 2000 Filialen geschlossen werden. Das sind gut zehn Prozent der derzeitigen Arbeitsplätze – oder neun Prozent der Personalkosten. Außerdem will sich die Bank von einigen Geschäftszweigen verabschieden, stärker auf Digitalisierung setzen und die Managerstruktur verschlanken.

Daneben ist die Auslagerung von notleidenden Krediten, dem größten Problem des Bankhauses aus Siena, in Höhe von rund 28 Mrd. Euro in eine Sondergesellschaft geplant. Insgesamt belaufen sie sich derzeit brutto auf 45,6 Mrd. Euro. Um sich für die drohenden Ausfälle zu wappnen, fehlt der Bank das nötige Eigenkapital. Dementsprechend schnitt sie in den europäischen Bankenstresstests 2014 und heuer am schlechtesten ab.

Mit dem Kreditverkauf soll eine Kapitalerhöhung in Höhe von fünf Milliarden Euro einhergehen. Abhängig von den Marktverhältnissen will Morelli sie etwa Anfang Dezember vollziehen. Einen Plan B zu der Finanzspritze gebe es nicht. Den Segen des Verwaltungsrats der Bank für den Sanierungsplan hat er bereits. Die Aktionäre sollen ihren bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 24. November erteilen. Die Suche nach Investoren, die die Kapitalspritze mittragen, hat bereits begonnen. Laut der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ will sich der britische Investmentfonds Attestor Capital mit bis zu einer Milliarde Euro beteiligen, weitere ausländische Fonds hätten ebenfalls Interesse signalisiert. Morelli erwartet mithilfe des Sanierungsplans für 2019 einen Nettogewinn von 1,1 Mrd. Euro. Die Aktionäre begrüßten das am Dienstag – die Aktie der Bank stieg kurz nach Verlautbarung des Plans um 20 Prozent auf 0,41 Euro und musste kurzfristig vom Handel ausgesetzt werden. Über das gesamte Jahr betrachtet büßte sie dennoch 70 Prozent ihres Werts ein.

Unsicheres politisches Umfeld

Die Umsetzung des im Sommer vereinbarten Rettungsplans, bei dem die Kreditauslagerung und die Kapitalerhöhung vereinbart wurden, wird durch das aktuell politisch unsichere Umfeld erschwert. Am vierten Dezember will Italiens Ministerpräsident, Matteo Renzi, über seine Verfassungsreform abstimmen lassen. Investoren fürchten, dass bei einem Nein politisches Chaos folgen könnte. Sollte der Rettungsplan scheitern, wird damit gerechnet, dass Monte dei Paschi nach europäischen Rettungsregeln mit Staatsgeld aufgefangen werden muss. (ag./loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2016)

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