Unternehmen setzen auf Wertpapiere statt auf Investition

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Aktien und B�rse(c) bilderbox (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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Unternehmen in der Eurozone sitzen auf rekordhohen Bargeldbeständen. Das Geld nutzen sie aber nicht, um sich für die Zukunft zu rüsten.

Wien. Unternehmen in Europa beginnen damit, das Rekordvolumen an Barmitteln, das sie seit der Finanzkrise angehäuft haben, abzubauen. Doch geben sie die Gelder nicht so aus, wie die Europäische Zentralbank sich das vorgestellt hat. Noch im Juni des Vorjahres sind die Barbestände der größten Unternehmen in der Eurozone auf den Höchstwert von 697 Mrd. Euro angeschwollen, wie Daten der Agentur Bloomberg zeigen. Bis Ende September dieses Jahres ist der Wert auf 646 Mrd. Euro gefallen.

Dies deutet darauf hin, dass die Konzerne das Geld lieber in kurzfristige Wertpapiere stecken, anstatt es für ihre Expansion oder Investitionen zu nutzen. Die konjunkturellen Unsicherheiten sind dafür zu hoch. Und so suchen die Unternehmen in Europa nach Wegen, um ihre Kosten für das Halten von Barmitteln zu reduzieren. „Wenn die Unternehmen damit beginnen, Barmittel für den Kauf von Finanzwertpapieren auszugeben, wird sich zwar der Finanzmarkt erholen. Doch es werden keine Arbeitsplätze geschaffen, und wir bekommen es mit mehr Ungleichheit zu tun“, sagt Alberto Gallo von Algebris Investments.

Firmen bald auf Kreditmarkt?

Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone hat sich im zweiten Quartal auf 0,3 Prozent verlangsamt. Die Inflation kletterte zwar auf eine Jahresrate von 0,4 Prozent, doch liegt der Wert nach wie vor unter dem Ziel der Notenbank. „Zusätzliche Zinssenkungen würden keine zusätzlichen Investitionen oder höheren Inflationsraten nach sich ziehen“, sagt Arnd Zinnhardt, Finanzvorstand bei der Software AG.

Bislang haben zudem nur wenige Unternehmen die Kompetenz, ihre Barmittel auf den Kreditmärkten einzusetzen, doch mehr Firmen könnten angesichts des Niedrigzinsumfeldes damit beginnen, meint Jose Linares von JP Morgan Chase & Co. „Falls wir uns in einem ausgedehnten Umfeld von niedrigen oder negativen Zinsen aufhalten, müssen sich vielleicht mehr Unternehmen diese Optionen ansehen.“ Für Unternehmen wäre das immerhin eine Möglichkeit, sich von ihren Barbeständen zu trennen. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2016)

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