Wiener Börse: ATX weitet bis Mittag Verluste aus

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Somit blieb der Wiener Aktienmarkt deutlich tiefer in der Verlustzone, als das ebenfalls schwächelnde europäische Handelsumfeld.

Die Wiener Börse hat ihre deutlichen Verluste am Freitag belastet durch negativ aufgenommene Geschäftszahlen der Erste Group bis Mittag ausgeweitet. Der ATX wurde bei moderatem Volumen um 12.00 Uhr mit 2.414,12 Punkten errechnet, das ist ein Minus von 55,08 Punkten bzw. 2,23 Prozent. Zum Vergleich: DAX/Frankfurt -0,82 Prozent, FTSE-100/London -1,32 Prozent und CAC-40/Paris -0,83 Prozent.

Somit blieb der Wiener Aktienmarkt deutlich tiefer in der Verlustzone, als das ebenfalls schwächelnde europäische Handelsumfeld. Allerorts hatten schwache Vorgaben aus Asien und New York belastet. Vor allem der ungewisse Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen sorgt laut Analysten für Nervosität an den Märkten, der breit gefasste New Yorker S&P-500-Index könnte mit einem Minus zum Wochenausklang seinen längsten Negativlauf seit 1980 hinlegen.

Ein Analyst von ETX Capital wertet die Wahlen in den USA als ein "Brexit-like event", sollte der republikanische Kandidat Donald Trump gewinnen, stehe Aktien und dem US-Dollar ein Abverkauf bevor. Falls die demokratische Kandidatin Hillary Clinton triumphiere, könne es hingegen deutlich bergauf gehen.

Erste-Bank-Papier knickt ein

Zudem wird zum Wochenausklang der offizielle Arbeitsmarktbericht für Oktober veröffentlicht. Davon erhoffen sich Börsianer Aufschlüsse zum Timing der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed. Bereits am Vormittag wurde bekannt, dass die Stimmung der Dienstleister in der Eurozone sich im Oktober laut einer Eurostat-Zweitschätzung deutlich weniger als erwartet verbessert hat.

In Wien kommt unterdessen die Berichtssaison immer mehr in Schwung. Nach Zahlen beider Konzerne säumten die Aktien der Erste Group und Andritz das untere und obere Ende der Kurstafel. Während Erste Group um 6,94 Prozent auf 26,20 Euro einknickten, erhöhten sich Andritz als einziger Kursgewinner im ATX um 2,06 Prozent auf 48,05 Euro.

Trotz einer angekündigten Dividendenverdopplung für 2016 auf 1,00 Euro geriet die Erste-Aktie somit stark unter Druck. Mit einem Nettogewinn von 1,18 Mrd. Euro bis September, historisch tiefen Kreditrisikokosten im dritten Quartal und einem harten Kernkapital von 13 Prozent zeigt man sich seitens der Bank zufrieden. Nicht aber mit einem fast 11-prozentigen Rückgang des Betriebsgewinns. 2017 kommen zudem wieder höhere Kosten auf die Bank zu.

Die Analysten der Citigroup sehen den Nettogewinn der Ersten zwar leicht über der Konsensusschätzung, was jedoch vorrangig geringeren Rückstellungen geschuldet sei. Die Kernerlöse seien "enttäuschend", denn beim Nettozinsertrag sowie den Gebühren seien die Erste-Zahlen schwächer ausgefallen als erwartet. Auch die Kosten seien etwas höher als prognostiziert. Deshalb erwarte man sich auch eine negative Marktreaktion, schlussfolgert Citi-Analyst Simon Nellis.

Andritz deutlich im Plus

Gut aufgenommen wurde von den Anlegern das Zahlenwerk von Andritz. Mit einem Gruppenumsatz von 1,48 Mrd. Euro im dritten Quartal blieb der steirische Maschinenbauer zwar etwas unter den Erwartungen von Analysten, die im Vorfeld im Schnitt 1,50 Mrd. Euro prognostiziert hatten. Mit dem Konzernergebnis im dritten Quartal von 73,9 Mio. Euro konnten die auf 69,3 Mio. Euro lautenden Prognosen dagegen übertroffen werden. Auch der Auftragseingang fiel mit 1,47 Mrd. Euro höher aus als die erwarteten 1,45 Mrd. Euro.

Die Analysten der Baader Bank sehen den Auftragseingang bei Andritz leicht über den Schätzungen, die Verkäufe seien jedoch weiterhin schwach und unter den Konsensusschätzungen ausgefallen. Die operative Marge habe jedoch ebenfalls positiv überrascht, während der "unspezifizierte" Konzernausblick für 2016 unverändert geblieben sei, schreibt Baader-Experte Peter Rothenaicher.

Auch für Raiffeisen Bank International ging es um 2,77 Prozent bergab. Die Bank hat zur Wochenmitte angekündigt, ihre polnische Leasinggesellschaft Raiffeisen Leasing Polska S.A. um 850 Millionen polnische Zloty (rund 200 Mio. Euro) an die PKO Leasing zu verkaufen. Die Analysten der Schweizer UBS bezeichnen die Transaktion in einem Kommentar als "wertsteigernd" für die RBI.

Das bisherige Tageshoch verzeichnete der ATX kurz nach Sitzungsbeginn bei 2.471,10 Punkten, das Tagestief lag gegen 11.46 Uhr bei 2.413,85 Einheiten. Der ATX Prime notierte zum oben genannten Zeitpunkt 2,03 Prozent tiefer bei 1.227,07 Punkten. Im prime market zeigten sich drei Titel mit höheren Kursen, 36 mit tieferen und einer unverändert.

Bis dato wurden im prime market 2.495.802 (Vortag: 2.427.098) Stück Aktien umgesetzt (Einfachzählung) mit einem Kurswert von rund 83,88 (62,74) Mio. Euro (Doppelzählung). Umsatzstärkstes Papier ist bisher Erste Group mit 759.878 gehandelten Aktien, was einem Kurswert von rund 40,35 Mio. Euro entspricht.

(APA)

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