Aktienrückkäufe: Wenn Firmen sich selbst kaufen

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Themenbild(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Buy-back-Programm erhöhen den Gewinn je Aktie für Anleger. Dennoch sollten die Motive immer kritisch hinterfragt werden.

Wien. Auf den ersten Blick scheint der Vorgang ein wenig paradox zu sein: Immer öfter kaufen börsenotierte Unternehmen nämlich eigene Aktien zurück. Allein in den USA wurde in den vergangenen zwölf Monaten mit einem Wert von rund 700 Milliarden Dollar ein Rekordhoch erreicht, verweist Schoellerbank-Analyst Jakob Frauenschuh auf den wachsenden Trend, der allmählich auch auf Europa überschwappt. Hier erreichte die Summe 120 Milliarden Euro.

Selbst bei Anlegern ist es zunehmend ein Thema, auch wenn Aktienrückkäufe „derzeit eher noch unbekannt sind“, meint Michael Huber, Vertriebsleiter für PowerShares für Deutschland und Österreich. Frauenschuh kann die Entwicklung durchaus nachvollziehen: „Aktienrückkäufe sind eine Investition in die eigene Aktie, etwa wenn andere Investitionsmöglichkeiten fehlen und der Kurs womöglich auch noch günstig ist.“ Für verbleibende Aktionäre hat es den angenehmen Nebeneffekt, dass sich deren Gewinn je Aktie erhöht.

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Freilich könnte ein Unternehmen stattdessen Dividenden anheben. Dann müssten Anleger aber Steuern auf die höheren Ausschüttungen bezahlen, betont der Schoellerbank-Experte. „Zudem lässt sich ein Ende des Programms leichter kommunizieren als eine mögliche Dividendenkürzung, falls dies einmal notwendig sein sollte.“ Selten werden solche Nachrichten vom Aktienmarkt positiv aufgenommen.

Auch wenn deshalb ein Aktienrückkaufprogramm den Aktienkurs oftmals stützt, sollte die Ankündigung zuerst sorgfältig hinterfragt werden, mahnt Frauenschuh: „Will das Management etwa den Kurs für die eigenen Stock-Options stützen oder damit eine schwache Wertentwicklung kaschieren, sollte man Vorsicht walten lassen.“ Auch sollte ein Buy-back, wie der Vorgang im englischen Fachjargon genannt wird, nicht auf Kosten steigender Schulden durchgeführt werden. „Dann ist ein Aktienrückkauf meist nicht nachhaltig.“ Das Eigenkapital sollte deshalb nicht allzu sehr sinken. Zudem werden die Zinsen allmählich wieder ansteigen, dann verteuert sich der Krediteinsatz.

IT-Unternehmen vorn dabei

Kein Wunder, dass es vor allem Branchen mit einem hohen Cashflow sind, die an oberster Stelle bei den Rückkäufen stehen. Genauer gesagt führt die Informationstechnologiebranche die Liste an, gefolgt von Teilen der Konsumbranche sowie Industrietiteln. Konkret sind es in den USA zum Beispiel General Electric, Microsoft oder Oracle. In Europa gehören Nestlé, Vivendi oder ABB dazu. Die geringsten Buy-backs gibt es in der Versorger- sowie der Telekombranche. Genauer gesagt wurden in den vergangenen zwölf Monaten in den USA gut 3,3 Prozent der Marktkapitalisierung gekauft, in Europa waren es 2,2 Prozent.

Dabei gibt es für Anleger eine spesengünstige Möglichkeit, auf einen ganzen Korb an Unternehmen zu setzen, die Buy-back-Programme laufen haben, mittels sogenannten ETFs. Exchange Traded Funds werden laufend an der Börse gehandelt und bilden einen Index passiv ab. So setzt etwa der PowerShares Global Buyback Achievers auf US-Unternehmen und internationale Firmen, die das ausstehende Aktienvolumen in den vergangenen zwölf Monaten um zumindest fünf Prozent gesenkt haben. Für den MSCI Europe Buyback kommen hingegen 15 entwickelte Länder in Europa infrage.

Für Huber von PowerShares gibt es jedenfalls gute Gründe, weshalb das Thema zunehmend im Fokus stehen dürfte: „Angesichts fehlender Zinseinnahmen wenden sich immer mehr Anleger der Aktienseite zu, in der Hoffnung auf stabile Erträge.“ Dabei liege die sogenannte Buy-back-Rendite (Volumen der Aktienrückkäufe dividiert durch die Index-Marktkapitalisierung) über jener von Dividendenrenditen, rechnet Huber weiters vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2016)

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